# taz.de -- Präsident Satas Streit mit Investoren: Sambias Ausverkauf an China… | |
> Der neue sambische Präsident will seine Wahlversprechen einlösen. Dafür | |
> legt sich Michael Sata mit den mächtigen chinesischen Investoren im | |
> Kupferbergbau an. | |
Bild: Sambias Präsident Michael Sata bei seiner Vereidigung in Lusaka. | |
JOHANNESBURG taz | Sambias neuer Präsident Michael Sata, im September mit | |
den Stimmen der Armen gewählt, ist erst wenige Wochen im Amt und muss | |
beweisen, dass er seine Wahlversprechen zur Verbesserung der sozialen Lage | |
ernst meint. | |
Jetzt hat Sata den Zorn der Bergwerksbesitzer auf sich gezogen: In seinem | |
neuen Staatshaushalt hat er die Förderabgaben für Bergbaufirmen im Land - | |
das der größte Kupferförderer Afrikas ist - von drei auf sechs Prozent der | |
Erlöse erhöht. | |
Die Haushalte für Gesundheit und Bildung im verarmten Sambia sollen derweil | |
um 45 beziehungsweise 27 Prozent steigen, die Agrarfördergelder um 38 | |
Prozent. "Die Patriotische Front hat die Wahlen gewonnen, weil sie auf die | |
Bedürfnisse des Volkes gehört hat", sagte Finanzminister Alexander | |
Chikwanda in seiner Haushaltsrede. | |
Die Regierung will auch Staatsanleihen in Höhe von 500 Millionen US-Dollar | |
aufnehmen - der Gesamthaushalt hat einen Umfang von 5,5 Milliarden Dollar. | |
Der Anteil internationaler Entwicklungshilfe hingegen soll sinken. | |
## Profiteinbußen für chinesische Besitzer | |
Präsident Sata hatte vor seiner Wahl versprochen, den Menschen mehr Geld zu | |
verschaffen und die Einnahmen aus den Kupferbergwerken umzuverteilen. Mehr | |
Abgaben für Bergwerke bedeuten aber Profiteinbußen für die Besitzer, oft | |
chinesischer Herkunft. Allerdings hat die Regierung im Gegenzug eine im | |
Wahlkampf angekündigte einmalige Steuer auf Fördermengen (windfall tax) | |
fallen lassen, die 200 Millionen Dollar hätte bringen sollen. | |
Mit ihrer Politik kommt die Regierung der wachsenden Erwartungshaltung in | |
der Bevölkerung seit Satas Wahlsieg entgegen. Im Oktober waren bei der | |
chinesischen Firma Sino Metals die Bergleute in den Streik getreten. Sie | |
forderten eine Verdoppelung ihres Lohnes. | |
Rund 2.000 sambische Arbeiter streikten gleich zweimal in einer Woche in | |
den Chambishi-Kupferbergwerken, einer Gruppe der China Nonferrous Metals | |
Corporation, und forderten eine Lohnverdoppelung auf 400 US-Dollar im | |
Monat. Die Regierung hatte sie unterstützt, doch jetzt sollen die | |
Gewerkschaften verhandeln. Das chinesische Unternehmen hatte alle | |
Streikenden auf der Stelle entlassen, aber später ohne Bedingungen wieder | |
eingestellt. | |
## Über zwölf Stunden unter Tage | |
"Sambische Bergleute sind froh, Arbeit zu haben. Aber sie klagen | |
gleichzeitig über die unsicheren Bedingungen und ihre schlechte Behandlung | |
durch chinesische Bosse", sagt Matt Wells von der | |
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. | |
Gesundheitsschutzbestimmungen werden missachtet, die oft über | |
zwölfstündigen Arbeitstage führen zu Ermüdung - gefolgt von Unfällen unter | |
Tage. | |
Präsident Sata ist ein ausgesprochener Kritiker des "Ausverkaufs von Sambia | |
an die Chinesen"; er holte massiv Stimmen mit dem Versprechen, die | |
Bergbauindustrie zu reformieren. Allerdings versucht er nun, mit den | |
Chinesen zusammenzuarbeiten, denn Sambia braucht dringend Kapital. | |
China hat in den vergangenen Jahren rund zwei Milliarden US-Dollar in die | |
sambische Wirtschaft gepumpt. Jetzt vergibt die Regierung erst einmal keine | |
neuen Bergbaulizenzen mehr, um mehr Kontrolle über diesen Sektor zu | |
bekommen. "Die Frage ist, wie stark der politische Wille der Regierung ist, | |
die sambischen Arbeitsgesetze einzuhalten und die Rechte der Arbeiter zu | |
gewährleisten. China wird am Ende mitmachen", glaubt Wells. | |
17 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
## TAGS | |
Sambia | |
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