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# taz.de -- Kolumne Hosen runter: „Ich war unklug. Ich war 17“
> Durch Gina-Lisa Lohfink findet die Debatte um sexualisierte Gewalt auch
> am Küchentisch statt. Ein Gespräch.
Bild: „Ich sagte mehrmals Nein. Dann hat er mich geküsst.“ – „Und du h…
„Du“, sage ich zu P., als wir abends in der Küche sitzen, „wegen dieser
[1][Gina-Lisa-Geschichte]… Mir ist da gestern wieder was eingefallen, was
ich wohl verdrängt hatte.“
„Oha“, sagt P. „Was Schlimmes?“
„Keine Vergewaltigung. Aber komisch war es trotzdem.“
„Erzähl.“
„Ich war 17, vielleicht auch älter. Und habe diesen Typen kennengelernt.
Wir waren Freunde, Kumpels. Ich wusste, dass er mich toll fand, er hatte
mich auch schon ein paar Mal angebaggert, aber ich habe jedes Mal sehr
deutlich gesagt, dass da nichts läuft. Irgendwann sind wir zusammen in die
Sauna.“
„Aha. Warum das denn?“
„Warum nicht?“
„Du wusstest doch schon, dass er mehr von dir will.“
„Und deshalb darf ich nicht mit ihm in die Sauna? Das klingt ja wie: Wer
einen Minirock anzieht und dann angegrapscht wird, ist selbst schuld.“
„Es kommt mir nur ein bisschen unklug vor.“
„Ich war auch unklug. Ich war 17.“
„Okay. Weiter.“
„Jedenfalls waren wir dann im Whirlpool. In Badeklamotten. Und er hat mich
wieder bedrängt. Ich sagte mehrmals Nein. Und dann hat er mich geküsst.“
„Und du hast dich gewehrt.“
„Nein.“
„Das verstehe ich jetzt nicht.“
„Ich auch nicht. Wie gesagt, ich war jung. Und ein Teil von mir freute sich
vielleicht über die Bestätigung, keine Ahnung.“
„Obwohl du ihn gar nicht toll fandest?“
„Jep.“
„Und wie ging es dann weiter?“
„Ich bin mit ihm nach Hause gefahren. Wir hatten Sex. Und am nächsten Tag
hab ich mich so schmutzig gefühlt wie noch nie zuvor. Ich habe stundenlang
geduscht und wusste, ich kann es keiner meiner Freundinnen erzählen, weil
ich sonst mein Gesicht verlieren würde.“
„Das verstehe ich nicht. Warum bist du überhaupt mitgefahren?“
„Weiß ich nicht. Ist lange her.“
„Aber als er dich gegen deinen Willen geküsst hat, da wäre doch der
Zeitpunkt gewesen, zu gehen. Oder zu schreien.“
„Vielleicht dachte ich: Jetzt ist es eh zu spät. Und dann hab ich einfach
mitgemacht.“
„Hm.“
„Guck mal, Gina-Lisa hat mehrmals gesagt: Hör auf. Ich hab auch mehrmals
Nein gesagt. Und wir haben trotzdem beide mitgemacht oder weitergemacht.
Uns nicht gewehrt. Sie angeblich wegen K.O.-Tropfen, ich aus jugendlicher
Naivität oder weil ich konfliktscheu war. Ich frage mich nur: Macht das
jede Abwehr, die vorher da war, zunichte?“
„Vielleicht dachte er, dass du Nein sagst, wäre nur ein Spiel. Dass du dich
zieren wolltest. Und als du dann doch drauf eingestiegen bist, war alles
klar.“
„Wir leben doch nicht mehr im 19. Jahrhundert!“
„Ich kapier trotzdem nicht, dass du dich später drauf eingelassen hast.“
„Ich muss mich also wehren, damit mein Nein akzeptiert wird?“
„Nicht unbedingt körperlich, aber du hättest ja aus der Situation rausgehen
können.“
„Vielleicht auch nicht. Als mich damals dieser Mann unter der Dusche in der
Sauna umarmt hat – ja, das war auch in der Sauna und nein, ich kannte ihn
nicht –, da hab ich es nicht mal geschafft, zu schreien. Weil ich auf
solche Situationen nicht vorbereitet war. Weil ich so erzogen wurde, dass
ich auch als Mädchen machen kann, was ich will, und dass man mir zuhört,
wenn ich etwas nicht möchte.“
„Du findest also, er hätte bestraft werden müssen? Also dieser Bekannte von
dir?“
„Ich weiß es nicht. Es war jedenfalls nicht in Ordnung.“
„Habt ihr eigentlich noch Kontakt?“
„Nee. Ich glaube nicht, dass der sich noch an mich erinnert.“
18 Jun 2016
## LINKS
[1] /Der-Fall-Gina-Lisa-Lohfink/!5309033/
## AUTOREN
Franziska Seyboldt
## TAGS
Sexualstrafrecht
Gina-Lisa Lohfink
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