# taz.de -- Wahl in Sambia: Ganz knapp siegt der Präsident | |
> Präsident Lungu gewinnt die Wahl, der Oppositionsführer zieht vor | |
> Gericht. Kirchliche Beobachter sprechen aber von einer korrekten | |
> Auszählung. | |
Bild: Da waren sie noch optimistisch: Oppositionsanhänger in Lusaka am Voraben… | |
BERLIN taz | Edgar Lungu bleibt Präsident von Sambia. Mit einer hauchdünnen | |
absoluten Mehrheit von 50,35 Prozent hat der seit Januar 2015 amtierende | |
Staatschef die Wiederwahl im ersten Durchgang geschafft. | |
Als Siege in sambischen Präsidentschaftswahlen noch ohne absolute Mehrheit | |
möglich waren, kamen Präsidenten gemeinhin nicht auf 50 Prozent – auf | |
wundersame Weise schafft Lungu das just bei der Wahl, in der diese Hürde | |
erstmals gilt. | |
Nicht nur dieses Wunder sorgt dafür, dass Sambias Opposition den von der | |
Wahlkommission am frühen Montagnachmittag vorgelegten Ergebnissen der Wahl | |
vom vergangenen Donnerstag nicht traut. Zunächst hatte das äußerst langsame | |
Tempo der Auszählung Misstrauen erregt. | |
Schon am Samstag erklärte die größte Oppositionspartei, die UPND | |
(Vereinigte Partei für Nationale Entwicklung), sie sei der „klare“ | |
eigentliche Wahlsieger und habe erfahren, dass Sambias Sicherheitsbehörden | |
planten, Lungu spätestens Samstag um Mitternacht zum neuen Präsidenten mit | |
52 bis 54 Prozent der Stimmen auszurufen. UPND-Kandidat Hakainde Hichilema | |
solle festgenommen werden, falls es zu Protesten komme. | |
Als dies am Sonntag nicht eingetreten war, forderte die UPND | |
Neuauszählungen in einzelnen Wahlkreisen. Mehrmals verzögerten sich | |
Pressekonferenzen der Wahlkommission um mehrere Stunden. | |
## Hochgerüstete Polizei in Lusaka | |
Erst als am Montag hochgerüstete Aufstandsbekämpfungspolizei begann, das | |
Gebäude der Wahlkommission in der Hauptstadt Lusaka abzuriegeln, war klar, | |
dass nun das Endergebnis kommt. | |
Oppositionsführer Hichilema erhielt offiziell 47,67 Prozent – genau ein | |
Prozent mehr als bei seiner ersten Wahlniederlage gegen Lungu 2015. Er | |
kündigte Klage vor dem Verfassungsgericht an. Die Wahlkommission habe die | |
Stimmenzahl Hichilemas „bewusst verringert“, behauptete ein UPND-Sprecher. | |
Hichilema erklärte, in einem einzigen Wahlkreis habe seine Stimmenzahl | |
nachträglich von 17.985 auf 32.024 nach oben korrigiert werden müssen, | |
nachdem haufenweise weggeworfene Wahlzettel mit UPND-Stimmen gefunden | |
worden seien. | |
Angesichts von Lungus äußerst knappem Vorsprung von genau 100.530 Stimmen | |
landesweit wären solche Vorfälle, so sie denn in anderen Wahlkreisen | |
unentdeckt geblieben wären, möglicherweise wahlentscheidend. | |
## Beobachter: Wahlen waren korrekt | |
Kirchliche Wahlbeobachter, die eine Parallelauswertung der Stimmen | |
betrieben haben, bestätigten allerdings Lungus Wahlsieg und wiesen darauf | |
hin, dass in 98 Prozent aller Wahlbüros die Teilergebnisse von den | |
Beobachtern sowohl der UPND als auch der Regierungpartei PF (Patriotische | |
Front) abgesegnet worden seien. Alle Parteien sollten den Zahlen der | |
Wahlkommission „vertrauen“, so das kirchliche Beobachternetzwerk CCMG. | |
Die EU-Wahlbeobachter bescheinigten Sambia ebenfalls einen ordnungsgemäßen | |
Wahlgang und hoben hervor, dass die Wahlkommission alle Teilergebnisse der | |
einzelnen Wahlbüros veröffentlichen wolle – eine Ankündigung, die bis | |
Montag allerdings nicht erfüllt war. | |
Wie bereits 2015 verdankt Lungu seinen Sieg der Hauptstadt Lusaka sowie dem | |
Bergbaugebiet „Copperbelt“ an der Grenze zum Kongo. In ländlichen | |
Landstrichen hingegen war der Präsident weit abgeschlagen. Die | |
Wahlbeteiligung wurde mit rund 56 Prozent angegeben. | |
Ergebnisse der Parlamentswahlen, die gleichzeitig stattfanden, liegen noch | |
nicht vor. | |
15 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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