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# taz.de -- Kolumne Hosen runter: Kolumnieren, menstruieren
> Tagelang fließen Blut und Tränen und die Männer kriegen's ab. Das liegt
> nicht nur daran, dass sie von diesem Übel verschont werden.
Bild: Aua! Der Unterleib zerbricht
Diese Kolumne erscheint so monatlich wie möglich. Da ist sie nicht die
einzige, weil ich auch so monatlich wie möglich menstruiere. Dass die einen
Tage mit den anderen zusammenfallen, liegt vielleicht daran, dass es sich
so schön reimt: Kolumnieren, menstruieren, kolumnieren, menstruieren.
Ein Teufelskreislauf, in dem Blut und Tränen fließen, aber durch die
Synchronität der beiden Ereignisse ist der Schmerz beim Schreiben irgendwie
ehrlicher: Schließlich zerbricht der Unterleib und nicht nur der Kopf.
Andererseits macht es halt alles auch komplizierter. Die HORMONE, Sie
wissen schon. (Die Stuckrad-Barre’sche Großschreibung ist das einzige
Vergnügen, das ich denen hier gönne, versprochen.)
Aber ich will gar nicht klagen. Denn erstens bemühen sich Menschen auf der
ganzen Welt nach Kräften, alternative Methoden gegen Regelschmerzen zu
entwickeln, [1][jüngst zum Beispiel Cannabiszäpfchen]. (Erhältlich leider
nur in Kalifornien und Colorado.) Oder ein iPod-ähnliches Gerät [2][namens
„Livia“], bei dem zwei auf den Bauch geklebte Elektroden Impulse aussenden,
die den Schmerz ausschalten sollen. (Erhältlich leider erst ab Herbst.)
Und zweitens klagen andere schon genug. Dabei lassen sich grundsätzlich
zwei Haltungen unterscheiden. Die eine richtet sich von Frauen an Frauen
und ist geprägt von Mitleid, Verständnis und Empathie. Die andere richtet
sich von Frauen an Männer und ist geprägt von Hass. Dass die von diesem
Übel verschont bleiben! Und uns dann nicht mal ernst nehmen! Die haben doch
keine Ahnung.
Haben sie auch nicht. Aber ist das Grund genug, ihnen deshalb zum Ausgleich
verbal in die Eier zu treten? [3][Wie diese Autorin der Vice]: „Vielleicht
wurdet ihr mal von einem Krokodil angefallen, wart im Krieg oder habt euch
einen Splitter eingetreten. Aber seid ehrlich, Männer: Gab es jemals einen
Moment, in dem ihr das Gefühl hattet, dass sich eine Horde Maulwürfe auf
Speed einmal durch euren Unterleib gräbt?“
Klar, das ist nur Satire, und die darf ja bekanntlich alles, aber das
Treten nach unten ist echt. Unten, das ist da, wo die Nichtsblicker sind,
die Heulsusen, die Typen, wegen denen Facebookseiten wie „Wenn Männer
Regelschmerzen hätten, würden sie sterben!“ gegründet wurden. Die Männer,
die sonst immer oben sind: mehr Macht, mehr Geld, mehr alles.
Kann man so machen. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit. In meiner
Jugend, als ich mich den Schmerzen, der Lust auf Süßes und der schlechten
Laune fassungslos ausgeliefert fühlte, sagte meine Mutter irgendwann: „Du
kannst eh nichts ändern. Finde dich damit ab, dass du es nicht beeinflussen
kannst. Es geht schon irgendwann von alleine wieder weg.“
Hört sich platt an, ich weiß. Wie ein Kalenderspruch für Vaginas. Oder
Menstruations-Yoga. Oder Achtsamkeitsbluten. Aber Fakt ist: Schlimme
Situationen, die man eh nicht ändern kann, lassen sich besser ertragen,
wenn man sich damit abfindet. Wenn wir den Männern etwas voraus haben, dann
das: Lässigkeit. Und wer bekommt schon zwölfmal im Jahr eine kostenlose
Fortbildung? Eben.
15 Apr 2016
## LINKS
[1] http://dradiowissen.de/beitrag/regelschmerzen-cannabis-zaepfchen-zum-einfue…
[2] https://www.indiegogo.com/projects/livia-the-off-switch-for-menstrual-pain#/
[3] https://www.vice.com/de/read/der-ultimative-guide-zur-weiblichen-menstruati…
## AUTOREN
Franziska Seyboldt
## TAGS
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