# taz.de -- Nach der Wahl in Baden-Württemberg: Grün-Schwarz in Sicht | |
> Die FDP schließt in Baden-Württemberg ein Bündnis mit Grünen und SPD aus. | |
> Eine „Schwampel“ mit einem CDU-Ministerpräsidenten lehnt die SPD ab. | |
Bild: Die CDU-Männer Guido Wolf (l.) und Thomas Strobl (M.) neben dem grünen … | |
Stuttgart taz | Nach der Absage der Liberalen am Freitag scheint im | |
Südwesten alles auf eine grün-schwarze Koalition hinauszulaufen. Der | |
Fraktionsvorsitzende der FDP im Stuttgarter Landtag, Hans-Ulrich Rülke, hat | |
nach Gesprächen mit den Sozialdemokraten und den Grünen mitgeteilt: „Wir | |
gehen in die Opposition“. | |
Es ist eine Absage mit Ankündigung, aber wechselnden Begründungen. Vor der | |
Wahl hatte die FDP versucht, die anderen Parteien mit sogenannten | |
„Wahlprüfsteinen“ auf liberale Kernanliegen festzulegen. Nur die CDU hatte | |
diese aus FDP-Sicht angemessen gewürdigt. | |
Doch für eine schwarz-gelbe Mehrheit reicht es nach dem Wahlergebnis vom | |
Sonntag nicht. Deshalb hatten die Liberalen offenbar gehofft, die | |
geschwächte SPD ins Boot zu holen. Der „Schwampel-Koalition“ unter | |
Wahlverlierer Guido Wolf als Ministerpräsidenten hatten die | |
Sozialdemokraten jedoch bereits am Montag eine Absage erteilt. Offenbar als | |
Reaktion auf diese Entscheidung schließen nun die Liberalen ihrerseits die | |
klassische Ampel aus. | |
Die einzig denkbare Regierungsmehrheit bleibt eine große Koalition aus | |
Grünen und CDU. Bereits am Mittwoch nach der Wahl hatten erste, dem | |
Vernehmen nach freundliche Gespräche zwischen CDU und Grünen stattgefunden. | |
## Christdemokratische Vorbehalte | |
Doch die kulturellen Unterschiede der beiden Seiten seien deutlich | |
geworden. Die Vorbehalte in der CDU, als Juniorpartner in eine Koalition | |
mit den Grünen zu gehen, sind in der Partei groß. Auf Facebook fordern | |
Mitglieder sogar, eine Koalition mit der AfD nicht auszuschließen. | |
Die CDU hatte bei der Wahl am 13. März mit 27 Prozent ein historisch | |
schlechtes Wahlergebnis erzielt. Die Grünen dagegen waren mit 30 Prozent | |
stärkste Kraft. Außerdem haben sie die Mehrheit der Direktmandate erzielt. | |
Die größte Überraschung dieser Woche war das politische Überleben des | |
CDU-Spitzenkandidaten Guido Wolf. Wolf trotzt bisher allen | |
Rücktrittsforderungen aus seiner eigenen Partei. Der ehemalige | |
Finanzminister Willi Stächele etwa hatte öffentlich gesagt: „Ich wäre noch | |
am Wahlabend zurückgetreten.“ | |
Wolf hatte sich aber am vergangenen Dienstag, also zwei Tage nach der Wahl, | |
zum Vorsitzenden der künftigen Landtagsfraktion wählen lassen und sich | |
somit Einfluss gesichert. Während sich CDU und Grüne nun vor Ostern zu | |
weiteren Sondierungen treffen werden, kann über den Grund für die | |
Verweigerung der FDP nur spekuliert werden. | |
## Polarisierung statt Kompromisse | |
Die Strategie geht wohl im Wesentlichen auf Fraktionschef Rülke zurück, der | |
sich besser auf Polarisierung als auf Kompromisse versteht und dem ein | |
„Nichtverhältnis“ zum grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann | |
nachgesagt wird. Inhaltliche Gründe erscheinen in dieser frühen Phase | |
jedenfalls wenig glaubhaft. | |
Grüne und Sozialdemokraten sagten dazu, die Liberalen könnten von einem | |
ersten Treffen, das nach dem Willen der FDP noch nicht einmal | |
Sondierungsgespräche genannt werden durfte, nicht erwarten, dass die | |
Gegenseite umfangreiche Zugeständnisse mache. Eine letzte Option hat sich | |
die FDP allerdings offengehalten: Falls die Verhandlungen zwischen CDU und | |
Grünen scheitern, stünden die Liberalen zu Gesprächen bereit. | |
20 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Benno Stieber | |
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