| # taz.de -- NPD-Verbotsverfahren in Karlsruhe: Völkische Ideologie gerügt | |
| > Das Gericht prüft die Vorstellungen einer rein deutschen | |
| > „Volksgemeinschaft“ als Argument für ein Verbot. Das Urteil wird für den | |
| > Sommer erwartet. | |
| Bild: NPD-Wahlkampf in Hamburg, 2015. | |
| Karlsruhe taz | Die NPD steht mit ihrer Vorstellung einer ethnisch | |
| homogenen Volksgemeinschaft im Widerspruch zur „freiheitlich demokratischen | |
| Grundordnung“. Das zeichnete sich am dritten Tag des NPD-Verbotsverfahrens | |
| am Bundesverfassungsgericht ab. | |
| Der Bundesrat hatte 2013 beantragt, die NPD zu verbieten. Das wichtigste | |
| Argument richtete sich gegen die NPD-Konzeption, dass Volksherrschaft eine | |
| „Volksgemeinschaft“ voraussetze. Die Menschenwürde sei bei der NPD kein | |
| Wert an sich, sondern verwirkliche sich vor allem in der Volksgemeinschaft. | |
| Wie die NSDAP habe die NPD einen „rassisch geprägten“ Begriff der | |
| Volksgemeinschaft, so der Rechtsvertreter des Bundesrats, Christoph | |
| Möllers. Die NPD wolle letztlich alle Nichtdeutschen aus Deutschland | |
| vertreiben. Selbst bereits eingebürgerte Migranten hätten kein sicheres | |
| Bleiberecht in Deutschland. | |
| Doch die NPD hatte gemerkt, dass es den Richtern auf diesen Punkt ankommt | |
| und versuchte jeweils verfassungsrechtlich korrekt zu antworten. „Auch wenn | |
| die NPD sich durchgesetzt hat, können Ausländer im Einzelfall nach Ermessen | |
| eingebürgert werden“, erklärte der NPD-Vorsitzende Frank Franz. Auch bisher | |
| vollzogene Einbürgerungen würden nicht rückgängig gemacht, ergänzte der | |
| NPD-Chefideologe Jürgen Gansel. „Alle deutschen Staatsbürger haben gleiche | |
| Rechte“, betonte Franz, „und zur Volksgemeinschaft gehören alle deutschen | |
| Staatsbürger“ – also auch die eingebürgerten, nicht nur die | |
| Abstammungsdeutschen. | |
| Die Richter zeigten sich aber skeptisch. „Die Botschaft höre ich wohl“, | |
| sagte Richter Herbert Landau, „allein mir fehlt der Glaube.“ Präsident | |
| Andreas Voßkuhle sah eine „Spannungslage“ zwischen Programm und Karlsruher | |
| Äußerungen der NPD. Richter Ulrich Maidowski verwies auf das | |
| NPD-Parteiprogramm, in dem Überfremdung „mit oder ohne Einbürgerung“ | |
| abgelehnt werde. | |
| Vorgehalten wurde der NPD auch, dass sie Deutsche und Ausländer in Schulen | |
| trennen wolle. Außerdem sollen Deutsche und Ausländer getrennte | |
| Sozialversicherungssysteme erhalten. | |
| ## Sechs Wochen für Argumente | |
| Das Karlsruher Verfahren läuft nach Beendigung der dreitägigen mündlichen | |
| Verhandlung auf ein Verbot hinaus. Am ersten Tag war die NPD mit dem Antrag | |
| gescheitert, den Verbotsantrag wegen Verfahrenshindernissen abzubrechen. | |
| Sie konnte weder belegen, dass ihre Verteidigungsstrategie vom Staat | |
| ausspioniert wurde, noch dass die Belege für ihre Verfassungswidrigkeit von | |
| V-Leuten stammen. Am zweiten Tag zeigte sich, dass Karlsruhe als | |
| Voraussetzung für ein Verbot nicht verlangen wird, dass die NPD eine | |
| „konkrete Gefahr“ für die Demokratie sein muss. | |
| Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts wird erst im Sommer gerechnet. | |
| Präsident Voßkuhle räumte der NPD noch eine sechswöchige Frist ein, um neue | |
| Argumente vorzubringen. Er reagierte damit auf die Kritik, die NPD habe | |
| sich nicht richtig auf den Prozess vorbereiten können. | |
| 3 Mar 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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