# taz.de -- Sambias Präident Michael Sata: Tod eines Abwesenden | |
> Im Alter von 77 Jahren stirbt Sambias Präsident Sata. In drei Monaten | |
> sollen eine Wahl stattfinden. Die Menschen hoffen auf | |
> Wirtschaftsreformen. | |
Bild: Aggressiver Redner: Michael Sata im Wahlkampf 2006. | |
JOHANNESBURG taz | Sambias Präsident Michael Sata ist am Dienstag in einem | |
Londoner Krankenhaus gestorben. Der Tod des 77-jährigen Staatschefs kommt | |
für die meisten Sambier nicht unerwartet, denn Sata war seit Mai nicht mehr | |
in der Öffentlichkeit erschienen. | |
Die Regierung hatte zwar stets beteuert, der Präsident sei bei guter | |
Gesundheit. Aber die Gerüchte um seinen schlechten Gesundheitszustand | |
hielten an. Sata ist der zweite sambische Präsident, der im Amt starb: Der | |
frühere Staatspräsident Levy Mwanawasa war 2008 in einem Krankenhaus in | |
Paris gestorben. | |
Noch im vergangenen Monat erklärte Vizepräsident Guy Scott, der Präsident | |
sei wohlauf. Doch Satas für Oktober geplante Rede vor den Vereinten | |
Nationen konnte er nicht halten. Er blieb auch den Feierlichkeiten an | |
Sambias 50. Unabhängigkeitstag am Freitag fern – er befand sich bereits in | |
medizinischer Behandlung in Großbritannien, der früheren Kolonialmacht | |
Sambias. Vor seiner Abreise hatte er dem Verteidigungsminister Edgar Lungu | |
die Amtsgeschäfte übertragen. | |
Eine Neuwahl sollen nun in Sambia in neunzig Tagen stattfinden. Bis dahin | |
wird Vizepräsident Guy Scott das Amt des Präsidenten ausüben. Nach | |
sambischem Gesetz hat der beliebte, weiße Vizepräsident allerdings | |
vermutlich keine Möglichkeit, der erste weiße Präsident in Afrika nach der | |
Ära der Apartheid zu werden. Artikel 34 der sambischen Verfassung bestimmt, | |
dass beide Elternteile eines Präsidenten gebürtige Sambier sein müssen. | |
Scotts Eltern hingegen waren in den 1920er Jahren aus Schottland | |
eingewandert. | |
## Unzufrieden mit der Amtsführung | |
Der 1944 in Livingstone geborene Ökonom, der seinen Abschluss in Cambridge | |
machte, gilt als „Mann des Volkes“, bei Kampagnen hält er sich bei den | |
Menschen vor Ort auf, und er hat Präsident Sata in letzter Zeit oft bei | |
Amtsterminen vertreten. | |
Nichtregierungsorganisationen waren seit längerer Zeit unzufrieden mit der | |
Ungewissheit der Amtsführung und forderten die Regierung auf, die Wahrheit | |
über Sata zu sagen. „Die Menschen in Sambia sind ruhig, sie haben Satas Tod | |
im Grunde erwartet“, sagte der sambische Journalist Lewis Mwanangombe | |
gegenüber der taz. „Die fühlen sich von der Regierung getäuscht, denn sie | |
wussten, dass sie angelogen werden, und die Regierungspartei hat an | |
Sympathien verloren“, glaubt Mwanangombe. Bei der Nachfolge um das | |
Präsidentenamt räumt er der Oppositionspartei United Party for National | |
Development (UNPD) Chancen ein. | |
Der verstorbene Präsident war seit 2011 im Amt. Er übernahm die Macht im | |
vierten Anlauf von Präsident Ruphia Banda und seiner „Bewegung für | |
Mehr-Parteien-Demokratie“ (MMD), die bereits zwei Jahrzehnte regierte. Mit | |
seiner neu gegründeten Partei Patriotic Front wurde Sata an die Spitze | |
gewählt, nachdem er gegen die Ausbeutung in Sambias Kupferminen gewettert | |
hatte, die in chinesischer Hand sind. Sein aggressiver Redestil trug Sata | |
den Spitznamen „King Cobra“ ein, und seine verbalen Angriffe auf | |
ausländische Kupferunternehmen verschreckten zahlungskräftige Investoren. | |
Satas anfängliche Regierung sah erfolgversprechend aus: Es gab Initiativen, | |
die Korruption zu bekämpfen sowie Arbeitsplätze und Wohlstand zu schaffen. | |
Sata investierte in die örtliche Infrastruktur des armen Landes. Aber er | |
erwies sich als zunehmend autoritär und versuchte, die politische | |
Opposition zu beschränken. Die Wirtschaft, die hauptsächlich von der | |
Kupferindustrie abhängig ist, war geschrumpft. Jetzt hoffen Sambier auf | |
eine Zeit der Öffnung für Reformen im Wirtschaftssektor, damit Wachstum | |
schneller einsetzen kann. | |
29 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
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