# taz.de -- Streit in der AfD: Machtkampf im Ländle | |
> Jörg Meuthen, AfD-Fraktionschef in Baden-Württemberg, hat ein Problem: Im | |
> Fall Gedeon stellt sich der Fraktionsvorstand gegen ihn. | |
Bild: Es sind turbulente Zeiten für Jörg Meuthen | |
Karlsruhe/Berlin taz | Für Jörg Meuthen wird es eng. Bleibt der | |
Bundessprecher der AfD Vorsitzender der AfD-Fraktion im Stuttgarter Landtag | |
– oder verlässt er sie wie angekündigt, wenn ihm die Fraktion im Fall | |
Gedeon die Gefolgschaft verweigert? | |
Am Montag wurde eine Stellungnahme des erweiterten Fraktionsvorstands | |
bekannt, in der sich dieser gegen Meuthen wendet. Die [1][Stuttgarter | |
Zeitung] zitiert das Dokument: „Wir fordern Herrn Meuthen auf, auf die | |
Sachebene der Causa Gedeon zurückzukehren und die Spaltung der Partei nicht | |
billigend in Kauf zu nehmen.“ | |
Nach dieser Stellungnahme gilt es als unwahrscheinlich, dass Meuthen die | |
Fraktion noch hinter sich hat. Der Fraktionsvorstand schreibt: „Wir sind | |
und waren seit Bekanntwerden der schwerwiegenden Antisemitismusvorwürfe | |
gegen Herrn Gedeon für eine ruhige und besonnene Vorgehensweise. Unserem | |
Vorschlag, durch ein unabhängiges wissenschaftliches Gutachten diese | |
Vorwürfe zu prüfen, ist Herr Meuthen trotz unserer Hinweise und starken | |
Bedenken nicht gefolgt.“ | |
Anlass für die Eskalation dieses bizarren Machtkampfs ist Meuthens | |
Durchgreifen gegen den 76-jährigen Abgeordneten Wolfgang Gedeon, dem | |
antisemitische Äußerungen in seinen Schriften zum Vorwurf gemacht werden. | |
Gedeon, der sich in seinen Schriften auf die „Protokolle der Weisen von | |
Zion“ beruft und Holocaust-Leugner wie Horst Mahler mit Dissidenten | |
gleichsetzt, weigert sich, freiwillig die Fraktion zu verlassen. Bei einer | |
Probeabstimmung zum Ausschluss des Abgeordneten hat Meuthen die notwendige | |
Zweidrittelmehrheit für einen Ausschluss aus der Fraktion gefehlt. Meuthen | |
hatte daraufhin mit seinem Rücktritt und dem Verlassen der Fraktion | |
gedroht. | |
## Ende der Einmütigkeit | |
Der Bundesvorstand hat den Ausschluss Gedeons aus der Landtagsfraktion | |
vergangene Woche noch einstimmig empfohlen. Damit allerdings hört es mit | |
der Einmütigkeit auch auf. Am Wochenende hat Parteichefin Frauke Petry | |
Meuthen, der nicht nur Fraktionschef in Baden-Württemberg, sondern auch ihr | |
Kobundeschef ist, vorgeworfen, mit seiner öffentlichen Rückzugsdrohung den | |
Fall auf die persönliche Ebene verlagert zu haben. Damit habe er die | |
Landtagsfraktion gespalten. Soll heißen: Wenn der Ausschluss Gedeons nicht | |
glatt läuft, ist Meuthen schuld. Dieser schoss via [2][Welt] zurück. Er | |
warf Petry „bizarres Hineinregieren“ in die Landtagsfraktion vor. | |
Meuthen definiert Antisemitismus in seinen Erklärungen als „rote Linie“ und | |
den Fall Gedeon als Lackmustest für die Partei. Hinter der | |
Auseinandersetzung mit Petry steckt aber auch die Frage, mit welcher Spitze | |
die AfD in den Bundestagswahlkampf im kommenden Jahr ziehen wird. Petry ist | |
das bekannteste Gesicht der Partei, als Vorsitzende scheint sie die | |
natürliche Kandidatin zu sein. Genau das will Meuthen gemeinsam mit den | |
Parteirechten Alexander Gauland und Björn Höcke verhindern. Im | |
Bundesvorstand ist Petry, der ihrerseits eigenmächtiges Verhalten | |
nachgesagt wird, zunehmend isoliert. | |
In Meuthens Fraktion sitzen nicht wenige Rechtsausleger. Nach Recherchen | |
des AfD-Blogs „keinalternative.org“ haben insgesamt zehn | |
Fraktionsmitglieder die [3][Erfurter Resolution] Höckes unterzeichnet. | |
Darunter ist der Arzt Heinrich Fiechtner, der den Koran schon mal | |
öffentlich mit „Mein Kampf“ verglichen hat, und Christina Baum, die dem SWR | |
jüngst zu Protokoll gab, die Ernennung von Muhterem Aras zur | |
Landtagspräsidentin sei ein Indiz für die Islamisierung Deutschlands. | |
Gedeon kann sich nach den jüngsten Entwicklungen Hoffnungen machen, | |
einstweilen in der Fraktion zu bleiben. Als vermeintlichen Beweis, dass die | |
Vorwürfe gegen ihn aus der Luft gegriffen sind, verweist er drauf, dass es | |
die Staatsanwaltschaft Konstanz bislang abgelehnt habe, gegen ihn wegen | |
Volksverhetzung zu ermitteln. | |
21 Jun 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.fuehrungsstreit-eskaliert-afd-frak… | |
[2] http://www.welt.de/politik/deutschland/article156358925/Kritik-an-bizarrem-… | |
[3] /AfD-in-Thueringen/!5015066 | |
## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
Benno Stieber | |
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