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# taz.de -- Wohnblock-Versteigerung in Neukölln: Ein Investment mit Risiko
> 14 Häuser kommen unter den Hammer, schon wandeln Investoren durch die
> Höfe. Doch die organisierten Bewohner haben einen Grund zur Hoffnung.
Bild: Es könnte bunt werden im Amtsgericht Neukölln
Berlin taz |2,7 Millionen Euro sind aufgerufen, wenn am Montag am
Neuköllner Amtsgericht ein fünfgeschossiges Wohngebäude sowie ein
eingeschossiges Bürohaus zwangsversteigert werden. Die beiden sind die
ersten von [1][14 Häusern zwischen Fram-, Pannier- und Nansenstraße], die
innerhalb der nächsten zwei Wochen unter den Hammer kommen. Der geschätzte
Verkehrswert der zwei Immobilien könnte jedoch deutlich überboten werden,
denn der Kreis der möglichen Käufer steigt.
Ihr Interesse bekundet hatte bislang lediglich die Berliner Immobilienfirma
Dr. Hintze & Co., die sich bereits einen Teil des Blocks, der bislang im
Besitz einer Erbengemeinschaft war, gesichert hat. Vollmundig hatte sie
angekündigt, dass es schwierig werden dürfte, sie zu überbieten.
Auf Anfrage der taz hat nun das Amtsgericht mitgeteilt, dass „mindestens
vier Bieter auftreten werden“. Ebenso viele Sicherheitsleistungen in Höhe
von zehn Prozent des Schätzwertes sind bislang beim Gericht eingegangen.
Die Zahl könnte bis zum Beginn der Versteigerung noch weiter steigen.
Auch eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft, die aus Sorge um ihre Chancen
im Bieterverfahren nicht genannt werden will, steigt mit in den Ring. „Wir
haben uns entschieden, beim ersten Versteigerungstermin mitzubieten“,
erklärte eine Sprecherin gegenüber der taz.
## Dunkle Anzüge im Hof
Für die Bewohner des Blocks im Reuterkiez ist das eine Nachricht, die
Hoffnung macht. „Wir finden es toll, dass Politik und Wohnbaugesellschaft
bereit waren, mit uns zu reden“, sagt Ursula Kurtz, die seit 16 Jahren in
der Framstraße lebt. Überrascht über die Anzahl der Bieter ist sie nicht:
„Zuletzt sind immer wieder Herren in dunklen Anzügen durch die Innenhöfe
gewandert.“ Spöttisch fügt sie hinzu: „Wir sind begehrt.“
Aus Angst vor einer Erhöhung der Mieten, die derzeit noch bei etwa 4,30
Euro pro Quadratmeter und damit unter dem Mietspiegel liegen, haben sich
die Mieter in der Initiative „Unser Block bleibt“ zusammengeschlossen.
Viele von ihnen hätten den Komplex am liebsten selbst erworben, doch für
einen solchen Schritt war die Zeit zu kurz. Erst vor vier Wochen haben die
Bewohner zufällig von der Versteigerung erfahren.
Ob es letztlich für den kommunalen Bieter reicht, ist fraglich. Kurtz
befürchtet, dass andere Bieter „ein Vielfaches in der Kasse haben.“ Im Fall
des Verkaufs an einen Privatinvestor bleibt den Bewohnern nur die Hoffnung,
dass der Bezirk die Möglichkeiten des Milieuschutzgebietes konsequent
anwendet und Luxusmodernisierungen verbietet. Kurtz kritisiert, dass durch
die Versteigerung das kommunale Vorkaufsrecht ausgehebelt ist: „Die
Handlungsspielräume für Politik und Bewohner sind extrem eingeschränkt.“
Am Montag wollen viele Mieter im Gericht sein. Ihre Botschaft an
potenzielle Käufer: „Euer Investment birgt mehr Risiko, als euch klar ist!“
8 Jun 2016
## LINKS
[1] /Verkauf-eines-Wohnblocks-in-Neukoelln/!5304542
## AUTOREN
Erik Peter
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Berlin
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Schwerpunkt Schillerkiez in Berlin
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