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# taz.de -- Kommentar Biofleisch-Skandal: Kein Fleisch ist besser als Biofleisch
> Die Vorwürfe gegen die Herrmannsdorfer Landwerkstätten treffen die
> Biobranche ins Mark. Ihr Heiligenschein flackert nun.
Bild: Auch ohne Fleisch noch lecker? Bio-Hamburger.
Skandale im Bio-Stall beunruhigen und irritieren den Verbraucher ganz
besonders. Weil dessen Vorstellungen vom Streichelzoo weit entfernt sind
vom Alltag in der ökologischen Tierhaltung. Gutes Fleisch von gesunden,
artgerecht gehaltenen Tieren: Das ist die Überschrift, das haben wir im
Hinterkopf abgespeichert mit entsprechenden Bildern von Kälbchen Peter im
kuscheligen Strohbett.
Die Branche unternimmt wenig, um das schöne Märchen zu korrigieren. Und mit
jedem Horrorbild aus der konventionellen Tierhaltung, mit dem ständigen
Rapport von Antibiotika-, Hormon- und Pestizid-Verbräuchen in den
„normalen“ Mastanlagen und Höfen strahlt der Heiligenschein der Bios ein
wenig heller.
Vorbei! Mit dem Druck, den die Branche neuerdings von der selbstbewussten
Veganer- und Veggie-Bewegung bekommt, haben sich die Koordinaten
verschoben. Biofleisch ist zwar besser als Billigfleisch aus der Turbomast,
aber noch besser ist jetzt gar kein Fleisch.
So gibt es jetzt auch kein Pardon für die Herrmannsdorfer Landwerkstätten,
wenn die Soko Tierschutz [1][dort den Skandal ausruft] und eine hohe
Verlustrate bei Ferkeln sowie Hormon- und Antibiotikagaben moniert.
## Vom Tierarzt verordnet
Der Verbraucher schüttelt sich und muss zur Kenntnis nehmen: Ja, auch im
Biostall werden kranke Tiere mit Antibiotika versorgt. Ja, bei schweren
Geburten wird das Hormon Oxytocin verabreicht. Und das alles auch noch
legal – vom Tierarzt verordnet.
Bei den Herrmannsdorfern entfalten die Vorwürfe doppelte Wucht, denn sie
sind die ideologische Vorhut der Bioszene. Bücher, Fernsehauftritte und
unzählige Interviews mit dem Seniorchef Karl Ludwig Schweisfurth (“Der
Metzger, der kein Fleisch mehr isst“) haben den Betrieb stets als
sakrosankt erscheinen lassen. Jetzt muss man einräumen, jahrelang den
falschen Tierarzt beschäftigt zu haben.
Und im ersten Halbjahr des Vorjahres ist jedes dritte Ferkel krepiert. Der
Fall wird der gesamten Biobewegung Dampf machen. Er zeigt exemplarisch die
anhaltenden Probleme mit der Tiergesundheit auch im Biostall. Statt
selbstgefälliger Paraden auf der Nürnberger Biofach muss die Branche ihre
Tierwohl-Initiativen mit Nachdruck verstärken.
Ulrich Schumacher, Fachreferent bei Bioland, bescheinigt der
Öko-Tierhaltung „schlechte Produktivität, Festhalten an überkommenen
Haltungsmethoden wie der Anbindehaltung (von Kühen), Schwachstellen bei der
Tiergesundheit, Nischendasein und Diskussionsbedarf bei Transport und
Schlachtung“. Und das ist noch freundlich formuliert.
29 Jan 2016
## LINKS
[1] /Bio-Vorzeigebetrieb-am-Pranger/!5270332/
## AUTOREN
Manfred Kriener
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