# taz.de -- Homophobie in Sambia: Frage der Souveränität | |
> Die Kritik eines US-Botschafters am Umgang mit LGBT stößt auf harsche | |
> Reaktionen der Regierung. Sie wird als Drohung gewertet, Hilfsgelder zu | |
> kappen. | |
Bild: Kein Verteidiger Homosexueller: Edgar Lungu, Präsident von Sambia | |
Lusaka taz | Eine diplomatische Krise hat sich zwischen Sambia und den USA | |
entwickelt, nachdem zwei Sambier wegen Homosexualität zu hohen | |
Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Ein Gericht in der Hauptstadt Lusaka | |
hatte Ende November in der Berufung bestätigt, dass zwei Männer im Alter | |
von 30 und 38 Jahren, Japhet Chataba and Steven Samba, wegen | |
„widernatürlichem Geschlechtsverkehrs“ zu 15 Jahren Haft verurteilt werden. | |
Kaum war dieses Urteil publik, meldete sich der US-Botschafter in Sambia zu | |
Wort. Daniel Lewis Foote sagte, er reagiere mit „Horror“ auf diese „harte… | |
Strafe. In Sambia warf man dem Botschafter vor, seine Kompetenzen als | |
Diplomat überschritten zu haben, da das Urteil im Einklang mit sambischen | |
Gesetzen stehe. Foote heizte den Streit an und erklärte vergangene Woche, | |
er habe nicht an den Feierlichkeiten zum Welt-Aids-Tag in Sambia am 1. | |
Dezember teilnehmen können, „wegen Drohungen gegen mich über Medien“. | |
Er fügte an: „Ich war schockiert, was für Hass und Gift eine kleine | |
Minderheit von Sambiern gegen mich und mein Land richtet, meist im Namen | |
christlicher Werte. Minderheiten zur Zielscheibe zu erklären und sie zu | |
marginalisieren, insbesondere Homosexuelle, ist in vielen Ländern ein | |
Warnsignal für zukünftige Gräueltaten gewesen.“ | |
Das wollte Sambias Regierung nicht auf sich sitzen lassen. „Die Regierung | |
steht auf der Seite des sambischen Volkes, das bei der neuesten | |
Überarbeitung der Verfassung Nein zur Homosexualität gesagt hat“, erklärte | |
Sambias Informationsministerin Dora Siliya. Wenn der US-Botschafter der | |
sambischen Regierung etwas sagen wolle, dann über diplomatische Kanäle. | |
## Smart und fortschrittlich | |
[1][Staatschef Edgar Lungu] wurde in einem Interview für internationale | |
Fernsehsender noch deutlicher: „Schwulsein bleibt illegal, solange Sambier | |
sich nicht ändern“, erklärte er. Homosexualität sei nicht zu akzeptieren. | |
„Nicht einmal Tiere tun das, warum sollten wir dazu gezwungen werden? Weil | |
wir als smart, zivilisiert und fortschrittlich gesehen werden wollen?“ | |
In Sambia wird die Kritik des US-Botschafters als Drohgebärde gesehen, die | |
US-Finanzhilfen für das bitterarme Land gefährden könnte. Mit 500 Millionen | |
US-Dollar pro Jahr ist Sambia einer der weltgrößten Empfänger von | |
US-Entwicklungshilfe, pro Kopf der Bevölkerung gerechnet. | |
Foote hat schon in der Vergangenheit Korruption bemängelt und eine | |
Überprüfung der Hilfen in Aussicht gestellt. Das kommt in Sambia nicht gut | |
an. In Lusaka sagt ein Bürger: „Wir haben es satt, dass Länder den Geldhahn | |
zudrehen wollen, wenn wir nicht nach ihrer Pfeife tanzen. Dann sind wir | |
nicht souverän.“ | |
12 Dec 2019 | |
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## AUTOREN | |
Arnold Mulenga | |
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