# taz.de -- Oppositionsführer wird Präsident: Vuvuzelas für den Wandel in Sa… | |
> Die Massen feiern ausgelassen die Amtseinführung Michael Satas. Im | |
> vierten Anlauf gewinnt der populistische Oppositionsführer klar die | |
> Präsidentenwahl. | |
Bild: Michael Sata schwört in Lusaka bei Amtsantritt auf die Heilige Schrift. | |
JOHANNESBURG taz | In Sambia feiern singende und tanzende Menschen in den | |
Straßen den Machtwechsel, auf den sie seit Jahren gewartet haben. Michael | |
Sata ist der neue Präsident des Landes. Der 74-jährige langjährige | |
Oppositionsführer wurde in der Nacht zum Freitag offiziell zum Sieger der | |
Präsidentschaftswahlen vom Dienstag erklärt und sollte noch im Laufe des | |
Tages in sein Amt eingeführt werden. Mit Vuvuzelas und Paraden feierten | |
seine Anhänger bereits vorab in der Hauptstadt Lusaka. | |
Sata und seine Patriotische Front (PF) lösen Rupiah Banda und die seit der | |
Demokratisierung Sambias vor zwanzig Jahren regierende Bewegung für | |
Mehrparteiendemokratie (MMD) ab. Sata erhielt rund 43 Prozent gegen 36 | |
Prozent für Banda; in Sambia genügt die einfache Mehrheit zum Wahlsieg. | |
Bereits in der Nacht auf Freitag hielten Satas Anhänger eine Nachtwache vor | |
dem Regierungssitz. Ihre Hoffnung bestätigte sich noch in der Nacht. | |
"Sata wird mehr Arbeitsplätze schaffen", versichert Derrick Sinjela am | |
Telefon. Der junge Sambier fährt feiernd durch die Straßen von Lusaka, | |
voller Begeisterung über die neue politische Lage in seinem Land. Satas | |
Wahlkampfslogan, die Taschen der einfachen Menschen mit Geld zu füllen, | |
wird nun in die Tat umgesetzt, glaubt Sinjela. Autos hupen, einige tragen | |
einen symbolischen Sarg aus Pappe für Rupiah Banda und schlängeln sich | |
damit durch die vor Freude tobende Menschenmenge. | |
Es ist ein Stimmungswandel gegenüber den ersten Tagen nach der Wahl, als | |
sich die Bekanntgabe des Wahlergebnisses hinzog. Satas Unterstützer | |
befürchteten Wahlbetrug zugunsten der Regierungspartei. Aufgebrachte | |
Demonstranten bewarfen am Donnerstag in den Städten Kitwe und Ndola im | |
Bergbaugürtel im Norden des Landes Gebäude und Autos mit Steinen. | |
## Jung und Alt tanzen auf den Straßen | |
Doch nun ist die Sorge der Freude und dem Lärm der Siegerpartys gewichen. | |
Massen drängen sich durch die Absperrungen zur Amtseinführung Satas am | |
"State House". Jung und Alt tanzen zusammen auf den Straßen. Die Polizei in | |
der Hauptstadt Lusaka ist in Alarmbereitschaft. Geschäfte bleiben | |
geschlossen. "Wir sind alle so happy", schreit Sinjela. Die "We want | |
change"-Rufe im Hintergrund hören nicht auf. Collin Mulenga, ein junger | |
Arbeiter aus der Kupferregion "Copperbelt" im Norden, ist eigens in die | |
Hauptstadt zum Feiern gekommen. "Das ist der beste Tag in meinem Leben. | |
Mein Präsident Sata wird die Sambier unterstützen." | |
Der Machtwechsel vollzog sich friedlich. Der scheidende Präsident Banda | |
akzeptierte die Niederlage und legte sein Amt nieder. Er forderte seine | |
Partei MMD auf, das Ergebnis zu akzeptieren. "Das Volk hat gesprochen und | |
wir müssen zuhören", sagte der ebenfalls 74-jährige Banda zu Tränen gerührt | |
in einer Ansprache vor dem Regierungssitz. Seine Generation, die Generation | |
des afrikanischen Befreiungskampfes, solle jetzt Raum schaffen für die | |
neuen Ideen des 21. Jahrhunderts. | |
Die MMD regierte in Sambia seit der Abschaffung des Einparteiensystems | |
1991, als der Vater der Unabhängigkeit, Kenneth Kaunda, abgewählt wurde. | |
Jetzt beschreiben Sambier die Wahl Satas als zweite Unabhängigkeit. Sata | |
war zum vierten Mal angetreten, gegen wechselnde MMD-Amtsinhaber. Beim | |
letzten Mal 2008 unterlag er gegen Banda mit nur zwei Prozent Rückstand, es | |
gab damals Manipulationsvorwürfe und Proteste. Diesmal siegte er vor allem | |
dank der Stimmen der über eine Million Erstwähler. "Wir hatten die Wahl | |
schon 2008 gewonnen", sagt der Arbeiter Collin Mulenga. "Wir wussten, es | |
würde das nächste Mal klappen." | |
Sata, der bisher vor allem gegen den Einfluss Chinas in Sambias Bergbau zu | |
Felde zog, verspricht demokratische Reformen, Arbeitsplätze, Kampf gegen | |
Korruption und jetzt auch ein investorenfreundliches Klima. Der sambische | |
Kwacha fiel jedoch am Freitag um zwei Prozent. Auf den Märkten wird | |
abgewartet, welchen wirtschaftspolitischen Kurs Sata fahren wird. | |
23 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
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