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# taz.de -- Kommentar Flughafen Hahn: Wunderglaube statt Politik
> Die chinesischen Investoren für den Flughafen Hahn erweisen sich als
> Hochstapler. Die Landesregierung in Mainz blamiert sich bis auf die
> Knochen.
Bild: Rollfeld des Flughafen Frankfurt-Hahn, 100 Kilometer westlich der Finanzm…
Die Geschichte klingt wie aus einer Operette: Zwei Männer geben sich als
Kaufinteressenten für den hochverschuldeten Flughafens Hahn aus, stellen
viel Geld für Investitionen und neue Arbeitsplätze in Aussicht. Die
rheinland-pfälzische Landesregierung hofiert sie, auch wenn das
Geschäftsmodell der Abgesandten einer großen chinesischen Firma diffus ist.
Erst als das versprochene Geld ausbleibt, schickt sie einen Staatssekretär
nach China, und siehe da: Die vermeintlichen Geschäftspartner erweisen sich
als Hochstapler.
Das ist höchst blamabel für die gerade erst gewählte rot-gelb-grüne
Regierung in Rheinland-Pfalz. Es könnte eng werden für Ministerpräsidentin
Malu Dreyer und ihren Innenminister Roger Lewentz. Dabei hätten sie gewarnt
sein müssen. Denn die Geschichte erinnert fatal an das teure Desaster um
den Nürburgring, der von einem privaten Investor zu einem gigantischen
Freizeitpark umgebaut werden sollte.
Dreyers Vorgänger Kurt Beck musste deshalb gehen. Auch die Karriere der
Bonner SPD-Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann endete abrupt, als die
Stadt auf einen Betrüger hereinfiel, der angeblich ein Kongresszentrum
bauen wollte. Offenbar sind sozialdemokratische PolitikerInnen so scharf
auf private Investoren, dass sie alle Vorsicht vergessen. Das ist keine
Wirtschaftspolitik, sondern Wunderglaube.
Zu ihrer Entlastung weist Dreyer darauf hin, dass der Investor von der
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG geprüft worden ist. Die hat nichts
Verdächtiges gefunden. Es ist nicht das erste Mal, dass eine große
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft total versagt – die Unternehmen stehen
generell nicht auf der Seite der Steuerzahler, sondern auf der der
Absahner. Gerade deshalb ist der Hinweis auf den eingekauften Dienstleister
eine schlechte Entschuldigung. Regierungen brauchen eigene
Wirtschaftskompetenz. Die gibt es in Rheinland-Pfalz auch sieben Jahre nach
dem Nürburgring-Debakel offenbar nicht.
7 Jul 2016
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Flugverkehr
Investitionen
Rheinland-Pfalz
Infrastruktur
Lesestück Recherche und Reportage
Flughafen Hahn
Rheinland-Pfalz
Flughafen Hahn
Privatisierung
China
Malu Dreyer
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