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# taz.de -- Start der Sicherheitskonferenz: Aufbau Nahost
> Ursula von der Leyen will syrische Azubis in die Bundeswehr holen – damit
> sie irgendwann ein neues Syrien aufbauen.
Bild: Große Pläne, großes Publikum: Ursula Von der Leyen spricht auf der Sic…
München taz | Die Bundeswehr soll ein Ausbildungsprogramm für syrische
Flüchtlinge starten. „Es wird für den Wiederaufbau Syriens nicht nur neue
Steine brauchen, sondern vor allem Menschen mit Zuversicht und vielfältigen
Fähigkeiten“, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am Freitag
während der Eröffnung der Münchner Sicherheitskonferenz. Die Bundeswehr
könne ihren Teil dazu beitragen, indem sie Flüchtinge in Deutschland
entsprechend ausbilde.
Das Militär gehört ohnehin zu den größten Ausbildern der Bundesrepublik,
auch in zivilen Berufen. In diesem Bereich soll es zunächst auch die neuen
syrischen Lehrlinge schulen: Als Wassertechniker zur
Trinkwasseraufbereitung, als Verwaltungsexperte zum Aufbau der Bürokratie
oder als Maurer zum Bau neuer Häuser.
Die Flüchtlinge sollen mit ihren Kenntnissen keine Existenz in Deutschland
aufbauen und Karriere bei der Bundeswehr machen, sondern nach einem
möglichen Ende des Krieges nach Syrien zurückkehren - um sich dort eben an
den Wiederaufbau zu machen.
Von der Leyen schlug außerdem vor, Syrer in einem zweiten Schritt auch an
der Waffe auszubilden. Langfristig könne es neben ziviler Hilfe um
„Unterstützung beim Wiederaufbau der syrischen Sicherheitsstrukturen“
gehen. Bedingung dafür sei aber zunächst eine „legitime neue syrische
Regierung“. Frei übersetzt: Die Bundeswehr wird einen Teufel tun, Soldaten
für eine syrische Armee unter dem Kommando von Präsident Bashar al-Assad
auszubilden.
## Die Details sind offen
Mit dem Ausbildungsprojekt wolle man den syrischen Flüchtlingen den Glauben
an eine Zukunft ihres Heimatlandes zurückgeben, heißt es aus dem
Verteidigungsministerium. Details hat von der Leyens Haus aber noch nicht
geklärt. Offen ist zum Beispiel, wie viele Syrer die Bundeswehr ausbilden
wird, woher das Geld für das Programm kommt und wie die
Sicherheitsüberprüfung der Bewerber abläuft. Mehr als eine Idee, das wurde
in München klar, ist die Aufbauhilfe der Bundeswehr zunächst nicht.
Dennoch: Der Vorschlag fügte sich perfekt in von der Leyens Rede ein. Die
Ministerin ist bescheiden geworden, zumindest verbal. Anders als in den
vergangenen beiden Jahren schwadronierte sie diesmal nicht über die
gewachsene Bedeutung Deutschlands, die eine stärkere internationale
Führungsrolle der Bundesrepublik verlange. Stattdessen mahnte sie,
angesichts der Bedrohung durch den IS und die „epochalen Veränderungen
durch die dramatischen Flüchtlingsbewegungen“ müsse „die Welt ihre Kräfte
bündeln“. Die Rivalität der Groß- und Regionalmächte sauge zu viel Kraft.
Bemerkenswert ist vor allem, dass die Verteidigungsministerin den
Schwerpunkt ihrer Rede aufs Zivile, auf die Zeit danach legte. Von der
Leyen scheint aus dem Desaster der westlichen Militärinterventionen der
vergangenen Jahrzehnte gelernt zu haben, insbesondere in Afghanistan und
dem Irak: dass es nicht ausreicht, einen Krieg militärisch zu gewinnen, um
Frieden zu schaffen.
## „Die Herzen der Menschen gewinnen“
Mit Blick auf den IS sagte sie, „selbst wenn die schwarzen Fahnen eingeholt
sind“, werde der Kampf gegen den Terror weitergehen müssen. Er sei auf
Dauer nur zu gewinnen, „wenn wir die Herzen der Menschen gewinnen“. Ob in
Syrien, im Irak, in Lybien oder in Somalia: Die Menschen dort bräuchten
„eine wirtschaftliche Perspektive, die Aussicht auf Entwicklung“. Sie
müssten „eine Alternative sehen zur Ideologie des Hasses und der
gegenseitigen Ausgrenzung“.
Dazu gehört für von der Leyen auch eine kollektive europäische Bewältigung
der sogenannten Flüchtlingskrise. Noch im vergangenen Jahr spielte das
Thema auf der Sicherheitskonferenz nur eine höchst randständige Rolle. Die
geopolitischen Großerzähler hatten es nicht auf ihrer Agenda. Gerade mal
ein Panel am späten Freitagabend beschäftigte sich mit „The Refugee
Catastrophe“. Dieses Mal ist es sie eines der zentralen Themen.
Die „größte Krise“ derzeit sei „moralischer Natur“, beklagte von der …
Denn die Solidarität der EU-Mitgliedsstaaten drohe zu erodieren und „das
Zukunftsversprechen, das Europa in den vergangenen 70 Jahren war, das
Vorbild für Freiheit und Werte, das droht in Xenophobie und Nationalismus
unterzugehen“. Der europäische Dissens sei „Wasser auf die Propagandamühl…
des IS“. Schengen und Dublin könnten im Krisenfall nur funktionieren mit
innereuropäischem Verteilmechanismus und gemeinsamen Asylstandards.
12 Feb 2016
## AUTOREN
Tobias Schulze
Pascal Beucker
## TAGS
Ursula von der Leyen
Syrische Flüchtlinge
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Wiederaufbau
Schwerpunkt Syrien
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