| # taz.de -- Kommentar zur Performance der AfD: Die aalglatte Frau Petry | |
| > Alle feiern den TV-Journalisten Tim Sebastian für ein kritisches | |
| > Interview mit Frauke Petry. Doch damit hat er die AfD-Chefin nicht | |
| > geschwächt. | |
| Bild: Gar nicht demontiert: Frauke Petry | |
| „Genial ausgehebelt“, „komplett demontiert“, „entlarvend“: Politike… | |
| Journalisten feiern den britischen Fernsehjournalisten Tim Sebastian für | |
| ein [1][kritisches Interview mit AfD-Chefin Frauke Petry] in seiner Sendung | |
| „Conflict Zone“. Vor allem ein Satz Sebastians begeistert alle: „Ich stel… | |
| die Fragen, die ich stellen will.“ | |
| Na und? Dass dieser Grundsatz der Pressefreiheit dermaßen viel Lob erhält, | |
| nur weil es sich bei der Interviewten um Frauke Petry handelt, irritiert. | |
| Was hat man denn erwartet? Ob Spiegel oder Bunte: Über zu wenig Bühne kann | |
| Petry derzeit nicht klagen. Und die bespielt sie leider nicht schlecht. Tim | |
| Sebastian hat zweifellos hervorragende, hartnäckige Fragen gestellt. | |
| Allein: Frauke Petry hat er damit weder geschwächt noch demontiert. Sie | |
| hatte zwar inhaltlich wenig zu sagen, blieb aber redegewandt. | |
| Beides ist für sich erschreckend, aber kaum überraschend. Es passt zu ihrer | |
| Strategie, die lautet: Raus aus der Schmuddelecke, rein in die Unis, in die | |
| Wirtschaft und natürlich in die Parlamente. Die AfD will die Eliten, nicht | |
| die kleinen Leute. Niemand verkörpert das stärker als Petry. Ihr British | |
| English, Kostüm und Doktortitel sind keineswegs Marginalitäten. Sondern | |
| eine Ansage. | |
| Der aktuelle Entwurf des AfD-Grundsatzprogramms zielt demgemäß nicht auf | |
| sozialen Frieden, den Petry kürzlich noch als oberste Prämisse ihrer | |
| Politik verkaufen wollte. Souveräner Nationalstaat, sorgenfreies | |
| Unternehmertum, spießbürgerliche Idylle am Abendbrottisch: Das Papier ist | |
| eine zusammengeklaubte Mischung aus Marktradikalismus, völkischem | |
| Konservatismus und antiegalitären Ideen, die Einwanderer ebenso | |
| stigmatisieren wie Geringverdiener. | |
| Konstruktive Vorschläge? Wenig. Aber das stört die AfD-Wähler kaum, ebenso | |
| wie Widersprüche in der Programmatik – Grenzen für Menschen, aber bloß | |
| nicht für Handelsware. Protestwähler lesen kein Parteiprogramm. Täten sie | |
| es, würden sie sich empört abwenden. Stattdessen bewundern sie eine stur | |
| lächelnde, aalglatte Frauke Petry. Die sich nicht von der kritischen, nach | |
| AfD-Logik ohnehin parteiischen Presse von ihrer Linie abbringen lässt. | |
| Im AfD-Grundsatzprogramm stehen gefährliche Dinge. Die Zeit der dumpfen | |
| Altherrenparolen aber ist mit Petry endgültig vorbei. Um sie zu entzaubern, | |
| braucht es mehr als kritische Fragen. | |
| 29 Mar 2016 | |
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| ## AUTOREN | |
| Johanna Roth | |
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