# taz.de -- China will Abfallgeschäft reduzieren: Lagert euren Müll doch selb… | |
> China war viele Jahre lang der weltweit größte Importeur von Schrott und | |
> Abfall. Doch nun will die Volksrepublik nicht mehr die Müllkippe der Welt | |
> sein. | |
Bild: Ein Müllsammler in Qingdao. Immer weniger Menschen sind bereit, in den A… | |
PEKING taz | Der Müll und Schrott aus Europa landet auch auf hiesigen | |
Mülldeponien oder in heimischen Recyclingzentren – das denken viele | |
Menschen hierzulande. Von wegen: Seit Jahren wird ein Teil davon nach | |
Fernost verschifft. Doch damit soll nun Schluss sein. Ab Jahresende will | |
der weltgrößte Müllimporteur China keinen Abfall mehr aus dem Ausland | |
zulassen. | |
Riesige Containerschiffe vollbepackt mit Schrott landen regelmäßig in der | |
Volksrepublik. Vor allem die USA, Japan und Europa haben ihren Abfall gern | |
den Chinesen überlassen. Die wiederum recycelten einen Teil davon, fanden | |
sie darin doch nützliche Wertstoffe. | |
Nun hat die chinesische Führung angekündigt, dass zum Schutz der Umwelt und | |
der Gesundheit der Bevölkerung die Einfuhr von stark verschmutztem Hausmüll | |
verboten werden soll. Das teilte die Regierung nun in einem Schreiben an | |
die Welthandelsorganisation (WTO) mit. In dem importiertem Müll gebe es zu | |
viel Abfall, der auch für China unbrauchbar sei; zum Teil seien darin | |
gefährliche Giftstoffe gefunden worden. Daher werde China keinen Abfall | |
mehr einführen wie etwa Plastikmüll, Textilreste, Papier, aber auch | |
Schlacke aus der Stahlproduktion. | |
Allein im vergangenen Jahr hat die Volksrepublik rund 7,3 Millionen Tonnen | |
Plastikmüll im Wert von 3,7 Milliarden Dollar eingeführt. Das entspricht 56 | |
Prozent der weltweiten Importe. Der meiste Plastikabfall stammt aus Japan | |
und den USA, auf die jeweils 10 Prozent entfielen. Beide Länder sind auch | |
Chinas größte Lieferanten von Altpapier. | |
## Die Werkbank der Welt | |
Die Müllimporte begannen in den frühen 1990er Jahren. China entwickelte | |
sich damals zur Werkbank der Welt. Voll gefüllt mit Jeans, Turnschuhen, | |
Kühlschränken, Plastikspielzeug und Fernsehbildschirmen verließen die | |
riesigen Containerschiffe die chinesischen Häfen. Zurück kamen sie meist | |
ohne Fracht. Denn Waren aus dem Ausland brauchten die Chinesen nicht. | |
Ein paar Geschäftsleute kamen damals auf die Idee, die leeren Container bei | |
der Rückkehr mit Müll zu füllen. Denn sie fanden heraus, dass sich in dem | |
Abfall vor allem der westlichen Industrieländer jede Menge nützlicher | |
Rohstoffe befinden. Tatsächlich enthält eine Tonne Mobiltelefone etwa | |
30-mal mehr Geld als eine Tonne Gestein aus einer Goldmine. China | |
importierte zeitweise mehr als 70 Prozent des weltweit anfallenden | |
Elektroschrotts. | |
Und auch für den Plastikabfall fanden sie Verwendung. Sie heuerten günstig | |
chinesische Wanderarbeiter an, die den Müll sortierten. Das darunter schon | |
damals giftige Stoffe zu finden waren, kümmerte in China lange niemanden. | |
Umwelt- und Gesundheitsbestimmungen wurden meist nicht befolgt. | |
## Rasante Industrialisierung | |
Inzwischen hat die chinesische Regierung aber erkannt, dass der | |
Abfallimport keineswegs nur lukrativ ist, sondern auch Schäden hinterlässt. | |
Kombiniert mit dem eigenen Müll der Chinesen kommen viele Recyclinganlagen | |
und Müllverbrennungsanlagen nicht hinterher. Zudem sind in China immer | |
weniger Menschen bereit, in den Abfällen nach möglichen Wertstoffen zu | |
wühlen. | |
Die rasante Industrialisierung im Zuge des chinesischen Wirtschaftsbooms | |
hat in dem Land bereits für große Umweltprobleme gesorgt. Viele Gewässer | |
sind verseucht, zahlreiche Städte leiden unter Smog. Bei der Modernisierung | |
der Wirtschaft hat sich die Regierung daher auch den Kampf gegen die | |
Umweltverschmutzung auf die Fahnen geschrieben. Der Abfallimportstopp ist | |
Teil dieser Modernisierungskampagne. | |
20 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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