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# taz.de -- Eskalierende Gewalt in Sambia: Wahlkampf mit der Waffe
> In Sambia macht Präsident Edgar Lungu die Streitkräfte mobil. Er will die
> zunehmende Gewalt vor den anstehenden Wahlen eindämmen.
Bild: Sambias Präsident Edgar Lungu bei Begräbnis von Langzeitherrscher Kenne…
Lusaka taz | Kurz vor der Präsidentschaftswahl am 12. August hat Sambias
Präsident Edgar Lungu [1][angekündigt], die Armee, die Luftwaffe und den
Zivilschutz einzusetzen, um die eskalierende Gewalt im Wahlkampf zu
beenden. „Ich unternehme diesen Schritt, um sicherzustellen, dass der
Wahlprozess nicht gestört wird“, erklärte Lunguj am Sonntagabend in einer
Ansprache. „Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten ist eine tägliche Mühe der
Polizei, aber manchmal braucht sie Hilfe.“
Erste Luftwaffenschwadrone sind bereits in Teilen der Hauptstadt Lusaka
stationiert worden und können je nach Bedarf in andere Landesteile verlegt
werden.
Am Samstag waren zwei Aktivisten der Regierungspartei PF (Patriotische
Front) in Lusakas Stadtviertel Kanyama getötet worden, angeblich von
UPND-Mitgliedern mit Stichwaffen beim Angriff auf ein PF-Wahlkampflager.
Sambias Wahlkommission verurteilte die „schaurigen“ Morde.
„Ich bin traurig – nicht, weil die Opfer Mitglieder meiner Partei waren,
sondern weil sie Sambier waren, die es nicht verdienten, auf diese Weise zu
sterben“, sagte auch Präsident Lungu und rief seine Landsleute auf, die
Parole des im Juni verstorbenen [2][Staatsgründers Kenneth Kaunda] nicht zu
vergessen: „One Zambia, One Nation“.
## Chaos-Vorwurf an die Opposition
Der Wahlkampf zwischen der regierenden PF und der größten Oppositionspartei
UPND (United Party for National Development) des Geschäftsmannes Haikande
Hichilema ist in den vergangenen Wochen zunehmend scharf geworden. Die PF
hat der UPND in einem Bericht unterstellt, in den Tagen vor der Wahl Chaos
stiften zu wollen. Sie sei dabei, 60.000 Jugendaktivisten als Miliz zu
mobilisieren, um eine unter den geltenden Covid-19-Regeln illegale
Großversammlung in einem Stadion abzuhalten und, wenn die Polizei dies
verhindere, in die Straßen von Lusaka auszuschwärmen.
„Sie werden Autos anzünden, sie werden Läden anzünden, sie werden Menschen
töten“, behauptete PF-Sprecher Antonio Mwanza.
Die UPND hat dies empört zurückgewiesen. „Als UPND-Jugend sind wir
verblüfft über die Neigung der PF, Lügen zu verbreiten“, sagte
UPND-Jugendsprecher Phinias Pumulo. „Wir warnen Herrn Mwanza, dass kein
Ausmaß an Schummelei und Schmähung es verhindern kann, dass Präsident
Hichilema am 12. August zum Präsidenten aufsteigt.“
Bei den letzten [3][Wahlen 2016] hatte sich Lungu nur ganz knapp gegen
Hichilema durchgesetzt – mit 50,3 gegen 47,6 Prozent, ein Vorsprung von
rund 100.000 Stimmen in dem Land mit 19 Millionen Einwohnern. Bei den
vorletzten [4][Wahlen 2015] hatte Lungu sich sogar mit weniger als 30.000
Stimmen Vorsprung durchgesetzt.
## Opposition beklagt Behinderung
Im laufenden Wahlkampf hat es auf beiden Seiten Tote gegeben. Vergangene
Woche warf Hichilemas Partei UPND der Regierung bereits vor, die
Sicherheitskräfte zu politisieren: Die Luftwaffe habe Hichilema verboten,
durch das riesige Land zu fliegen, um Wahlkampf zu führen, und die Polizei
verbiete aus Covid-19-Gründen Oppositionskundgebungen, lasse aber
Kundgebungen der Regierungspartei zu.
Die zivile Luftfahrtbehörde dementierte, der UPND Flugrechte für ihre
Hubschrauber verweigert zu haben. Nun mobilisiert Präsident Lungu
ausdrücklich die Luftwaffe zur Eindämmung von Gewalt im Wahlkampf.
Oppositionsführer Hichilema hat derweil die Streitkräfte zur Neutralität
aufgerufen. „Wir haben vollstes Vertrauen darin, dass Offiziere, die den
Willen des Volkes verteidigen, die Anerkennung einer dankbaren Nation
erhalten werden“, sagte er. „Ich rufe die Streitkräfte zu Fairness und
Gerechtigkeit auf.“
3 Aug 2021
## LINKS
[1] https://www.times.co.zm/?p=110525
[2] /Kenneth-Kaunda-ist-tot/!5779822
[3] /Wahl-in-Sambia/!5325422
[4] /Wahlergebnisse-in-Sambia/!5022670
## AUTOREN
Arnold Mulenga
## TAGS
Sambia
Edgar Lungu
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