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# taz.de -- Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Tourismus und die Agenda 2030
> In der Reisebranche wird vollmundig Nachhaltigkeit propagiert. Die
> Interessen der Beschäftigten interessieren weitaus weniger.
Bild: Tourismusbeschäftigte im Mittelpunkt beim Kellnerlauf in Berlin
Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, in Mecklenburg-Vorpommern
wie auf den Malediven. In Deutschland steht die Branche für 2,9 Millionen
Arbeitsplätze. Sie trägt hierzulande mehr zum Bruttoinlandsprodukt bei als
Automobilindustrie oder Maschinenbau. 11 Millionen Deutsche reisen
jährlich in Entwicklungsländer. Fast 7 Milliarden Euro davon tragen direkt
zum Bruttoinlandsprodukt in den Entwicklungsländern bei, so eine [1][Studie
des Bundesverbands der deutschen Tourismuswirtschaft].
Die Welttourismusorganisation (UNWTO) fühlt sich der Agenda 2030, den
Sustainable Development Zielen(SDGs), verpflichtet: „Die UNWTO arbeitet
daran, die SDGs zu erreichen … Sie setzt besonders auf die Ziele 8, 12 und
14, die den Tourismus betreffen.“ Ziel 8 der von der UNWTO hervorgehobenen
Ziele sind menschenwürdige Arbeit und wirtschaftliches Wachstum. Ziel 12
betrifft nachhaltige Produktionsbedingungen und nachhaltiges
Konsumverhalten, Ziel 14 den Erhalt der natürlichen Ressourcen unter Wasser
und damit auch der Strände.
Ziel 10 zur Bekämpfung der Ungleichheit wird leider nicht genannt. Die
UNWTO nimmt die Agenda 2030 vor allem zum Anlass, die entwicklungsfördernde
Wirkung des Tourismus zu betonen. Ein Selbstläufer, der nur gut gemanagt
werden muss.
„Die UNWTO pusht unsere Anliegen nicht“, sagt auch Massimo Frattini von der
internationalen Landwirtschafts-, Hotel-, Restaurant-, Café- und
Genussmittelarbeiter-Gewerkschaften in Genf (IUL). Die Arbeitsverhältnisse
im Tourismus seien häufig prekär. „Gewerkschaftliche Standards werden immer
weiter abgebaut.“
Um den Tourismus im Sinne der Ziele 8 und 10, menschenwürdige
Arbeitsverhältnisse und Abbau von Ungleichheit, zu verwirklichen, müssten
die Unternehmen bei den Arbeitsbedingungen der Menschen vor Ort ansetzen.
„Aber in der Regel geht es bei der viel propagierten Nachhaltigkeit immer
um Umwelt, etwa um den Schutz der Tiere“, sagt Frattini, „aber nicht um die
Interessen der dort arbeitenden Menschen.“
13 Aug 2016
## LINKS
[1] http://www.btw.de/tourismus-in-zahlen/btw-studie-wirtschaftsfaktor-tourismu…
## AUTOREN
Edith Kresta
## TAGS
Tourismus
Nachhaltigkeit
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ITB Tourismus Börse
Comic
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Tourismus
Reisen
Schwerpunkt Klimawandel
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