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# taz.de -- Kolumne Hosen runter: Contouring in der Gebärmutter
> Eine Studie ergibt: Das Internet ist wichtiger als Kinderkriegen. So
> könnte es mit dem Nachwuchs doch noch klappen.
Bild: Das ist der Beweis: Internet plus Baby ist gleich Fame
[1][Junge Menschen in Deutschland könnten auf Autos, Kinder und Gott
verzichten – aber nicht auf das Internet.] Hab ich im Radio gehört, beim
Geschirrspülen.
Vor Schreck hätte ich beinahe vergessen, noch schnell den Bodensatz aus dem
Weinglas vom Vorabend zu exen. Kinder sind also unwichtiger als das
Internet, hallo, merkt hier noch jemand was, Prioritäten und so?!!?!
einself!!! … nee, halt, so kann es gar nicht gewesen sein, beim Spülen guck
ich ja immer Netflix.
Jedenfalls schnell mal gegoogelt: [2][Die Studie möchte die Lebenswelt von
18- bis 34-Jährigen erforschen und heißt „Generation What?“], und gerade
als ich ein herzhaftes „the fuck!“ hinzufügen will, fällt mir ein: Ich bin
32 und habe keine Kinder, aber Internet.
Zielgruppe. Scheiße. Okay. Vielleicht liegt es daran, dass meine Generation
gar nicht weiß, wie es ohne Internet ist – aber ohne Kinder schon. Man
vermisst ja nur das, was man kennt. Oder es ist alles ganz anders. Die
Generation Internet ist nämlich auch die Generation Selbstkontrolle.
## Virtuelle Identität
Wir zählen unsere Schritte, Herzschläge und Kalorien, tracken unsere
Aktivitäten und lassen uns daran erinnern, genügend Wasser zu trinken. Das
Ergebnis posten wir bei Facebook, um unsere virtuelle Identität
aufzuhübschen. Und das ist erst der Anfang!
[3][Tim Cook verkündete diese Woche, die Apple Watch solle bald „immer mehr
Funktionen des eigenen Körpers“ kontrollieren.] Ein Start-up hat kürzlich
[4][einen Tampon entwickelt, der eine Push-Mitteilung ans Smartphone
sendet,] wenn er voll ist.
Und dann gibt’s da noch den Mikrochip, der nachts die Temperatur in der
Vagina misst und die Daten in den Computer einspeist. Sogar [5][eine
Brandenburger Kiefer twittert] seit vier Wochen ihre Vitalwerte – aber wo
ist das Gadget für ungeborene Babys? Im Darknet oder was?
So kompliziert kann es doch nicht sein, einen Fötus-Tracker zu entwickeln:
Ultraschallgerät, Mikrofon, zack, fertig, rein in die Muschi und raus mit
den Herztönen, den Fotos (Filter: Nirvana-Cover), den Umdrehungen pro
Stunde.
## Fame
Noah als Tom Selleck (MSQRD), Ruth gähnend bei ihrem ersten
Facebook-Livevideo, Cutie Kai im YouTube-Tutorial: „Contouring: Wie mache
ich mich in der Gebärmutter unsichtbar?“
Eins sollte jedoch unbedingt berücksichtigt werden: Unter keinen Umständen
darf ein eigener Twitter/Facebook/Instagram/Snapchat-Account für den
Nachwuchs erstellt werden. Lol, doch nicht wegen Datenschutz. Wegen der
Reichweite! Nur wenn Babys neue Follower liefern, wird Kinder kriegen
wieder attraktiv.
Als ich gerade nachschauen will, wie ich das Patent anmelden kann, stolpere
ich noch mal über die Studie. Und erfahre: Sie dauert drei Jahre, es
handelt sich bisher also nur um einen schön plakativen Zwischenstand – und
der ist denkbar knapp.
53 Prozent der NutzerInnen glauben, sie bräuchten das Internet für ihr
Lebensglück. 52 Prozent denken, sie könnten auf Kinder verzichten. Liebe
Crowd, streng dich noch mal an. Wir sammeln hier schließlich für einen
guten Zweck: unseren Fame.
27 May 2016
## LINKS
[1] http://www.swr.de/swrinfo/die-generation-what-gluecklich-ohne-auto-tv-und-g…
[2] http://www.generation-what.de/
[3] http://www.wiwo.de/technologie/digitale-welt/apple-tim-cook-sieht-grossen-a…
[4] https://www.bayern3.de/myflow-app-menstruation-tampon-vernetzt-schwachsinn-…
[5] https://twitter.com/TreeWatchBritz
## AUTOREN
Franziska Seyboldt
## TAGS
Internet
Schwerpunkt Überwachung
Studie
Kinder
Hosen runter
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FKK
Fruchtbarkeit
Hosen runter
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Trend
Sexualstrafrecht
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