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# taz.de -- Cuvrybrache in Kreuzberg: Der Deal ist geplatzt
> Weil der Investor keine Wohnungen bauen will, hat der Senat jetzt ein
> Problem. Denn für Gewerbe gibt es eine Baugenehmigung.
Bild: Bleibt heiß umkämpft: Die Cuvrybrache in Kreuzberg
Erst hat der Senat das Verfahren an sich gezogen, nun steht er mit leeren
Händen da. Auf der sogenannten Cuvrybrache an der Ecke Cuvrystraße und
Schlesische Straße sollen keine Wohnungen mehr gebaut werden. Einen
entsprechenden Brief hatte der Investor des 11.000 Quadratmeter großen
Geländes, Artur Süßkind, an Bausenator Andreas Geisel (SPD) geschrieben.
Geisels Sprecherin Petra Rohland bestätigte am Mittwoch den Erhalt des
Schreibens. Damit ist das Projekt „Cuvryhöfe“ mit 250 geplanten Wohnungen
geplatzt.
Die Kreuzberger Brache ist kein Grundstück wie jedes andere. Bis September
2014 wohnten dort Obdachlose, Roma, Aussteiger und Wanderarbeiter.
Touristen pilgerten dorthin, um Berlins erste „Favela“ zu besichtigen. Nach
einem Brand wurde das Grundstück geräumt und eingezäunt. Investor Süßkind
beteuerte, bald mit dem Bau der Cuvryhöfe beginnen zu wollen.
Grünes Licht von der Verwaltung hatte er. Schon Ende der 90er Jahre hatte
der Senat das Verfahren an sich gezogen. Zuvor hatte der Bezirk eine
Shopping-Mall auf dem Gelände abgelehnt. Weil das Grundstück aber immer
wieder den Besitzer wechselte, blieb alles beim Alten. Bis sich Senat und
Süßkind schließlich 2013 auf den Bau der „Cuvry-Höfe“ einigten. Ein
entsprechender Bebauungsplan wurde auf den Weg gebracht. Die Räumung 2014
war fast so etwas wie ein Startschuss.
Dass der Wohnungsbau nun platzt, wirft auch ein Licht auf die Förderpolitik
des Senats. Laut Tagesspiegel soll Süßkind den Ausstieg damit begründet
haben, dass sich der Bau von 25 Prozent der Wohnungen als Sozialwohnungen
nicht lohne. Süßkind bot an, 10 Prozent zu einer Miete von 6,50 Euro pro
Quadratmeter bauen zu wollen. Das liegt aber deutlich unter dem „Modell der
kooperativen Baulandentwicklung“, das der Senat bei allen Neubauvorhaben
anwendet. Im Gegenzug zur Verpflichtung, ein Viertel der Wohnungen
preisgünstig zu vermieten, können neben Wohnungsbaugesellschaften auch
private Eigentümer auf eine Förderung durch die Investitionsbank Berlin
zurückgreifen. Süßkinds Ausstieg zeigt, wie wenig attraktiv diese Förderung
für private Investoren ist.
Aus dem Hause des Bausenators hieß es am Mittwoch, man wolle das Gespräch
mit dem Investor suchen. Süßkind wiederum hatte wissen lassen, dass er
statt Wohnungen nun Gewerbebauten errichten will. Eine entsprechende
Baugenehmigung dafür hat er, bestätigt Geisels Sprecherin Rohland. Diese
sei auch gültig. Soll heißen: Wenn die Gespräche ergebnislos bleiben, hat
der Senat kein Mittel an der Hand, um Süßkind zum Wohnungsbau zu zwingen.
Die Opposition forderte am Mittwoch den Bausenator auf, es nicht nur bei
Gesprächen zu belassen. „Herr Geisel muss auch prüfen, ob er die
Baugenehmigung zurückziehen kann, weil all die Jahre nichts passiert ist“,
sagte die grüne Fraktionsvorsitzende Antje Kapek. Und ergänzte: „Diesen
Schuh hat sich der Senat selbst angezogen.“
31 Mar 2016
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
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