# taz.de -- Flüchtlinge in Europa: Direktflucht nach Deutschland | |
> In Griechenland stranden immer mehr Menschen. Österreichs Bundeskanzler | |
> Faymann fordert, Flüchtlinge direkt nach Deutschland bringen. | |
Bild: Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann in Wien am 1. März. | |
WIEN/BERLIN dpa | Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann hat Deutschland | |
zur direkten Übernahme von Flüchtlingen aus Griechenland oder | |
Nachbarstaaten Syriens aufgefordert. „Es sollte eine Tagesquote festlegen – | |
und nach dieser Flüchtlinge direkt von Griechenland, der Türkei oder | |
Jordanien nach Deutschland bringen“, [1][sagte der Sozialdemokrat der | |
österreichischen Zeitung Kurier]. | |
Er schlug dafür Durchreise-Zertifikate vor. „So ist die Verteilung auch | |
vorgesehen. Österreich kann und darf nicht zur Verteilstelle werden. Damit | |
muss Schluss sein“, sagte Faymann. Es sei nicht länger tragbar, „dass | |
täglich mehrere tausend Menschen durchgewunken werden, andererseits lässt | |
uns Deutschland wissen, dass es heute nur 1000 oder 2000 oder einen ins | |
Land lässt“. | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte das „einseitige Vorgehen“ | |
Österreichs in der Flüchtlingskrise. „Wer die nationalen Grenzen schließt, | |
bewirkt damit nichts gegen die Ursachen der Flüchtlingsbewegung. Er | |
riskiert obendrein auf Dauer einen Schaden für unsere Wirtschaft“, | |
[2][sagte sie der Volksstimme.] „Wir müssen dauerhafte, auch morgen noch | |
vertretbare Lösungen finden – und vor allem Lösungen, die nicht einseitig | |
etwas festlegen, was andere Länder dann ertragen müssen.“ | |
Angesichts der Not Tausender in Griechenland gestrandeter Flüchtlinge | |
verlangt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International ein rasches | |
gemeinsames Handeln der EU-Länder. „Ich weiß nicht, worauf die EU-Staaten | |
warten – wie weit soll die Situation noch eskalieren?“, [3][sagte die | |
Generalsekretärin von Amnesty Deutschland, Selmin Caliskan, der Neuen | |
Osnabrücker Zeitung]. | |
Justizminister Heiko Maas mahnt Hilfen für Griechenland an und setzt auf | |
eine gemeinsame Lösung beim EU-Gipfel am 7. März. „Niemand versteht doch, | |
wenn die EU erst Griechenland mit Milliarden im Euro gehalten hat und jetzt | |
die Lösung der Flüchtlingskrise auf das Land abgewälzt wird“, sagte der | |
SPD-Politiker der Rheinischen Post (Mittwochsausgabe). „Die Bilder an der | |
Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien sollten uns allen Ansporn sein, | |
noch entschlossener für europäische Lösungen zu kämpfen.“ | |
Die Flüchtlingspolitik wird an diesem Mittwoch auch die Spitzen von CDU und | |
CSU beschäftigen. Kanzlerin Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer wollen sich | |
angesichts offener Gegensätze am Mittag im Kanzleramt treffen. An der | |
Beratung sollen auch der Fraktionsvorsitzende Volker Kauder (CDU), | |
CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt, Kanzleramtsminister Peter | |
Altmaier (CDU) und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) teilnehmen. | |
Merkel hat vor den EU-Gipfeln im März bereits klargemacht, dass sie | |
weiterhin europäische Lösungen zur Verringerung der Flüchtlingszahlen | |
anstrebt. Die CSU verlangt dagegen unter anderem ein nationales Limit von | |
200 000 Flüchtlingen pro Jahr und ein schärferes Vorgehen an der | |
deutsch-österreichischen Grenze. | |
Grünen-Chefin Simone Peter kritisierte die europäische Flüchtlingspolitik | |
scharf. Die Vorgänge in Idomeni in Griechenland und Calais in Frankreich | |
„zeugen von der zunehmenden Verrohung der europäischen Flüchtlingspolitik�… | |
sagte sie der Rheinischen Post. | |
## Tausende warten in der Ägäis und bei Idomeni | |
In der griechischen Hafenstadt Piräus sind am Mittwoch mehr als 1000 | |
Menschen von den Ägäisinseln angekommen. Sie hatten in den vergangenen | |
Tagen von der türkischen Küste auf die griechischen Inseln im Osten der | |
Ägäis übergesetzt. | |
Keine Entspannung auch an der griechisch-mazedonischen Grenze bei Idomeni. | |
Nach griechischen Medienberichten warten mittlerweile mehr als 10.000 | |
Menschen auf der griechischen Seite der Grenze. Sie hoffen, dass Mazedonien | |
doch noch seinen Zaun öffnet und sie damit weiter nach Mitteleuropa kommen. | |
Aus diesem Grund weigern sie sich, in Flüchtlingslagern südlich der Grenze | |
untergebracht zu werden. Die Versorgung dieser Menschen wird immer | |
schwieriger. Ihre Gesundheit – vor allem die der Kinder – sei in Gefahr, | |
warnten mehrere humanitäre Organisationen. | |
Im Februar sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) insgesamt | |
mehr als 55.000 Menschen in Griechenland angekommen. | |
2 Mar 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://kurier.at/politik/inland/ein-eu-fonds-fuer-fluechtlinge-ist-noetig/1… | |
[2] http://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/fluechtlingskrise-merkel-dauerhaft… | |
[3] http://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/678112/fluchtlingskrise-… | |
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