| # taz.de -- Streit über Müllgebühren: Raus aus der Schmuddelecke | |
| > Mieter und Vermieter wehren sich gegen rot-grüne Pläne einer neuen Gebühr | |
| > für die Wegereinigung. Denn Hamburg müsse bezahlbar bleiben | |
| Bild: Wer zahlt für die Reinigung? Schmuddelecke in der Hafencity | |
| Da sind sie sich mal einig: Mieter und Vermieter sprechen sich gegen die | |
| vom rot-grünen Senat geplante Straßenreinigungsgebühr aus. Diese sei „nicht | |
| zumutbar“, sagte am Montag Andreas Breitner, Geschäftsführer des Verbandes | |
| norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), der in der Stadt fast 300.000 | |
| Wohnungen vertritt. Ihm sei „schleierhaft, wie man angesichts eines | |
| Neubaubedarfs von 10.000 Wohnungen pro Jahr auf so eine Idee kommen kann“, | |
| so Breitner: „Hamburg benötigt bezahlbaren Wohnraum.“ | |
| Statt Mieter zur Kasse zu bitten, sollten vielmehr die tatsächlichen | |
| Verursacher in der „Event-Stadt Hamburg“ mit jährlich fast 100 Millionen | |
| Tagesgästen und zwölf Millionen Übernachtungen zahlen, sagte der | |
| Vorsitzende des Mietervereins zu Hamburg, Siegmund Chychla. Nach seiner | |
| Einschätzung würden die Grundeigentümer die Gebühr nach dem geltenden | |
| Betriebskostenrecht einfach an die 700.000 Mieterhaushalte weiterreichen. | |
| Diese damit zu belasten, sei jedoch „unverantwortlich“, kritisiert Chychla. | |
| Nach den Plänen der Umweltbehörde sollen die Zuständigkeiten für die | |
| Reinigung neu organisiert werden. „Die Bezirke wollen wir von der | |
| Müllentsorgung in den Grünanlagen entlasten, sodass sie unterm Strich | |
| deutlich mehr Geld für die Parkpflege ausgeben können“, sagte Kerstan. Die | |
| Reinigung des öffentlichen Raums, also von Straßen, Wegen und Grünanlagen, | |
| werde künftig aus einer Hand durch die Stadtreinigung erfolgen. Zudem | |
| würden in Straßen und Grünanlagen zusätzlich 1.000 Papierkörbe aufgestellt. | |
| „Wir wollen konkret ran an die Schmuddel-Ecken, die es in Hamburg immer | |
| noch gibt“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Die Kosten dafür | |
| sollen von Januar 2018 an analog zu anderen Großstädten über eine neue | |
| Straßenreinigungsgebühr aufgebracht werden, deren Höhe noch ermittelt | |
| werde. „Im öffentlichen Raum gibt es durchaus Sauberkeitsdefizite“, | |
| begründete Kerstan die Pläne. | |
| SPD-Fraktionschef Andreas Dressel unterstützt das Vorhaben. Klar sei aber: | |
| „Wenn wir die Bürger mit einer neuen Gebühr maßvoll beteiligen wollen, | |
| brauchen wir stadtweit ein buchstäblich sauberes Ergebnis.“ Auch sein | |
| Grünen-Kollege Anjes Tjarks hält „eine maßvolle Erhöhung für vertretbar, | |
| wenn die Menschen das Ergebnis im wahrsten Sinne des Wortes spüren und | |
| sehen“. | |
| CDU und FDP sprechen hingegen von „Bürger-Abzocke“ in Zeiten sprudelnder | |
| Steuereinnahmen. Kerstan solle „mit konkreter Realpolitik dafür sorgen, | |
| dass die Stadtreinigung ihren Job erledigt, anstatt immer neue Gebühren zu | |
| fordern“, kritisierte FDP-Müllexperte Kurt Duwe. | |
| 17 Oct 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Sven-Michael Veit | |
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