# taz.de -- Kolumne Hosen runter: Die dämonenhafte Schöne | |
> Das AfD-Traumpaar Petry/Pretzell hat der „Bunten“ ein Interview gegeben. | |
> Da sitzt jeder Satz. Ein Blick hinter die Kulissen. | |
Bild: Mädchenhaft gefährlich: Frauke mit ihrem Marcus | |
Frohburg in Sachsen, Mittwochabend, 5 Grad, Sprühregen. Die Kinder sind im | |
Bett, Frauke P. spült, Marcus P. trocknet ab. | |
Frauke: Du, Marcus? | |
Marcus: Ja? | |
Frauke: Wir müssen noch über das Interview sprechen, das wir morgen der | |
Bunten geben. | |
Marcus: (seufzt) Ja. | |
Frauke: Ich hab auch keine Lust, vor ganz Deutschland die Hosen runter zu | |
lassen. Aber so können wir das Bild von uns vielleicht endlich gerade | |
rücken. | |
Marcus: Du meinst, mehr nach links? | |
Frauke: Ich bitte dich. | |
Marcus: Ich hör schon auf. Apropos Hosen runter: Die fragen bestimmt, wer | |
in unserer Beziehung die Hosen an hat. Klassiker. | |
Frauke P. hält ihm den letzten Teller hin und entledigt sich ihrer | |
Gummihandschuhe. | |
Marcus: (kleinlaut) Können wir uns wenigstens darauf einigen, dass wir | |
sagen: beide? | |
Frauke: (trocken) Du trägst zumindest nie einen Rock. | |
Marcus: (ruft) Groß! Das ist groß! | |
Frauke: Wehe, du klaust mir den Spruch. | |
Marcus: Wo denkst du hin. (tippt sich wegdrehend in sein Handy) | |
Bunte-Interview, Memo 1: Ich trage zumindest nie einen Rock. | |
Frauke P. füllt zwei Gläser mit Wein, geht zum Sofa, schaltet den Fernseher | |
an und klappt ihren Laptop auf. | |
Frauke: Hier, guck mal. Auf [1][politik-forum.eu] schreibt einer: „Ich habe | |
den Eindruck, dass Frauke Petry ganz gezielt dämonisiert wird.“ Meinungen | |
unerwünscht... blabla... boah, und hier [2][ein Link zu diesem | |
schrecklichen Foto] bei Zeit Online! Vielleicht sollte ich mal was gegen | |
diese Befehlsfalte machen lassen. | |
Marcus: Gegen was? | |
Frauke: (verzieht das Gesicht) Na hier, diese Querfalte oberhalb vom | |
Nasenrücken. Irgend jemand hat mir mal erzählt, das deutet auf | |
Entscheidungsfreude hin. Haben angeblich nur Alphatiere. | |
Stille. | |
Frauke: Was ist? | |
Marcus: Naja. Alphatiere. Alfa. Lucke. | |
Frauke: Scheiße. Der intrigante Arsch. (tippt in ihr Handy) | |
Not-to-do-Liste, Nr. 367: Das Wort „Alphatier“ verwenden. | |
Marcus: Jetzt machst du die wieder, die Alphafalte! | |
Frauke: Die heißt Be-fehls-falte. Und jetzt setz dich endlich mal hin, mir | |
ist schon ganz ungemütlich. Jedenfalls: Diese Sache mit dem Dämonisieren, | |
die müssen wir unbedingt aus der Welt schaffen. Das wirkt so unsympathisch. | |
Marcus: Wenn die wüssten, dass ich gerade dieses Dämonenhafte an dir mag. | |
Frauke: Besser nicht. Ich brauche dringend ein mädchenhaftes und zarteres | |
Image. (tippt in ihr Handy) Memo: Roséfarbenes Rouge für Fototermin kaufen. | |
Marcus: (schaut sinnierend zum Fernseher, wo eine Wiederholung von „Charmed | |
– Zauberhafte Hexen“ läuft.) „Charmed“ fand ich ja schon damals gut. | |
Eigentlich bist du wie eine von denen. Also nicht von den guten Hexen, die | |
sind viel zu langweilig. Eher eine aus der Unterwelt. Unabhängig. | |
Intelligent. Sexy. | |
Frauke: (aufhorchend) Ja? Sprich weiter. | |
Marcus: Naja, einen Imagewechsel kriegen wir so schnell nicht hin. Wie wäre | |
es, wenn wir es so drehen, dass ich dich nicht von Anfang an rattenscharf | |
fand? Weil ich Gerüchte gehört und Vorurteile hatte, ich bin ja auch nur | |
ein Mensch... | |
Beide lachen herzlich. | |
...aber dann, in der Opposition gegen den Lucke, haben wir uns die Bälle | |
zugespielt. | |
Frauke: Und bamm! Dem Lucke beiläufig noch eine mitzugeben, das gefällt | |
mir. | |
Marcus: (aufgeregt) Moment, es geht noch weiter. Dann sage ich, du hast so | |
etwas dämonenhaft Schönes. | |
Frauke: (zweifelnd) Sicher? Also ich weiß ja nicht. | |
Marcus: Doch, genau so! Das denken schließlich viele. Weißt du noch, | |
[3][die Kolumne von Augstein?] (zitiert) „Sie ist hübsch, sie wirkt | |
sympathisch. Ihr Lächeln ist gewinnend und fröhlich – bis es plötzlich in | |
ihrem Gesicht gefriert, und aus dem lächelnden Mund läuft ihr der Hass. Es | |
ist unheimlich.“ | |
Frauke: Nein, es ist frustrierend. | |
Marcus: Das gehörte noch zum Zitat. Wir müssen die Leute jedenfalls da | |
abholen, wo sie stehen. Und sie müssen diese gefühlsmäßige Entwicklung | |
nachvollziehen können. Am besten anhand des Mannes, der dich aufrichtig | |
liebt. | |
Frauke: Du bist ein Genie. | |
Marcus: (Frauke zuprostend) Heil Petry! | |
Frauke: (mit Alphafalte) Dass sogar du mit meinem Namen spielst, zeigt, | |
dass wir uns schon nach wenigen Monaten in der demokratischen Kontroverse | |
befinden. Es geht dir nur darum, mich persönlich zu diskreditieren! | |
Marcus: Reingefallen. Ich hab nur mal die Rolle der Bunte-Journaille | |
ausprobiert. Hat funktioniert. Das war ein druckreifer Satz! Behalt dir den | |
unbedingt für morgen. | |
Frauke: Ach, Bretzelchen. | |
Marcus: Wehe, du sagst das jemals in der Öffentlichkeit! | |
Frauke: Ja, ja, Betonung auf der letzten Silbe. Aber hier zuhause bist du | |
immer noch mein liebstes Laugengebäck. | |
Marcus: (schaut ihr tief in die Augen) Und du, Frauke, du bist das Salz. | |
Frauke: Jetzt muss ich an meinen Ex-Mann denken. | |
Marcus: (tippt in sein Handy) Not-to-do-Liste-Frauke, Nr. 101: Christliche | |
Metaphern. | |
Frauke: Ich muss ins Bett. | |
Marcus: Schlaf schön. Ich schau noch eben „Charmed“ zu Ende, ja? | |
24 Mar 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.politik-forum.eu/viewtopic.php?t=59544 | |
[2] http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-01/afd-frauke-petry-schusswaffe… | |
[3] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/donald-trump-und-frauke-petry-ung… | |
## AUTOREN | |
Franziska Seyboldt | |
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