# taz.de -- Bericht von Reporter ohne Grenzen: Pressefreiheit bröckelt weltweit | |
> „Reporter ohne Grenzen“ veröffentlicht eine Rangliste der Pressefreiheit | |
> fürs Jahr 2016. Weltweit haben JournalistInnen mit Repression und Gewalt | |
> zu kämpfen. | |
Bild: Ein Journalist in Myanmar 2012 | |
BERLIN epd | Journalisten und unabhängige Medien sehen sich weltweit | |
zunehmend unter Druck. Das geht aus der [1][Rangliste der „Pressefreiheit | |
2016“ hervor], die „Reporter ohne Grenzen“ veröffentlicht hat. Zu diesem | |
Trend tragen der Organisation zufolge zunehmend autokratische Tendenzen in | |
Ländern wie Ägypten, Russland oder der Türkei sowie bewaffnete Konflikte | |
etwa in Libyen, Burundi und dem Jemen bei. | |
Negativ wirkten sich auch Bestrebungen der polnischen und ungarischen | |
Regierungen aus, staatliche und private Medien in ihrer Unabhängigkeit | |
einzuschränken. Auf der Rangliste von 180 untersuchten Staaten | |
verschlechterte sich Deutschland gegenüber dem Vorjahr um vier Ränge auf | |
Platz 16, was vor allem der deutlichen Zunahme von Gewalt und Anfeindungen | |
bis hin zu Todesdrohungen gegen Journalisten zuzuschreiben sei. | |
„Viele Staatsführer reagieren gerade zu allergisch auf legitime Kritik | |
durch unabhängige Journalisten“, sagte der Vorstandssprecher von „Reporter | |
ohne Grenzen“, Michael Rediske. „Wenn sich selbstherrliche Präsidenten und | |
Regierungen per Gesetz jeder Kritik entziehen, fördert das Selbstzensur und | |
erstickt jede politische Diskussion.“ Die Spitzenplätze der Rangliste | |
nehmen Finnland, die Niederlande und Norwegen ein. Schlusslichter sind | |
Eritrea, Nordkorea und Turkmenistan. | |
Größte Absteiger in der Rangliste sind Tadschikistan (Platz 150, minus 34 | |
Ränge) und Brunei (155, minus 34). In Tadschikistan habe Präsident Emomali | |
Rahmon unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung Kritiker mundtot | |
gemacht. In Brunei nimmt laut „Reporter ohne Grenzen“ angesichts der | |
schrittweisen Einführung der Scharia und eines Blasphemieverbots die | |
Selbstzensur zu. Polen stürzte um 29 Ränge auf Platz 47 ab. Dies sei eine | |
Folge der Bemühungen der neuen polnischen Regierung, die Eigenständigkeit | |
der öffentlich-rechtlichen Medien einzuschränken und private Medien zu | |
„repolonisieren“. | |
Größter Aufsteiger ist Tunesien (Platz 96), das ungeachtet aller weiterhin | |
bestehenden Defizite die positiven Folgen der Medienreformen nach dem | |
Umbruch von 2011 zu spüren bekomme und sich um 30 Ränge verbesserte. Auch | |
die Ukraine verbesserte sich um 22 Ränge auf Platz 107 wegen der deutlich | |
zurückgegangenen Gewalt gegen Journalisten. | |
Laut „Reporter ohne Grenzen“ ist bereits seit 2014 eine Erosion der | |
europäischen Vorreiterrolle bei der Pressefreiheit zu beobachten. Grund | |
seien Gesetze gegen Terrorismus und Spionage, die zur Einschränkung von | |
Freiheitsrechten missbraucht würden. Außerdem bemängelt die Organisation, | |
dass in Frankreich (Platz 45, minus 7) die meisten privaten Medien von | |
nationaler Bedeutung von wenigen Unternehmern kontrolliert werden, deren | |
wirtschaftliche Interessen vor allem in anderen Branchen liegen. In | |
Bulgarien (Platz 113, minus 7) würden Politiker und Oligarchen den Großteil | |
der Medien kontrollieren, zugleich nehme die Gewalt gegen Journalisten zu. | |
20 Apr 2016 | |
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[1] https://www.reporter-ohne-grenzen.de/uploads/tx_lfnews/media/Rangliste_der_… | |
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