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# taz.de -- Kampf um irakische Stadt Mossul: „Das ist der totale Krieg“
> Für den „Islamischen Staat“ wird die Lage in seiner Hochburg schwierig.
> Nun soll IS-Chef Al-Bagdadi zum Durchhalten aufgefordert haben.
Bild: Peschmerga-Kämpfer bei der Anti-IS-Operation südöstlich von Mossul
Kairo taz | Der „Islamische Staat“ (IS) steht unter Druck. [1][In seiner
irakischen Hochburg Mossul hat die irakische Armee in den vergangenen Tagen
die ersten Außenbezirke erreicht]. Im Westen der Stadt sind schiitische
Milizen gerade dabei, die einzigen Nachschubwege nach Syrien abzuschneiden.
Nun hat sich möglicherweise das Oberhaupt des IS persönlich zu Wort
gemeldet. Wenn es denn stimmt, dass die jetzt veröffentlichte Tonaufnahme
tatsächlich von dem Kalifen des IS, Abu Bakr Al-Bagdadi, handelt. In der
31-minütigen Audiobotschaft ruft ein Sprecher unmissverständlich zum
letzten großen Gefecht auf: „Das ist der totale Krieg und der große
Dschihad, den der Islamische Staat kämpft, mit dem, so Gott will, unser
Glauben ebenso gestärkt wird, wie unsere Überzeugung, dass das der Auftakt
zu unserem Sieg ist“.
Wenn dies tatsächlich Worte Al-Baghdadis sind, über den spekuliert wird,
dass er sich in Mossul versteckt haben soll, dann geht es in der Botschaft
vor allem darum, seine Anhänger zum Durchhalten aufzurufen. „Zieht Euch
nicht zurück! Mit Ehre standzuhalten ist tausendmal einfacher, als ein
Rückzug in Schande“, sagt der Sprecher und warnt vor „jeglicher Schwäche …
Angesicht des Feindes“. Die Kämpfer des IS sollten ihren Emiren vor Ort
gehorchen und sich den Angreifern unerschrocken in den Weg stellen.
Unmissverständlich ist auch, dass er den Krieg weit über die Grenzen
Mossuls hinaustragen möchte. „Geht hin mit Gottes Segen, denn das ist euer
Krieg. Verwandelt die Nächte der Ungläubigen in Tage, an denen ihr deren
Heime verwüstet und einen Fluss von Blut produziert“, heißt es in der
Aufnahme weiter.
Besondere Aufmerksamkeit wird dort zwei Staaten geschenkt. Der Redner ruft
zu Anschlägen in Saudi Arabien auf und eine besondere Passage widmet sich
der Türkei. „Die Türkei ist heute Teil eures Dschihad-Projektes. Verlasst
euch auf Gott und marschiert dort ein. Überwältig ihre Sicherheit, beendet
ihren Wohlstand und lockt sie in die Zone heftiger Kämpfe. Soldaten des
Kalifats, der türkische Soldat ist zu euch gekommen. Ihr Blut ist billig
und widerlicher als das von Hunden“. Sollte die Aufnahme von Al-Baghdadi
stammen, wäre es die erste Audiobotschaft an seine Anhänger seit Dezember
2015.
Damals versicherte er, dass russische und amerikanische Luftangriffe in
Syrien die militante Gruppierung nicht schwächen könnten. De facto hat der
IS aber seit diesem Jahr große Teile seines Territoriums eingebüßt. Mit der
Mossul-Offensive droht den Dschihadisten nun, dass sie ihre wichtigste
Hochburg im Irak verlieren.
## Zeitpunkt eingrenzbar
Der Zeitpunkt der Aufnahme lässt sich immerhin eingrenzen. Erwähnt wird der
Tod des Al-Baghdadi-Vertrauten und IS-Sprechers Abu Mohammed Al-Adnani. Der
IS hatte am 30. August zugegeben, dass Al-Adnani in der syrischen Provinz
Aleppo ums Leben kam. Sowohl die USA als auch Russland reklamierten dessen
Tod für sich. Im vergangenen Monat erklärte das Pentagon dann, dass
Al-Adnani bei einem US-Luftangriff getötet wurde.
Wenn die Stimme der Aufnahme also Al-Baghdadi zugeordnet werden kann, war
dieser, trotz manchen gegenteiligen Spekulationen, zumindest Ende August
noch am Leben.
Erst diese Woche wurde der Stabschef des kurdischen Präsidenten Mahmud
Barsani mit den Worten zitiert, dass Bagdadis Tod das Ende des IS einläuten
würde. Ähnliche Spekulationen gab es auch als 2006, als der irakische
Al-Qaida-Chef Abu Musab Zarkawi bei einem US-Luftangriff getötet wurde.
Damals hoffte Washington auf ein Ende von Al-Qaidas im Irak. Eine Hoffnung,
die sich nicht erfüllen sollte. Al-Baghdadi ist sicherlich eine wichtigere
Symbol-Figur für den IS, als es Zarkawi damals für Al-Qaida war, da er sich
selbst zum Kalifen eines vom IS gehaltenen Territoriums ernannt hat. Aber
jeder Kalif findet seinen Nachfolger, und selbst bei einem Ende des IS
würden die militanten Islamisten aller Wahrscheinlichkeit nach in einer
anderen Form wieder auftauchen.
Als Barack Obama vor sieben Jahren sein Amt antrat, wurde Al-Qaida als die
größte Bedrohung angesehen. Damals war der IS noch nicht am politischen
Horizont aufgetaucht. Islamistische Militanz wird immer neue Formen finden,
solange die Probleme, vor deren Hintergrund die Dschihadisten ihre Anhänger
rekrutieren, nicht gelöst sind. Im Irak wird sehr viel davon abhängen, wie
die Zentralregierung in Bagdad im Falle einer erfolgreichen
Mossul-Offensive den sunnitischen Bevölkerungsanteil wieder ins politische
System einbinden kann.
3 Nov 2016
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## AUTOREN
Karim Gawhary
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