# taz.de -- Bayerische Nebenaußenpolitik: Horst, der Riesenstaatsmann | |
> Bayerns Ministerpräsident Seehofer spricht sich in Moskau für eine | |
> Lockerung der westlichen Sanktionen aus – „in überschaubarer Zeit“. | |
Bild: Beste Freunde: Bayerns König Horst Seehofer und Russlands Zar Wladimir P… | |
MOSKAU taz | Als er ihm endlich gegenüberstand, strahlte Bayerns | |
Ministerpräsident Horst Seehofer. Wladimir Putin hatte ihn nicht nur in | |
seiner Residenz in Nowo-Ogarjowo empfangen, er hatte ihn auch nicht warten | |
lassen, wie es sonst oft Art des Präsidenten ist. Seehofer war in seinem | |
Element und konnte es kaum abwarten, den russischen Präsidenten vor die | |
Kamera des Hausfotografen zu zerren. So sehen Sieger aus, taktische Sieger | |
zumindest. | |
Putin gab sich etwas reservierter, gleichwohl auch ausgenommen freundlich. | |
Ihm war jedoch anzumerken, dass er darauf achtete, die Statusschwelle nicht | |
zu überqueren. Der Ministerpräsident aus München ist vom Rang her | |
vergleichbar mit den Gouverneuren der russischen Teilgebiete. Davon gibt es | |
mehr als 80. | |
Das Kremlprotokoll war gefordert. Keinesfalls durfte der Eindruck | |
entstehen, Moskau hätte auf den CSU-Chef ungeduldig gewartet, weil | |
hochkarätige Staatsgäste aus dem Westen seit Langem ausbleiben. Schon der | |
schmucklose Raum, sonst Bediensteten vorbehalten, enthielt eine Botschaft. | |
In den vom russischen Fernsehen ausgestrahlten Gesprächsfetzen nahm | |
Seehofer eine Haltung ein, die ein wenig an russische Amtsträger erinnerte, | |
wenn sie beim Kremlchef zum Rapport antreten. Dazu passte denn auch der | |
versöhnlich säuselnde Ton, mit der Bayer den Austausch eröffnete: „Wir | |
wollen mit ehrlichem Herzen unseren Beitrag leisten, dass wir in | |
schwierigem Umfeld wieder ein Stück Vertrauen und Normalität herstellen“, | |
bekräftigte er. Was sollte Putin darauf anderes erwidern als: „Daran wollen | |
wir mitwirken.“ | |
## „Wir wollen wieder Geschäfte machen“ | |
Putin dankte dem Besucher auch für dessen Bemühungen, die Beziehungen | |
zwischen Russland und Deutschland zu normalisieren. Schon vorher war der | |
Kreml dem Bayern zur Seite gesprungen. Putins Pressesprecher Peskow hob die | |
ehrlichen Absichten des Besuchers hervor. | |
Seehofer sprach sich erneut für die Lockerung der Sanktionen des Westens | |
„in überschaubarer Zeit“ aus. Er könne sich das „in Schritten oder in e… | |
Schritt“ vorstellen. Das war der Schlüsselsatz, warum Moskau ihn empfing. | |
Seine kritische Haltung gegenüber den Sanktionen stünde der russischen | |
Regierung näher als die der Befürworter, sagte Peskow. „Man muss hier aber | |
keine Verschwörungen oder Pläne suchen.“ | |
Seehofer versäumte es auch nicht, auf die „Hausaufgaben“ hinzuweisen, die | |
Russland im Konflikt mit der Ukraine noch zu leisten habe, um das | |
Sanktionsregime aufzuweichen. Formal unterlief dem CSU-Chef kein Fehler. | |
Die zentrale Botschaft war ohnehin vor ihm eingetroffen: „Wir wollen wieder | |
Geschäfte machen.“ | |
Russland sieht in Seehofer einen Gegenspieler Angela Merkels. Putin | |
versucht, jede Chance zu nutzen, an ihrem Stuhl zu sägen. Das Endziel ist | |
der Zerfall der EU. Nützliche Idioten, Narzisse und Machtautisten heißt er | |
daher willkommen. Bis dahin allerdings sind Walter Steinmeier und Angela | |
Merkel noch die echten Ansprechpartner. | |
4 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Klaus-Helge Donath | |
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