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# taz.de -- Mallorca beschließt Touristenabgabe: Blechen im 17. Bundesland
> Auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln wird vom 1.Juli an eine
> Touristenabgabe fällig. Die Hoteliers und Umweltschützer sind dagegen.
Bild: Überfüllter Strand auf Mallorca: Massentourismus in den Griff bekommen
Palma de Mallorca dpa | Mallorca-Urlauber müssen sich an den Rezeptionen
ihrer Hotels auf der spanischen Ferieninsel auf eine unangenehme
Überraschung gefasst machen. Sie sollen von diesem Sommer an eine
Touristenabgabe entrichten. Die Regionalregierung der Balearen will mit der
umstrittenen Steuer den Weg zu einem umweltverträglichen Massentourismus
ebnen. Der Zustrom von Urlaubern in der Hochsaison bringt die Insel an die
Grenzen ihres Aufnahmevermögens.
Nach der am Dienstag vom Parlament in Palma de Mallorca beschlossenen
Regelung müssen die Urlauber vom 1. Juli an auf Mallorca sowie den
Nachbarinseln Menorca, Ibiza und Formentera eine Übernachtungssteuer von
0,25 bis 2,00 Euro pro Nacht und pro Person zahlen. Die Abgabe wird von den
Hoteliers bei der Ankunft oder Abreise der Gäste in Rechnung gestellt und
ans Finanzamt abgeführt.
Die genaue Höhe richtet sich nach der Art der jeweiligen Unterkunft. In der
Nebensaison wird der Betrag auf die Hälfte reduziert. Kinder und
Jugendliche unter 16 Jahren sind von der Abgabe befreit.
Die Balearen-Regierung erhofft sich davon Einnahmen von 50 bis 80 Millionen
Euro im Jahr. Die Gelder sollen zur Erhaltung der Umwelt und zur
Verbesserung des touristischen Angebots verwendet werden. „Die Besucher
werden dazu beitragen, das Paradies der Balearen zu erhalten“, hatte
Tourismusminister Biel Barceló erklärt.
Das Vorhaben ist auf Mallorca der zweite Anlauf zur Einführung einer
Touristenabgabe. Von Mai 2002 bis Oktober 2003 hatten die Mallorca-Urlauber
schon einmal eine Übernachtungssteuer zahlen müssen. Die „ecotasa“
(Ökosteuer), wie Taxe genannt worden war, wurde wieder abgeschafft, nachdem
die Unternehmer der Tourismusbranche dagegen Sturm gelaufen waren. Sie
hatten in der Steuer einen Hauptgrund dafür gesehen, dass viele Deutsche
damals Mallorca den Rücken kehrten.
## Die großen Hotelketten halten sich raus
Auch jetzt ist die Reisebranche gegen die Abgabe. „Die Übernachtungssteuer
wird unsere Wettbewerbsfähigkeit mindern“, beklagte die Chefin des
Hotelierverbandes FEHM, Inmaculada Benito, im Mallorca Magazin. Allerdings
scheint der Widerstand der Hoteliers weniger energisch zu sein als vor gut
einem Jahrzehnt. Die großen Hotelketten halten sich aus der Debatte
weitgehend heraus.
Dafür gibt es nun aber Kritik auch von einer anderen Seite: Umweltschützer
beklagen, dass die Erhebung der Abgabe zu kurz greife. „Das ist eine
verpasste Chance“, so der Verband GOB. Der Zusammenschluss hätte es gerne
gesehen, wenn die Regierung auch Maßnahmen zu einer Beschränkung der
Touristenzahl und zu einer Reduzierung des Angebots an Unterkünften
beschlossen hätte. Die Umweltschützer halten dies für dringend notwendig,
zumal da für diesen Sommer eine neue Rekordzahl von Urlaubern erwartet
wird.
Die auf den Balearen regierende Koalition von drei Linksparteien hatte
monatelang über die Details der Touristenabgabe gestritten. Dabei ging es
vor allem darum, wofür die Gelder verwendet werden sollen. Man einigte sich
auf einen Kompromiss, der nach Ansicht von Branchenexperten den Nachteil
hat, dass nun ziemlich unklar ist, wozu die Einnahmen dienen sollen.
Die Mallorca Zeitung wies auf einen weiteren Schwachpunkt hin: Es wird den
Behörden schwer fallen, die Abgabe bei den Gästen privat vermieteter
Ferienwohnungen einzuziehen. Und dieser Bereich hat in letzter Zeit stark
an Bedeutung gewonnen.
23 Mar 2016
## AUTOREN
Hubert Kahl
## TAGS
Mallorca
Massentourismus
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