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# taz.de -- Kartellwächter prüfen Müllgebühren: Bingo mit der Müllabfuhr
> Der Wettbewerb funktioniert bei der Entsorgung von Hausabfällen offenbar
> nicht richtig. Immer weniger Anbieter teilen sich den Markt.
Bild: Das Geschäft mit dem Müll ist ein schmutziges
BERLIN taz | Zahlen viele Deutsche zu hohe Müllgebühren? Um das zu prüfen,
will das Bundeskartellamt im Herbst eine groß angelegte Sektoruntersuchung
der Branche starten. „Wir schauen uns den gesamten Bereich der
Haushaltsabfälle an“, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt.
Hintergrund der Prüfung sind die seit Jahren in der Kritik stehenden stark
unterschiedlichen Müllgebühren. Die hat der Eigentümerverband Haus und
Grund im Juni in den 100 größten deutschen Städten verglichen, zwischen der
günstigsten und der teuersten Kommune liegen demnach fast 800 Euro im Jahr.
Betragen die Gebühren für einen Vier-Personen-Haushalt bei wöchentlicher
Leerung von Rest-, Bio-, Sperrmüll und Altpapier in Leverkusen 909 Euro, in
Moers 666 Euro und in Karlsruhe 578 Euro, zahlen die Kunden in Mainz 144
Euro, in Flensburg 147 Euro und in Nürnberg 153 Euro. Der Bund der
Steuerzahler NRW witterte schon eine „Verschwörung gegen den Verbraucher“.
Dass sich die Unterschiede allein mit abweichenden Standortbedingungen
erklären lassen, glaubt Mundt nicht.
„Da werden zum Teil Äpfel mit Birnen verglichen“, meint hingegen Florian
Knappe, Leiter des Teams Kreislaufwirtschaft beim Heidelberger ökologischen
Forschungsinstitut Ifeu. Die unterschiedlichen Kosten erklärten sich auch
durch unterschiedliche Leistungen und Aufwände. So spielt es für die
Entsorger eine Rolle, ob die Gemeinde dicht besiedelt ist. Auch die Größe
der Müllbehälter, Leerungsintervalle oder Kosten für Müllverbrennung sind
relevant. Allerdings, bestätigt Knappe, „sinkt die Zahl der Akteure auf dem
Markt“. Tatsächlich haben sich in der Branche Riesen wie Remondis, Suez
oder Veolia gebildet.
Der Verband kommunaler Unternehmen und der Eigentümerverband begrüßten die
Ankündigung des Kartellamts. Die Wettbewerbswächter werden vor allem die
kommunalen Ausschreibungen für die Müllabfuhr unter die Lupe nehmen, an der
sich immer weniger Firmen beteiligen.
Im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern hatten
beispielsweise bei der jüngsten Ausschreibung nur noch zwei Anbieter
mitgemacht. Die Preise für die Müllabfuhr wären dann um bis zu 100 Prozent
gestiegen. Der Landkreis entschied sich in der Folge, die Müllentsorgung
wieder selbst zu übernehmen.
18 Aug 2016
## AUTOREN
Kai Schöneberg
## TAGS
Kartellbehörde
Müllabfuhr
Preisabsprache
Bundesverwaltungsgericht
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China
Müll
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Senat Bremen
Abfallwirtschaft
Kreislaufwirtschaft
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