Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Privatisierung des Flughafens Hahn: Die Luftnummern der Prüfer
> Es gibt durchaus seriöse Anleger aus Fernost. Sie würden nie Verträge
> schließen, ohne zu prüfen, ob es den Partner gibt.
Bild: Gefundenes Fressen für Großinvestoren: Frachtverladung auf dem Flughafe…
Berlin taz | Die gescheiterten Verhandlungen [1][über den Verkauf des
Flughafens Hahn an einen ominösen chinesischen Investor] haben dem Land
Rheinland-Pfalz bislang zwar keinen finanziellen Schaden hinterlassen.
Peinlich ist der Vorgang für die Landesregierung trotzdem. Der chinesische
Bieter mit dem Namen Shanghai Yiqian Trading erweist sich nämlich als
Luftnummer.
Auch die KPMG, laut Selbstdarstellung eins von Deutschlands „führenden
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen“, muss sich fragen lassen,
wie sie vorgegangen ist. Sie war dafür zuständig, die Bonität des Investors
zu prüfen.
Im Zuge von Chinas derzeitiger Investitionswut hat sich die
Weltöffentlichkeit zwar fast schon daran gewöhnt, dass ständig irgendwelche
neue chinesische Namen auftauchen, die weltweit Milliarden in Firmen,
Infrastrukturprojekte oder Immobilien stecken. Doch auch für chinesische
Verhältnisse ist es äußerst unüblich, mit einem potenziellen Investor
Verträge abzuschließen, ohne zu wissen, ob es ihn überhaupt gibt.
Was am Vorgehen der rheinland-pfälzischen Landesregierung und den
Wirtschaftsprüfern von KPMG vor allem überrascht: Warum sie nicht näher auf
das Angebot eines anderen chinesischen Interessenten eingegangen sind. Denn
im Gegensatz zu Shanghai Yiqian, von dem auch in China noch niemand gehört
hat, interessiert sich mit der HNA-Unternehmensgruppe eines der derzeit in
China größten und erfolgreichsten Privatunternehmen für den Flughafen Hahn.
## Weltweite Expansion
Die HNA ging in den 90er Jahren aus einem Reiseunternehmen auf der
südchinesischen Tropeninsel Hainan hervor. Firmenchef Chen Feng ließ sie
innerhalb von 15 Jahren durch Expansion und Zukauf von über 50 Airlines zu
einer der größten Fluggesellschaften der Welt aufsteigen.
Auch ins Ausland expandiert Hainan Airlines. Das chinesische Unternehmen
hält unter anderem Anteile an Brazilian Airlines, Africa World Airlines,
der zweitgrößten französischen Fluggesellschaft Aigle Azu, dazu besitzt es
29 Prozent der NH Hotel Group, Anteile an Uber und ein Bürohochhaus in
Manhattan. Derzeit verhandelt HNA über den Einstieg bei der Air Europa.
Mehr als 128.000 Mitarbeiter beschäftigt der Konzern eigenen Angaben
zufolge. Der Umsatz lag 2015 bei umgerechnet über 30 Milliarden US-Dollar.
Ein Trost: Rheinland Pfalz ist nicht das einzige Bundesland, das beim
Verkauf von unrentablen Flughäfen den Versprechungen eines Einzelinvestors
aus Fernost auf den Leim gegangen ist. Für 30 Millionen Euro [2][kaufte der
chinesische Unternehmer Jonathan Pang 2007 den Flughafen Parchim in
Mecklenburg-Vorpommern].
Er versprach aus dem ehemaligen Militärflughafen ein internationales
Luftkreuz mit zollfreiem Einkaufszentrum zu machen. Viel geschehen ist
seitdem nicht.
8 Jul 2016
## LINKS
[1] /!5316962
[2] /!5303459/
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
Flughafen Hahn
Rheinland-Pfalz
Privatisierung
China
China
Flughafen Hahn
Flugverkehr
Rheinland-Pfalz
Privatisierung
Globalisierung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Chinas Unternehmensgruppe HNA: Nach Kaufrausch folgt Pleite
Der chinesische Konzern HNA wollte die Luftfahrtbranche weltweit erobern.
Doch der größenwahnsinnige Kurs führte in den Ruin.
Flughafen Hahn nach geplatztem Deal: Verkauf wird neu ausgeschrieben
Das Land Rheinland-Pflaz will sich nicht auf die zwei restlichen Bieter
beschränken. Außerdem soll der Verkauf an neue Bedingungen geknüpft werden.
Kommentar Flughafen Hahn: Wunderglaube statt Politik
Die chinesischen Investoren für den Flughafen Hahn erweisen sich als
Hochstapler. Die Landesregierung in Mainz blamiert sich bis auf die
Knochen.
Verkauf des Flughafens Frankfurt-Hahn: Neue Privatisierungspleite
Die rot-gelb-grüne Landesregierung in Rheinland-Pfalz gesteht ein, dass sie
beim Verkauf auf einen Betrüger aus China hereingefallen ist.
Privatisierung des Flughafen Hahn: „Diese Firma kenne ich nicht“
Lange hat Rheinland-Pfalz auf Geld eines chinesischen Investor für den
Flughafen Hahn gewartet. Nun zeigt sich: den gibt es wohl gar nicht.
Dokumentation „Parchim International“: Culture Clash in Mecklenburg
Ein Film über einen chinesischen Investor in der deutschen Provinz macht
die Globalisierung greifbar. Und zeigt den Kapitalisten als Menschen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.