# taz.de -- Alte Möbel oder Waschmaschinen: Firmen dürfen Sperrmüll holen | |
> Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts: Verbraucher können sich | |
> Anbieter nun aussuchen. Umweltverbände hoffen auf mehr Reparaturen alter | |
> Möbel. | |
Bild: Da lässt noch was raus machen für die Wohnungseinrichtung | |
Berlin taz | Private Unternehmen dürfen künftig auch Sperrmüll entsorgen. | |
Das hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig kürzlich entschieden. | |
Bisher mussten Haushalte ihre alten Möbel oder Waschmaschinen den | |
öffentlich-rechtlichen Entsorgern – etwa den Kommunen – überlassen. | |
Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) begrüßte das | |
Urteil aus Leipzig, das „endlich Klarheit“ geschaffen habe. Für den | |
Verbraucher bedeute dies, dass man „sich künftig auf dem Markt wieder den | |
Anbieter aussuchen kann, der einem den besten Preis anbietet“, so | |
BDE-Präsident Peter Kurth. | |
Die öffentliche Hand habe bisher Konkurrenz verhindert und Preise für die | |
Entsorgung festgelegt. Es gehe insbesondere darum, „den Wert von Sperrmüll | |
an sich anzuerkennen“, um zu einer nachhaltigen Abfallwirtschaft zu | |
gelangen, so der BDE. | |
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bewertet das Leipziger Urteil als „große | |
Chance für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft“. Der Umweltverband | |
kritisiert damit die bisherige Entsorgungspraxis von Sperrmüll. Zu häufig | |
werde er einfach verbrannt oder in Abholfahrzeugen zerquetscht. Dass nun | |
gewerbliche Entsorgungsunternehmen den öffentlich-rechtlichen zumindest | |
teilweise Konkurrenz machten, biete Potenzial für „innovative Lösungen zur | |
stofflichen Nutzung“. | |
Benjamin Bongardt, Leiter Ressourcenpolitik beim Naturschutzbund Nabu, | |
befürchtet negative Konsequenzen. Es sei durchaus denkbar, dass sich | |
gewerbliche Unternehmen lediglich „einzelne Rosinen“ herauspickten, wie | |
beispielsweise unbeschädigtes Holz oder Produkte mit hohem Metallgehalt. | |
Die nachhaltigste Lösung sei häufig nicht die kosteneffizienteste, so | |
Bongardt. Schon bei der Erfassung des Sperrmülls müsste festgestellt | |
werden, ob Regale oder Sofas repariert werden oder Teile von ihnen | |
weiterverwertet werden könnten. | |
Das könne Bestandteil einer „expliziten bundesweiten | |
Sperrmüllverordnung“sein, in der Verstöße gegen die Abfallhierarchie klar | |
geahndet würden. Diese besagt, dass nach Müllvermeidung die | |
Wiederverwendung von Abfallstoffen Priorität vor energetischer Verwertung | |
oder Beseitigung haben muss. An einer politischen Initiative, die dies | |
umsetze, fehle es bisher. Bongardt vermisst eine klare Positionierung der | |
Bundesregierung. „Der Stoffstrom Sperrmüll wird gar nicht im | |
Koalitionsvertrag erwähnt.“ | |
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) sieht die Zuständigkeit auch nach | |
dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts weiterhin bei den Kommunen. Es sei | |
nicht als Zeichen für erweiterten Wettbewerb zu verstehen. „Allenfalls 10 | |
bis 15 Prozent der Entsorgungsleistungen“ könne von privaten Unternehmen | |
übernommen werden. | |
Alte Elektrogeräte beispielsweise dürften weiterhin nur von den Kommunen | |
abgeholt werden, heißt es in einer Presseerklärung. Die Kommunen seien | |
zudem in der Lage „Sperrmüllsammlungen günstiger oder sogar kostenfrei | |
anzubieten, indem sie die Kosten in die Restmüllgebühr einstellen“. | |
15 Mar 2018 | |
## AUTOREN | |
Malte Kanefendt | |
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