# taz.de -- Syrien-Krieg auf der Sicherheitskonferenz: Einigung über Feuerpaus… | |
> USA und Russland sind sich offenbar nicht einig, auf welche Gruppen sie | |
> künftig noch schießen dürfen. | |
Bild: So brüchig wie die gerade eben erst ausgehandelte „Feuerpause“: Häu… | |
München taz | Die erst in der Nacht zum Freitag in München erzielte | |
Einigung der „Internationalen Unterstüzungsgruppe für Syrien“ (ISSG) auf | |
eine „Feuerpause“ in dem Bürgerkriegsland bis spätestens Ende nächster | |
Woche sowie auf die „möglichst schnelle ungehinderte humanitäre Versorgung | |
der notleidenden Bevölkerung in allen bislang belagerten oder schwer | |
zugänglichen Städten und Regionen“ ist bereits wieder in Frage gestellt. | |
Auf der Münchner Sicherheitskonferenz erklärte US-Außenminister John Kerry | |
am Samstagmittag zwar, die USA wolle sich mit Russland darüber einigen, | |
welche Gewaltakteure in Syrien die Luftstreitkräfte beider Länder auch nach | |
Inkrafttreten der Feuerpause in dem Bürgerkriegsland weiterhin bombardieren | |
sollen. | |
Sein russischer Amtskollege Sergey Lavrov zeigte sich jedoch äußerst | |
skeptisch. Lavrov verwies auf eine Erklärung des Pentagon. Danach soll es | |
keinerlei Absprachen zwischen den Streitkräften beider Länder geben über | |
Ziele von Lufangriffen in Syrien. | |
„Welche Aussage gilt nun, die von Kerry oder die des Pentagon?“ fragte | |
Lavrov bei einer Podiumsdiskussion mit seinen Amtskollegen aus Deutschland | |
und Großbritannien, Frank-Walter Steinmeier und Phillip Hammond. Die Frage | |
blieb ohne Antwort. Darüber hinaus stellte Lavrov die US-amerikanische | |
Luftangriffe gegen den „Islamischen Staat“ auf eine Ebene mit den | |
russischen Bombardements verschiedener Rebellengruppen, die Moskau als | |
Terroristen einstuft, die von den USA, Deutschland und anderen westlichen | |
Staaten aber als „legitime“ oder „gemäßigte“ Oppositionskräfte bezei… | |
und unterstützt werden. | |
## Streit über Islamisten | |
Bei dem Streit geht es in erster Linie um die beiden | |
islamistisch-salafistischen Rebellengruppen „Dschaisch al-Islam“ (Armee des | |
Islam) und „Ahrar al-Scham“ (Islamische Bewegung der freien Männer der | |
Levante). Die beiden Gruppen haben enge ideologische und operative | |
Verbindungen zur Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger des | |
Al-Kaida-Terrornetzwerkes. Sie kontrollieren derzeit noch Gebiete um die | |
umkämpfte Stadt Aleppo, die die syrischen Regierungstruppen mit massiver | |
Unterstützung durch russische Luftstreitkräfte zu erobern versuchen. | |
Dschaisch al-Islam und Ahrar al-Scham werden von Saudi-Arabien, Katar und | |
der Türkei unterstützt und gehören mit jeweils 20.000 bis 25.000 Kämpfern | |
zu den militärisch stärksten Rebellengruppen im syrischen Bürgerkrieg. Aus | |
diesem Grund halten die USA und die anderen westlichen Staaten eine | |
Beteiligung dieser beiden Gruppen an den Genfer Verhandlungen zwischen | |
syrischer Regierung und Opposition über die Bildung einer | |
Übergangsregierung in Damaskus für unerlässlich. | |
Bislang dominieren die beiden Gruppen die mit Unterstützung Saudi-Arabiens | |
und der Türkei gebildete Delegation der Opposition für den Genfer | |
Verhandlungstisch. Die syrische Regierung macht bislang den Ausschluss | |
dieser beiden „Terrorgruppen“ aus der Oppositionsdelegation zur | |
Vorbedingung für eine Wiederaufnahme der Ende Januar nach nur drei Tagen | |
unterbrochenen Genfer Verhandlungen. | |
## Belagerte Orte: Einer lügt | |
Mit Blick auf die von der ISSG im Grundsatz vereinbarte schnelle humanitäre | |
Versorgung der notleidenden Bevölkerung in ganz Syrien stellte Lavrov zudem | |
die Behauptung auf, „die Mehrheit“ der derzeit vollständig belagerten und | |
von der Außenwelt abgeschnittenen 17 syrischen Städte mit insgesamt rund | |
450.000 Einwohnern werde von Rebellengruppen eingekesselt. Das widerspricht | |
der Feststellung der UNO, IKRK sowie nichtstaatlicher Hilfsorganisationen. | |
Danach sind 15 der 17 Städte von Regierungstruppen oder mit ihnen | |
verbündeten Milizen belagert. | |
13 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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