# taz.de -- Umstrittene Armenien-Resolution: Keine Distanzierung der Regierung | |
> Die Armenien-Resolution des Bundestags belastet die deutsch-türkische | |
> Beziehung. Nun erklärt Regierungssprecher Steffen Seibert die Haltung | |
> Berlins. | |
Bild: Die Bundesregierung steht weiter hinter der Entscheidung des Bundestags v… | |
Berlin dpa | Die Bundesregierung will trotz der schweren Belastung des | |
deutsch-türkischen Verhältnisses nicht auf Distanz zur umstrittenen | |
Armenien-Resolution des Bundestages gehen. „Davon kann überhaupt keine Rede | |
sein“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag zur Haltung | |
Berlins mit Blick auf einen anderslautenden Medienbericht. | |
Spiegel Online [1][hatte berichtet], Auswärtiges Amt und Kanzleramt hätten | |
sich darauf geeinigt, dass Seibert vor die Presse treten und sich im Namen | |
der Regierung von der Resolution distanzieren solle. | |
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte am Freitagmorgen nach | |
einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Berlin: „Der | |
Deutsche Bundestag hat jedes Recht und die Freiheit, sich zu politischen | |
Fragen zu äußern.“ Der Bundestag sage aber auch selbst, dass „nicht jede | |
Resolution einen rechtliche Bindung“ habe. Ein Außenamtssprecher sagte | |
später: „Herr Steinmeier stand, er steht und er wird zu der | |
Armenien-Resolution des Deutschen Bundestages stehen.“ | |
In der Resolution des Parlaments von Anfang Juni werden die Verbrechen an | |
den Armeniern im Ersten Weltkrieg mit – nach Historiker-Schätzungen – bis | |
zu 1,5 Millionen Toten als Völkermord eingestuft. Die deswegen verärgerte | |
Türkei verweigert deutschen Abgeordneten seit Verabschiedung des Papiers | |
den Besuch bei den in Incirlik stationierten Bundeswehrsoldaten. | |
## Irritation in der Unionsfraktion | |
In der Unionsfraktion lösten die Berichte am Morgen Irritationen aus. Der | |
stellvertretende Fraktionsvorsitzende Stephan Harbarth sagte vor Beginn | |
einer Sitzung: „Die Position der Unionsfraktion bleibt unverändert.“ Im | |
Fraktionsvorstand hieß es, eine Distanzierung durch Bundeskanzlerin Angela | |
Merkel (CDU) wäre „das völlig falsche Signal“ an den türkischen Präside… | |
Tayyip Recep Erdogan, der vor allem türkischstämmige Bundestagsabgeordnete | |
nach der Resolution persönlich angegriffen hatte. | |
Merkel hatte seinerzeit zwar an der Abstimmung im Bundestag nicht | |
teilgenommen, bei der vorherigen Probeabstimmung in der Fraktion aber mit | |
den Abgeordneten für die Resolution gestimmt. Eine Regierungssprecherin | |
hatte damals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Merkel die Resolution | |
unterstützt habe. Auch Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) und Außenminister | |
Steinmeier nahmen an der Abstimmung im Juni nicht teil. | |
Die stellvertretende SPD-Vorsitzende und Bundesfamilienministerin Manuela | |
Schwesig lehnte eine Distanzierung von der Resolution ebenfalls ab. „Davon | |
halte ich gar nichts“, sagte sie dem Sender N24. | |
Die Bundeswehr hat in Incirlik im Süden der Türkei mehr als 200 Soldaten | |
sowie sechs Tornado-Aufklärungsjets und ein Tankflugzeug stationiert. Sie | |
sollen den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) unterstützen. | |
Zuletzt hatte die Bundesregierung betont, sie wolle sich im Streit mit der | |
Türkei über das Besuchsverbot nicht unter Druck setzen lassen. | |
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte zuvor in Ankara ein | |
deutsches Entgegenkommen in der Frage der Armenien-Resolution zur Bedingung | |
für eine Lösung des Incirlik-Streits gemacht. | |
2 Sep 2016 | |
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