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# taz.de -- Wahlkampf in den USA: Trump tratscht
> Der Kandidat der Republikaner will mit Kim Jong Un diskutieren, bei Putin
> rudert er zurück. Dafür mag er die Moderatorin Megyn Kelly plötzlich
> wieder.
Bild: Donald Trump und Megyn Kelly haben sich wieder lieb
New York/Washington rtr/dpa | US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat
sich zu einem Gespräch mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un zur
Lösung des Atomkonflikts bereiterklärt. „Ich würde mit ihm reden, ich habe
absolut kein Problem damit“, sagte der 69-Jährige in einem Interview. Der
republikanische Bewerber würde so mit der bisherigen US-Politik brechen.
Im Falle eines Wahlsieges will der umstrittene Milliardär auch das Pariser
Klima-Abkommen neu aushandeln, das eine Begrenzung der
Treibhausgasproduktion vorsieht. Das Vertragswerk sei unfair den USA
gegenüber, sagte Trump. Auch die nach der Finanzkrise 2008 erlassenen
Reformen zur Bankenregulierung – die sogenannten Dodd-Frank-Vorgaben – will
Trump fast vollständig aufheben. „Dodd-Frank hat einen sehr negativen
Einfluss und hat einen sehr schlechten Ruf“, sagte er über das
Gesetzespaket.
Mit Blick auf Nordkorea erklärte Trump, er könne sich vorstellen, das Land
zu einem Stopp seines Atomprogramms zu bewegen. Details, wie er den seit
Jahrzehnten währenden Konflikt auf der koreanischen Halbinsel lösen will,
nannte er nicht. Er will allerdings Chinas Einfluss nutzen. „Ich würde eine
Menge Druck auf China ausüben, weil wir wirtschaftlich enorme Macht über
China haben“, sagte er. „China kann das Problem mit einem Treffen oder
einem Telefonat lösen.“
Die nordkoreanische Vertretung bei den Vereinten Nationen war für eine
Reaktion zunächst nicht zu erreichen. Das südkoreanische Außenministerium
lehnte eine Stellungnahme zu den Äußerungen Trumps ab, betonte jedoch, dass
Südkorea und die USA die atomare Abrüstung als wichtigstes Ziel eines jeden
Dialogs mit Nordkorea ansehen. US-Präsident Barack Obama hatte in der
Vergangenheit nicht persönlich mit Kim gesprochen, sondern hochrangige
Diplomaten zu Verhandlungen entsandt.
## Trump rudert bei Putin-Lob zurück
Trump dämpfte unterdessen frühere, anerkennende Aussagen über den
russischen Präsidenten Wladimir Putin, der sich ihm gegenüber freundlich
geäußert hatte. „Die Tatsache, dass er Gutes über mich gesagt hat, bedeutet
nicht, dass ihm das in Verhandlungen hilft“, erklärte der Milliardär. „Es
wird ihm überhaupt nicht helfen.“
Zuletzt hatte Trump Großbritannien als engsten Verbündeten der USA vor den
Kopf gestoßen. Er nannte es unwahrscheinlich, dass er als Präsident ein
gutes Verhältnis zum britischen Premierminister David Cameron hätte. Die
Berater der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton
kritisierten daraufhin erneut Trumps Verständnis der Außenpolitik.
„Verstehe ich das richtig: Donald Trump beleidigt den Regierungschef
unseres engsten Verbündeten, dann dreht er sich um und sagt, er würde
wirklich gern mit Kim Jong Un sprechen?“, fragte Clintons außenpolitischer
Berater Jake Sullivan. Der Milliardär scheine eine „bizarre Faszination für
ausländische Autokraten wie Putin und Kim zu empfinden“, erklärte Sullivan.
„Aber sein Verständnis von Außenpolitik ergibt für den Rest von uns keinen
Sinn.“
„Ich bin ein Niedrigzinsmensch“
In der Finanzpolitik wünscht sich Trump langfristig einen Republikaner an
der Spitze der US-Notenbank Federal Reserve. Er sei allerdings kein Gegner
der derzeitigen Fed-Chefin Janet Yellen, die Obama ins Amt gebracht hatte.
„Ich finde nicht, dass Janet Yellen einen schlechten Job macht“, sagte er.
„Ich bin ein Niedrigzinsmensch, solange die Inflation nicht ihr hässliches
Haupt erhebt – was irgendwann passieren kann.“
Das derzeitige Niveau der Sozialhilfe wolle er beibehalten, kündigte der
Immobilien-Mogul an. Er wolle auch das Rentenalter nicht heraufsetzen oder
Sozialleistungen von der Höhe des Einkommens abhängig machen. Zugleich
kritisierte Trump Clintons Pläne, ihren Ehemann, den früheren
US-Präsidenten Bill Clinton, mit der Stärkung der US-Wirtschaft zu
beauftragen. „Die Ehefrau will ihm die Wirtschaft auftragen“, sagte er.
Trump ist der einzig verbliebene Bewerber im Rennen der US-Republikaner.
Die formelle Ernennung zum Präsidentschaftskandidaten soll auf einem
Parteitag im Juli erfolgen. Die Präsidentschaftswahl ist Anfang November.
## „Ich mag unsere Beziehung jetzt“
Für einen Wahlsieg bräuchte Trump wohl auch die Medien. Vielleicht hat er
sich auch deshalb mit Moderatorin Megyn Kelly öffentlich versöhnt, die
Trump zuvor über Monate hinweg beleidigt hatte. In einem Interview, das am
Dienstagabend (Ortszeit) ausgestrahlt wurde, schlugen beide einen sehr
respektvollen und weichen Ton an.
„Ich mag unsere Beziehung jetzt“, sagte Trump am Ende. Kelly erwiderte:
„Jetzt hast Du meine Handynummer.“ Die Fehde ging auf die erste TV-Debatte
der republikanischen Präsidentschaftsbewerber im August zurück. Damals
sprach Kelly Trump auf frühere sehr herablassende Bemerkungen über Frauen
an. Trump reagierte empört und attackierte sie in den Monaten danach immer
wieder. So bezeichnete er sie etwa als „Tussi“. Kellys Sender Fox News
sprach von einer krankhaften Obsession.
Das Interview der Moderatorin mit dem 69-Jährigen war bereits vor einigen
Tagen aufgezeichnet worden. Trump gibt darin auch sehr persönliche
Einblicke – etwa bei der Frage, ob jemand ihm schon einmal weh getan habe.
„Wenn ich verletzt werde, greife ich Menschen hart an und ich versuche,
mich zu heilen“, erklärte er.
18 May 2016
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