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# taz.de -- Vom Geist des Geistlichen: Pastor ermöglicht Dialog
> Der Dialogbeauftragte von Bremens Evangelischer Kirche tritt ab: Er hatte
> einen israelischen Journalisten bepöbelt und sich als Antisemit
> bezeichnet.
Bild: Ein einsames Schild gegen Judenhass ist besser als keines: Demo in Berlin
BREMEN taz | Auf Drängen der Jüdischen Gemeinde und der Leitung der
Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) hat deren Beauftragter für
interreligiösen Dialog, Pastor Volker Keller, gestern demissioniert.
Zugleich entschuldigte er sich „bei Menschen jüdischen Glaubens“, die er
irritiert habe: „Obwohl es keineswegs meine Absicht war, habe ich sie
verletzt.“ Anfang Mai hatte die Jüdische Gemeinde in einem von ihrem
gesamten Vorstand und dem Landesrabbiner unterzeichneten Schreiben an die
BEK-Spitze erklärt, sich eine Fortsetzung des Dialogs mit Keller nicht
vorstellen zu können, ein in ihrer Geschichte einzigartiger Vorgang.
Auslöser des Protests war eine Mail des Pastors, mit der er, ohne
vorherigen Kontakt, den streitbaren Korrespondenten der Jerusalem Post,
Benjamin Weinthal, bepöbelt hatte: Darin hatte sich Keller mokiert, dass
Weinthal keine Notiz von einer Lesung des Publizisten Arn Strohmeyer in
seiner Pfarrei genommen habe. Strohmeyer wiederum gilt vielen als
Antisemit: Er veröffentlicht seit Jahren Beiträge zum Nahostkonflikt, die
[1][druckseitenstark einseitig Israel beschuldigen]. Durchgängig bedient
Strohmeyer dabei die Unterstellung, der Zionismus missbrauche das Gedenken
an die Shoa zu „seiner existentiellen Selbstvergewisserung“ und behauptet
gar, dass „der Holocaust vor allem auch ein Mittel zum Zweck des Erreichens
und der Rechtfertigung politischer Ziele“ sei.
Das ist die zentrale Denkfigur jenes Judenhasses, den die Forschung als
Schuldabwehr-Antisemitismus [2][rubriziert]. Er liegt den meisten bei der
Teheraner Karikaturenausstellung [3][gezeigten Werken] ebenso wie den
programatischen Äußerungen der [4][NPD zum Thema] zugrunde.
Als Strohmeyer am Jahrestag der Reichspogromnacht in einer städtischen
Bremer Location auftreten sollte, hatte Weinthal interveniert – und damit
offenbar Keller erzürnt. Denn dessen Mail knüpfte an jenen Vorgang an:
„Gestern Abend hat der Antisemit Arn Strohmeyer einen Vortrag bei mir
gehalten“, mokiert Keller sich: „Sie haben mich nicht einmal beschimpft.“
Beim nächsten mal werde er ihn vorab unterrichten, um sich von ihm
angreifen zu lassen. Und er schließt: „Ihr Volker Keller, Antisemit“.
Renke Brahms, theologischer Leiter der BEK, erkannte in der am Donnerstag
verbreiteten Erklärung in Kellers Mail zwar „eine inakzeptable Belastung
für den interreligiösen Dialog“ und entschuldigte sich im Namen der BEK
dafür. Zugleich gab er sich „überzeugt, dass Pastor Keller kein Antisemit
ist“.
Um diese Positionierung war bei einem Gespräch zwischen BEK-Spitze und
Jüdischer Gemeinde am 19. Mai gerungen worden. Letztere „bedankt sich bei
der taz.bremen, der Grünen-Politikerin Kirsten Kappert-Gonther und der
Deutsch Israelischen Gesellschaft Bremen für die klaren Worte zum Verhalten
von Pastor Keller“, heißt es nun in einer Stellungnahme. „Die haben
bewirkt, was unser Brief allein nicht vermochte“. Man freue sich „auf die
weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der BEK und die Erneuerung des
jüdisch-christlichen Dialogs“. Es bleibe die Hoffnung, „dass Bremer
Pastoren weder Israelhasser in ihre Gemeinden einladen noch judenfeindliche
Parolen tolerieren“.
27 May 2016
## LINKS
[1] http://www.palaestina-portal.eu/Stimmen_deutsch/strohmeyer_arn.htm
[2] http://www.bpb.de/izpb/9714/antisemitismus?p=all
[3] http://www.spiegel.de/politik/ausland/bundesregierung-verurteilt-holocaust-…
[4] http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/077/1707700.pdf
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
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