# taz.de -- Kühne+Nagel: Jetzt ist der Bremer Senat an der Reihe | |
> Am Dienstag entscheidet der Senat, ob der Logistikkonzern an der Weser | |
> baut - und ob die taz auf dem Gelände an dessen immense NS-Geschäfte | |
> erinnern darf. | |
Bild: In solchen Lagerhallen sammelte Kühne+Nagel den Besitz der jüdischen Be… | |
BREMEN taz | Kommende Woche entscheiden Bremer Senat und Haushaltsausschuss | |
über den Verkauf eines an der Weser gelegenen Grundstücks an Kühne+Nagel. | |
Der Logistikkonzern, der im Nationalsozialismus maßgeblich am Abtransport | |
jüdischen Eigentums beteiligt war, will dort seinen Stammsitz neu | |
errichten. | |
Das hatte er schon vor einem Jahr angekündigt, als er das 125-jährige | |
Firmenjubiläum auf dem Bremer Marktplatz feierte und dabei den Neubau mehr | |
oder weniger als Geschenk an die Stadt präsentierte. Diese nicht eben | |
unbescheidene Haltung demonstrierte der Konzern auch, als sein Architekt | |
jüngst erklärte, „die Baugenehmigung“ eingereicht zu haben. Ein | |
Versprecher, der für sich spricht. | |
Auch das Bauressort erweckte nicht den Eindruck übermäßiger Distanz: Die | |
Entwurfs-Präsentation wurde als „Pressekonferenz von Kühne+Nagel“ | |
deklariert, „für die wir gerne unsere Räume zur Verfügung stellen“. | |
Dennoch verlief der bisherige Marsch des Bauantrags durch die Gremien | |
keineswegs geräuschlos – auch, weil sich die taz mit ihrem Crowdfunding „4 | |
qm Wahrheit“ für ein „Arisierungs“-Denkmal am gleichen Standort eingemis… | |
hatte. Seitdem werden die unaufgearbeitete NS-Geschichte des Konzerns und | |
der mit 960 Euro pro Quadratmeter nicht ganz ungünstige Grundstückspreis | |
breit diskutiert. In der Baudeputation nahm die NS-Vergangenheit von K+N | |
breiten Raum ein, ebenso beim zuständigen Ortsbeirat, der den | |
Grundstücksverkauf nur mit äußerst knapper Mehrheit billigte. | |
In Bezug auf den Grundstücksverkauf hat die taz erreicht, was sie erreichen | |
konnte. Dennoch bleibt unterm Strich ein zutiefst unbefriedigender Befund: | |
Noch heute kann es sich ein Unternehmen letztlich leisten, seine | |
NS-Geschichte kaschieren, selbst, wenn sie monströse Dimensionen hat – und | |
bekommt einen öffentlichen Platz zur baulichen Selbstinszenierung verehrt. | |
Nun hat der Senat die letzte Gelegenheit, ein anderes Zeichen zu setzen. | |
14 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Henning Bleyl | |
## TAGS | |
Kühne und Nagel | |
Bremer Mahnmal zur „Arisierung“ | |
Bremer Mahnmal zur „Arisierung“ | |
NS-Forschung | |
Kühne und Nagel | |
Weser | |
Kühne und Nagel | |
Kühne und Nagel | |
Kühne und Nagel | |
Antisemitismus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Protest gegen Kühne + Nagel-Neubau: „Peinlich und respektlos“ | |
Die Logistikfirma Kühne + Nagel feiert Richtfest am Neubau des Bremer | |
Stammsitzes an der Domsheide. AktivistInnen protestierten mit einem | |
30-Meter-Transparent. | |
taz-Ausstellung in Bremen: Das Raubgut aus dem Küchenschrank | |
Wird in Bremen ein „Arisierungs“-Mahnmal realisiert? Zumindest die Ideen | |
dafür sind nun im Parlament zu sehen. Sie stammen aus einem | |
Ideen-Wettbewerb der taz. | |
taz-Ausstellung in der Bürgerschaft: Herumgeisternde „Erbstücke“ | |
In welcher Form will sich Bremen mit seiner historischen Rolle als | |
Logistik-Zentrum in Sachen „Arisierung“ befassen? | |
Bremer Protest gegen NS-Verdrängung: Mahnwache am „Adolf-Maass-Platz“ | |
Die Fläche vor dem Stammsitz von Kühne+Nagel ist nun nach Adolf Maass | |
benannt: Der jüdische Teilhaber der Spedition starb in Auschwitz | |
Spundwände statt Bäume: Basta mit Platanen | |
Auf drei Kilometern Länge muss der Neustädter Deich erhöht werden. Die | |
Stadtplaner wollen über alles reden – nur nicht über die Bäume. | |
Kommentar: „Arisierungs“-Gewinne: Fakten statt Fahrradständer | |
Es ist ausgesprochen selten, dass der weltweit drittgrößte Logistikkonzern | |
auf städtische Gremien angewiesen ist. Bremen sollt die Chance nutzen, sich | |
Gehör zu verschaffen | |
Neue Firmenzentrale in Bremen: Kühne+Nagel soll bauen | |
Die Bremer Baudeputation befürwortet den Platzverkauf an Kühne+Nagel. Die | |
NS-Firmengeschichte dürfe aber nicht unter den Tisch fallen, fordert der | |
Vorsitzende. | |
Verkauf mit Mahnung: Ein Beirat, zwei Beschlüsse | |
Der Beirat Mitte stimmt knapp für den Grundstücksverkauf an Kühne+Nagel – | |
und mahnt die Aufarbeitung der Firmengeschichte an. | |
NS-Erbe einer Transportfirma: Lasten der Vergangenheit | |
Kühne + Nagel transportierte die Möbel deportierter Juden. Der | |
Logistikkonzern ließ dieses Kapitel aus der NS-Zeit bisher im Dunkeln. |