# taz.de -- Wahlparteitag der Berliner AfD: Auf Linie gebracht | |
> Am Wochenende will die AfD ihre Landesliste für die Berlin-Wahl | |
> aufstellen. Darauf: Ex-Offiziere, Burschenschaftler, | |
> Nationalkonservative. | |
Bild: Er wird wohl Spitzenkandidat, sie bleibt in Brüssel: Georg Pazderski und… | |
Berlin taz | Eins ist klar: In Sachen Klüngeleien und | |
Hinterzimmerbeschlüssen hinkt die AfD, die doch so gern ihre Abgrenzung von | |
den „Altparteien“ betont, dem etablierten Politikbetrieb kein Stück | |
hinterher. Auch vor dem Parteitag am Wochenende, bei dem der Landesverband | |
seine Kandidaten für die Abgeordnetenhauswahl im September beschließen | |
will, werden hinter den Kulissen bereits eifrig Listen ausgeknobelt und | |
Verbündete gesammelt, berichten Parteimitglieder. | |
Eine besondere Bedeutung kommt dabei einer gemeinsamen Initiative von neun | |
Bezirksverbänden sowie dem AfD-Jugendverband Junge Alternative (JA) bei. | |
Wie aus einem aktuellen parteiinternen E-Mail-Wechsel hervorgeht, der der | |
taz vorliegt, haben sich die Bezirke und die JA auf eine gemeinsame, knapp | |
30 Namen lange Liste geeinigt und diese als Wahlempfehlung an die | |
Mitglieder verschickt. | |
Damit, so heißt es in dem Schreiben, soll sowohl „das Zufallsergebnis eines | |
unvorbereiteten Landesparteitags mit einer nicht arbeitsfähigen Fraktion“ | |
verhindert als auch ein Signal in Richtung Landesvorstand ausgesandt | |
werden, die Bezirke bei wichtigen Entscheidungen mitbestimmen zu lassen. | |
## Schwarz-Rot-Gold statt bunt | |
Der erste Platz dieser Liste ist keine Überraschung: Der Landesvorsitzende | |
Georg Pazderski wird mit großer Wahrscheinlichkeit Spitzenkandidat. Die | |
zweite Landesvorsitzende Beatrix von Storch ist zwar deutlich prominenter, | |
sitzt aber bereits im EU-Parlament und möchte auf dieses Mandat auch nicht | |
verzichten. Pazderski, jahrzehntelang Offizier bei der Bundeswehr, wird von | |
Parteimitgliedern hinter vorgehaltener Hand für seinen „militärischen | |
Führungsstil“ kritisiert. In der Bundes-AfD war er Geschäftsführer, bis der | |
damalige Vorsitzende Bernd Lucke ihn im letzten Frühjahr feuerte – | |
offiziell, weil die AfD kein Geld mehr für den Posten hatte, inoffiziell | |
wegen politischer Differenzen zwischen Lucke und Pazderski, der zum | |
nationalkonservativen Flügel der Partei gehört. | |
Ebenfalls auf einem vorderen Platz wird wohl Hans-Joachim Berg landen, | |
Mitglied im Landesvorstand und Vorsitzender des mitgliederstärksten und für | |
seine nationalkonservativen Positionen bekannten Bezirksverband | |
Steglitz-Zehlendorf. Sein Vize Andreas Wild ist etwas weiter hinten auf der | |
Liste ebenfalls vertreten und bekannt dafür, Busreisen zu Auftritten des | |
Thüringer Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke zu organisieren. Der Bezirk | |
Steglitz-Zehlendorf war Parteimitgliedern zufolge maßgeblich am Putsch | |
gegen den bis Januar amtierenden, eher liberal ausgerichteten | |
Landesvorstand beteiligt. | |
Mit Thorsten Weiß findet sich ein weiterer Exoffizier auf den vorderen | |
Plätzen wieder. Weiß, Jahrgang 1983, der die Bundeswehr nach eigenem | |
Bekunden verlassen hat, weil ihm „die Truppe zu lasch“ sei, ist | |
Vorsitzender der Jungen Alternative Berlin. Der Jugendverband, aus dessen | |
Reihen auch zwei weitere Kandidaten auf der Liste stammen, ist in Berlin | |
zwar klein, aber sehr aktiv – die einzigen Kundgebungen, die im Rahmen der | |
„Herbstoffensive“ der AfD im letzten Jahr in Berlin stattfanden, waren von | |
der Jungen Alternative organisiert. Die JA stellt außerdem eine Verbindung | |
zur außerparlamentarischen Rechten dar. | |
Der JA und auch ihrem Vorsitzenden Thorsten Weiß werden außerdem gute | |
Verbindungen zu Burschenschaften nachgesagt. Keine Seltenheit in der | |
Berliner AfD: Mit Sebastian Maack, Franz Kerker oder Peer Lars Döhnert | |
finden sich mehrere Burschenschaftler auf der Liste, darunter ist mit Jörg | |
Sobolewski auch ein Mitglied der als rechtsextrem geltenden Berliner | |
Burschenschaft Gothia. Der 26-Jährige ist außerdem mit der | |
flüchtlingsfeindlichen Brandenburger Initiative Zukunft Heimat verbandelt | |
und schlägt gern völkische Töne an. „Schwarz-Rot-Gold, das ist mehr als | |
bunt genug. Mehr bunt brauchen wir hier nicht“, begann er eine Rede bei | |
einem Aufmarsch von Zukunft Heimat im Februar. | |
## Männerpartei AfD | |
Auf der gesamten Liste finden sich nur zwei Frauen. Neben der Vorsitzenden | |
aus Marzahn-Hellersdorf, Jeanette Auricht, die auf ihrem Facebook-Profil | |
gern flüchtlingsfeindliche Inhalte einschlägiger rechter Publikationen | |
teilt, steht mit Kristin Brinker die Ehefrau des im Januar abgesägten | |
ehemaligen Landesvorsitzenden Günter Brinker auf Platz drei der Liste. | |
Möglicherweise ein Zugeständnis an den liberaleren Flügel der Partei und | |
ein Zeichen dafür, dass die Machtkämpfe in der AfD doch noch nicht ganz so | |
abgeschlossen sind, wie es zuletzt den Anschein hatte – auch wenn die Liste | |
die nationalkonservative Ausrichtung des Landesverbands insgesamt deutlich | |
widerspiegelt. | |
Wie der Landesvorstand, der auf der Liste gut vertreten ist, zu der | |
Initiative der Bezirke steht, ist nicht bekannt. Der AfD-Sprecher Ronald | |
Gläser, selbst auf Platz fünf und einer von mehreren Autoren der rechten | |
Wochenzeitung Junge Freiheit auf der Liste, war trotz mehrfacher Versuche | |
nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. | |
21 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Malene Gürgen | |
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