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# taz.de -- Belästigung von Frauen in Kiel: Ungefragt gefilmt und fotografiert
> Im Sophienhof wurden drei Mädchen von rund 30 jungen Männern belästigt.
> Die Polizei nahm vier Täter fest und erstattete Strafanzeige.
Bild: In diesem Einkaufszentrum wurden die Mädchen belästigt.
Kiel taz | Oliver Pohl hat etwas klarzustellen. „Es waren keine sexuellen
Übergriffe wie in Köln“, betont der Kieler Polizeisprecher. Seit am
Donnerstag im Kieler Einkaufszentrum Sophienhof drei Mädchen im Alter von
15, 16 und 17 Jahren von einer Gruppe Männer mit Migrationshintergrund
bedrängt wurden, gibt es Aufregung an der Förde. Nichts bagatellisieren,
nichts dramatisieren heißt die Devise für die verbale Gratwanderung, die
Polizei und Politik nun zu meistern haben.
Zunächst fünf Männer hatten die drei Mädchen ungefragt gefilmt und
fotografiert. Danach hätten sie nach aktueller Polizeieinschätzung das
Filmmaterial über soziale Netzwerke verbreitet. So ließe sich erklären,
dass sich die Gruppe schnell auf etwa 30 Personen vergrößert habe.
Nach den Berichten über die Belästigung der jungen Frauen meldeten sich
weitere Frauen bei der Polizei, die über ähnliche Vorfälle berichteten.
Einzelheiten zu ihrer Anzahl und ihren konkreten Vorwürfen wollte die
Polizei noch nicht bekanntgeben – alles müsse noch genauer geprüft werden.
Dass sich viele Opfer nicht gleich an die Polizei wenden, sei „typisch für
diese Art von schamgeprägten Delikten“, erklärt Pohl.
Schleswig-Holsteins Innenminister Stefan Studt (SPD) verurteilte die
Belästigung. „Der Vorfall ist nicht hinnehmbar“, sagte der Politiker. Es
sei „eine wahnsinnige Belastung für die Mädchen“, denen „sein ganzes
Bedauern gelte“. Die Polizei aber habe gut und richtig reagiert.
## Alles richtig gemacht
Vier Männer wurden nach den Vorfällen vorläufig festgenommen. Die beiden
Hauptverdächtigen stammen aus Afghanistan und wohnen in Kiel. Der 19- und
der 26-Jährige hätten bei ihrer Festnahme Widerstand geleistet, Beamte
attackiert und bespuckt. Gegen die festgenommenen Männer seien
Strafanzeigen gestellt worden. Alle leben seit längerer Zeit in Deutschland
und haben einen festen Wohnsitz. Deshalb wurden sie wieder auf freien Fuß
gesetzt.
Die Männer, die später dazu kamen, sind der Polizei unbekannt, die deshalb
eine Ermittlungsgruppe eingerichtet hat. Diese wertet derzeit
Videoaufnahmen und Daten von sichergestellten Handys aus. Laut Pohl haben
die drei Mädchen „alles richtig gemacht“. Sie riefen um Hilfe. Passanten
hielten die Männer fest und alarmierten den Sicherheitsdienst.
In den kommenden Wochen will die Polizei im Sophienhof mit Beamten
verstärkt Präsenz zeigen. Pohl: „Wir wollen, dass sich jede Frau und jeder
Mann im Sophienhof sicher fühlen.“
28 Feb 2016
## AUTOREN
Marco Carini
## TAGS
Kiel
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Meta
Belästigung
Silvester
Sophienhof
Schwimmbad
Vergewaltigung
Kiel
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Finnland
Sexismus
Köln
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