| # taz.de -- Neue Photovoltaikmodule: Unsichtbare Energielieferanten | |
| > US-Forscher haben das erste völlig transparente Photovoltaikmodul gebaut. | |
| > Auf Glasscheiben platziert ist es nicht zu sehen. | |
| Bild: Das sichtbare Licht kann die Scheibe mit dem Photovoltaikmodul duchdringe… | |
| Solarenergiemodule auf jeder gewöhnlichen Fensterscheibe: Forscher der | |
| Michigan State University arbeiten am ersten völlig lichtdurchlässigen | |
| Photovoltaikmodul, das Städte in Solarfarmen umwandeln könnte. Ganze | |
| Hochhäuser würden so zu Solarstromerzeugern werden. Die Technik soll | |
| überall eingesetzt werden, wo es eine Oberfläche aus Glas gibt – auch auf | |
| gewöhnlichen Handydisplays. Die Module sind nämlich komplett unsichtbar. | |
| Das Geheimnis: Auf der Glasscheibe befindet sich ein eigens entwickelter | |
| transparent lumineszierender Solarkonzentrator, bestehend aus organischen | |
| Salzen in transparentem Kunststoff. Der Konzentrator nimmt Wellenlängen des | |
| Lichts auf, die für das menschliche Auge unsichtbar sind – also | |
| ultraviolettes und infrarotes Licht. Die Scheibe fängt das Licht ein, | |
| konzentriert es und leitet es an die Photovoltaikelemente in der Fassung | |
| des Moduls weiter, wo das Licht in Strom umgewandelt wird. Das sichtbare | |
| Licht – also das Sonnenlicht – wird dadurch nicht beeinflusst, während die | |
| konzentrierte ultraviolette und infrarote Strahlung elektrische Energie | |
| liefern. | |
| Gewöhnliche transparente Solarpanels arbeiten im Gegensatz dazu immer mit | |
| dem sichtbaren Sonnenlicht. Daher sind sie nie ganz lichtdurchlässig, | |
| sondern immer getönt, damit sie Sonnenlicht absorbieren und so in Energie | |
| umwandeln können. Die Solarmodule der US-Forscher umgehen das mit ihrer | |
| neuen Technologie des Solarkonzentrators. | |
| „Solarenergie-Module könnten so überall um uns herum sein, ohne dass wir es | |
| bemerken“, sagt Richard Lunt, der die neue Technologie entwickelt hat. Die | |
| Panels erreichen derzeit 5 Prozent Wirkungsgrad, übliche transparente | |
| Panels in etwa 7 Prozent. | |
| „Das Konzept, bei voller Transparenz nur unsichtbare Strahlungsanteile für | |
| die Stromgewinnung zu nutzen, ist bestechend“, sagt Harry Wirth, | |
| Photovoltaikexperte des Fraunhofer-Instituts, „zumal Infrarotstrahlung im | |
| Gebäude häufig nur die Kühllasten erhöht und ihr Eindringen durch spezielle | |
| Sonnenschutzgläser verhindert wird.“ Ein Nachteil sei aber, das komplett | |
| transparente Module nur kleine Ausschnitte des Strahlungsspektrums jenseits | |
| des sichtbaren Lichts nutzen können. | |
| ## Fundamentales Problem | |
| Gerhard Peharz , Photovoltaikexperte an der Joanneum Research | |
| Forschungsgesellschaft in Österreich bezeichnet diesen Nachteil als | |
| „fundamentales Problem“ für die Erreichung der Wirkungsgrade. „Wenn ein | |
| Objekt transparent sein soll, darf es möglichst kein sichtbares Licht | |
| absorbieren oder reflektieren.“ | |
| Sichtbares Licht mache aber 30 bis 50 Prozent der gesamten Energie aus, die | |
| in der solaren Strahlung steckt. Selbst bei 100 Prozent Wirkungsgrad | |
| könnten aktuelle Hochhäuser nicht autark versorgt werden, da die Fläche der | |
| Gebäudehülle zu klein in Bezug auf die Nutzfläche ist. Die Solarmodule | |
| könnten die bestehende Energieversorgung von Hochhäusern mit regenerativer | |
| Energie aber optimieren, sagt Peharz. | |
| Lunt und sein Team haben nun eine Firma gegründet, die an der | |
| Kommerzialisierung dieser Technologien arbeitet. Das Unternehmen, | |
| Ubiquitous Energy, möchte den Wirkungsgrad der Panels bald von 7 auf 10 | |
| Prozent erhöhen. | |
| „Die Erfindung ist genial, auch wenn die Wirkungsgrade noch lange nicht | |
| vergleichbar sind mit den Solarzellen, die erstmals vor bereits 60 Jahren | |
| entwickelt wurden und heute 15 bis 25 Prozent erreichen“, sagt Hubert | |
| Fechner, Leiter des Instituts für Erneuerbare Energien der Fachhochschule | |
| Technikum Wien. | |
| Für die Periode nach dem fossilen Zeitalter sei diese Technologie aber | |
| naheliegend, sagt Fechner: „Fest steht, dass wir dann nahezu alle | |
| solarstrahlungstechnisch geeigneten Außenflächen von Gebäuden, aber auch | |
| andere Objekte unserer verbauten Umwelt zur solaren Energiegewinnung nutzen | |
| werden“. | |
| 14 Mar 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Manuela Tomic | |
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