# taz.de -- Banken und Rüstungsindustrie: Ein todsicheres Geschäft | |
> Eine Verbraucherbroschüre von Urgewald und Facing Finance verdeutlicht | |
> Investitionen von Geldhäusern in die Rüstungsindustrie. | |
Bild: Nicht nur Spielzeug: Echte Panzer werden von deutschen Banken finanziert | |
BERLIN taz | Finanziert Ihr Geld aus Sparkonto oder Riesterprodukt Waffen? | |
Eine neue Verbraucherbroschüre „Die Waffen meiner Bank“ von Urgewald und | |
Facing Finance gibt einen Überblick. Die Nichtregierungsorganisationen | |
untersuchten acht führende Rüstungsunternehmen und deren finanzielle | |
Beziehung zu deutschen Banken zwischen 2012 und 2015. | |
„Natürlich sind direkte Projektfinanzierungen selten“, sagt Barbara Happe, | |
Bankenreferentin von Urgewald. „Unternehmen gehen nicht zur Bank und sagen: | |
Hier ist mein Atomraketenprojekt.“ | |
Deshalb werteten die Merschenrechtler die direkte Kapitalzufuhr in Form von | |
Krediten und die indirekte Kapitalversorgung durch Anleihen und Aktien für | |
Unternehmen mit Rüstungsprodukten aus, darunter Kriegsflugzeughersteller | |
Airbus und Boeing sowie die Panzerproduzenten Krauss-Maffei Wegmann und | |
Rheinmetall. | |
„Das Ziel der Broschüre ist ein Bewusstsein für die Problematik bei den | |
Verbrauchern zu schaffen“, sagt Happe. Verbraucher können in dem | |
42-seitigen Heft auch sehen, welche Alternativen es etwa für das Sparbuch | |
gibt. Nachhaltige Banken wie die Umweltbank oder GLS arbeiteten nicht mit | |
der Rüstungsindustrie zusammen, informiert die Broschüre. | |
Die Deutsche Bank unterstützt sieben der acht untersuchten Unternehmen mit | |
insgesamt 1,47 Milliarden Euro für Rüstungsgeschäfte – und führt damit die | |
Liste an. Platz 2 hat die Commerzbank mit 1,24 Milliarden Euro. Die | |
HypoVereinsbank/UniCredit versorgt die Waffenindustrie mit 1,23 Milliarden | |
Euro, die Bayerische Landesbank stellt 656 Millionen Euro zur Verfügung. | |
Das Waffengeschäft gilt als solide Investition, denn es ist stabil. | |
Erstmals seit 2011 wuchsen die Militärausgaben 2015 sogar wieder und | |
beliefen sich weltweit auf 1,7 Billionen Dollar, teilte das Stockholmer | |
Internationale Friedensforschungsinstitut (SIPRI) bereits am vergangenen | |
Dienstag mit. Wichtige Waffenimporteure sind Indien, Saudi Arabien, China, | |
die Vereinigten Emirate und Australien. | |
## Verkäufe von Rüstungsgütern steigen | |
Die Liste der Rüstungsexporteure wird weiterhin von den USA angeführt, | |
gefolgt von Russland und China. Deutschland ist derzeit auf Platz fünf | |
gerutscht, aber der Trend geht wieder nach oben. Während die | |
Rüstungsverkäufe von westlichen Unternehmen um 7,4 Prozent sanken, stiegen | |
Verkäufe von deutschen Unternehmen 2014 um 9.4 Prozent, so SIPRI. | |
„Renditen für Waffengeschäfte sind hoch. Weitaus höher sind die Kosten für | |
Menschen“, sagt dazu Thomas Küchenmeister, Geschäftsführer von Facing | |
Finance. | |
Denn nicht wenige der vom Bundestag genehmigten Rüstungsexporte sind | |
umstritten, zum Beispiel nach Israel, Algerien oder Saudi Arabien. Diese | |
Länder werden immer wieder wegen Menschenrechtsverletzungen und | |
militärischer Gewalt gegen ihre Bevölkerungen kritisiert. | |
## „Selbstverpflichtung genügt nicht“ | |
Darüber hinaus gibt es eine Selbstverpflichtung. Viele Banken haben interne | |
Richtlinien festgelegt, dass sie zum Beispiel keine Chemie- oder Atomwaffen | |
finanzieren. „Aber“, lenkt Happe ein, „Verbote gelten für eine direkte | |
Finanzierung dieser Rüstungsgeschäfte“. Konzerne, die auch noch andere | |
Produkte herstellen, haben keine Restriktionen – und das sind fast alle. | |
Auch sogenannte „Double Use Produkte“ sind problematisch. 2013 wurde | |
bekannt, dass Deutschland an den syrischen Diktator Assad Chemikalien | |
geliefert hatte, die angeblich zur Zahnpastaproduktion verwendet werden | |
sollten. Möglich wäre aber auch der Einsatz für Chemiewaffen gewesen. | |
9 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Leila van Rinsum | |
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