# taz.de -- Opposition in Aserbaidschan: Ausreiseerlaubnis für Aktivisten | |
> Zwei ehemals inhaftierte Menschenrechtler haben Asyl in den Niederlanden | |
> erhalten. Ein Verfahren wegen Hochverrats ist aber weiter anhängig. | |
Bild: Leila und Arif Junus werden von ihrer Tochter Dinara am Amsterdamer Flugh… | |
Berlin taz | Zwei der bekanntesten aserbaidschanischen | |
Menschenrechtsaktivisten, Leila und Arif Junus, sind am Dienstag in den | |
Niederlanden eingetroffen. Auf dem Flughafen in Schiphol wurden die beiden, | |
die politisches Asyl beantragt haben, auch von dem niederländischen | |
Außenminister Bert Koenders empfangen. Leila und Arif Junus hätten ihre | |
eigene Sicherheit und ihr Glück im Kampf für Demokratie und Menschenrechte | |
aufs Spiel gesetzt, zitieren niederländischen Medien den Minister. | |
Die Erteilung einer Ausreisegenehemigung kam überraschend. Noch im | |
vergangenen Monat hatte ein Berufungsgericht in der aserbaidschanischen | |
Hauptstadt Baku verfügt, dass das Ehepaar wegen ihrer Bewährungsstrafen | |
nicht nach Europa reisen dürfe. | |
Die zwei waren im August 2015 wegen Betruges und Steuerhinterziehung zu | |
sieben bzw. achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Zahlreiche | |
internationale Organisationen hatten den Prozess als „rein politisch | |
motiviert“ kritisiert. | |
Am 12. November 2015 hatte Arif Junus das Gefängnis wegen schwerer | |
gesundheitlicher Probleme verlassen können. Am 9. Dezember wurde Leila | |
Junus aus denselben Gründen auf freien Fuß gesetzt. Die 60jährige leidet | |
seit längerem an schwerer Diabetes und Hepatitis C. Zudem hatte sie | |
mehrfach von brutalen Misshandlungen durch Gefängnismitarbeiter seit ihrer | |
Inhaftierung berichtet. | |
## Vorwurf Spionage | |
Festgenommen worden war das Ehepaar Junus bereits im Juli 2014 unter dem | |
Vorwurf von Wirtschaftsverbrechen sowie angeblicher Spionage für das | |
verfeindete Nachbarland Armenien. Dieses Verfahren wegen Hochverrats ist | |
übrigens immer noch anhängig. | |
Das Engagement von Leila und Arif Junus in Sachen Menschenrechte reicht | |
lange zurück. Die 59Jährige Leila, die die französische Tageszeitung Le | |
Monde als „eine der letzten Dissidentenstimmen Aserbaidschans“ bezeichnete, | |
war bereits zu Sowjetzeiten in der Kaukasusrepublik aktiv. | |
1988 war sie Mitbegründerin der Nationalen Bewegung für Unabhängigkeit, der | |
Volksfront von Aserbaidschan, die sich für die Unabhängigkeit | |
Aserbaidschans einsetzte. Vom Jahr des Zusammenbruchs der Sowjetunion 1991 | |
bis 1995 war sie Chefin der Unabhängigen Demokratischen Partei | |
Aserbaidschans. | |
Während des Krieges zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region | |
Berg-Karabach (1992-1994) versuchte Leila Junus zwischen den beiden Staaten | |
zu vermitteln. Im Jahr 1994 gründete sie in Baku das Institut für Frieden | |
und Demokratie (IPD), das sie bis heute leitet. | |
## Büro niedergewalzt | |
Neben der Aussöhnung mit Armenien engagiert sich das Institut für Frauen, | |
die Opfer häuslicher Gewalt oder von Menschenhandel geworden sind, sowie | |
für die Rechte politischer Gefangener. 2011 wurde das Büro des Instituts in | |
Baku auf Anordnung der Behörden von Bulldozern niedergewalzt und das | |
gesamte Archiv zerstört. | |
Derartige Repressionen wie gegen das Ehepaar Junus sind in Aserbaidschan | |
unter der Führung des autoritären Staatpräsidenten Ilham Alijew an der | |
Tagesordnung. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen sind derzeit | |
noch über 60 Personen aus politischen Gründen inhaftiert – darunter die | |
Investigativjournalistin Khadija Ismajilowa. Sie hatte vor allem über die | |
korrupten Machenschaften des Alijew-Klans berichtet. Im vergangenen März | |
wurden im Rahmen einer Amnestie auch 14 politische Häftlinge begnadigt. | |
20 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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