# taz.de -- Neue CSU-Parteizentrale: Das Vereinsheim | |
> Die Christsozialen haben ihre neue Zentrale eröffnet. Sie liegt am | |
> Stadtrand von München, nahe der Autobahn, hat dafür aber Gottes Segen. | |
Bild: Sendet noch einen Gruß an die Dauerjodlerin: Parteichef Horst Seehofer | |
München taz | An Symbolik fehlt es natürlich auch hier nicht: Wenn man aus | |
dem Konferenzsaal der neuen CSU-Parteizentrale blickt, sieht man ein | |
Autobahnschild. Denn nur wenige Meter vom Franz-Josef-Strauß-Haus entfernt | |
beginnt die A9. Richtung: Berlin. Gleichzeitig ist der neue Standort | |
außerhalb des Mittleren Rings aber auch ein Abschied von Münchens | |
Stadtmitte, in der die Christsozialen bisher residierten. Zum Vergleich: | |
Die bayerische SPD sitzt am Oberanger, die Grünen direkt am Sendlinger Tor. | |
Viel zentraler geht es nicht. | |
Nur brauchen die beiden kleinen Parteien freilich auch nicht so viel Platz | |
wie die einzige Partei, die in einem deutschen Bundesland mit absoluter | |
Mehrheit regiert. Rund 90 Mitarbeiter beschäftigt die CSU in ihrer | |
Zentrale. | |
Entsprechend fröhlich feiert die Partei nun auch den Abschied aus der | |
Mitte. Generalsekretär Andreas Scheuer greift tief in die Pathos-Kiste und | |
spricht von einem „Feiertag“ und davon, dass heute eine „neue Epoche“ | |
beginne. Für Parteichef Horst Seehofer ist der Umzug zumindest eine | |
„Zäsur“. Die frühere Zentrale – immerhin 40 Jahre hatte man hier verbra… | |
– war auch nicht wirklich beliebt bei den Mitarbeitern. | |
Man habe nur zwei Möglichkeiten gehabt, erzählt Seehofer – „zu verglühen | |
oder zu erfrieren“. Freimütig bekennt der Parteichef nun, man sei immer | |
froh gewesen, dass die Behörden nie auf die Idee gekommen sei, das Gebäude | |
in der Nymphenburger Straße näher unter die Lupe zu nehmen. Nicht nur mit | |
Blick auf den Brandschutz sei das alte Franz-Josef-Strauß-Haus eine | |
Katastrophe gewesen. | |
## Geruch in der sanitären Anlage | |
Auch Gäste habe man dort praktisch nicht empfangen können, da der Geruch im | |
Gebäude wegen des Zustands seiner sanitären Anlagen an eine „nicht mehr | |
zeitgemäße Pflegestation“ erinnert habe. | |
Damit ist jetzt Schluss. Nicht nur für die CSU, denn das Haus in Münchner | |
Toplage wird komplett abgerissen. Stattdessen soll an dieser Stelle ein | |
Komplex mit 60 Wohnungen „im gehobenen Preissegment“ entstehen. | |
Gentrifizierung im klassischen Sinne also. Die Lage der alten Zentrale war | |
es aber auch, die es der CSU ermöglichte, mit dem Verkaufserlös das größere | |
und modernere Gebäude in der Parkstadt Schwabing zu erwerben. Verkauft hat | |
es ihr der Langenscheidt-Verlag. Und das Beste: Man ist jetzt noch | |
schneller am Flughafen. In München ist dies stets ein sehr wichtiges | |
Argument, wie man spätestens seit den recht speziellen Ausführungen des | |
früheren Parteichefs Edmund Stoiber hierzu weiß. | |
Ungewöhnlich unprätentiös nennen die Christsozialen ihre Zentrale gern | |
„Vereinsheim“. Dieses hat zwar schon vor zwei Monaten den Betrieb | |
aufgenommen, die feierliche Eröffnung mit Parteifreunden, Gästen und | |
Nachbarn fand jedoch erst jetzt am Freitag statt. Die neuen Nachbarn warnte | |
Seehofer schon einmal, dass es hin und wieder laut werden könnte. Aber: | |
„Probleme entstehen wie immer nur durch die Medien.“ | |
## Der Duft des Weihrauchs | |
Sollte sich mal wieder ein besonders großes Medienaufgebot vor der Zentrale | |
einfinden, könnte die beispielsweise ein Indiz dafür sein, „dass Bayern | |
gerade wieder in Friedensgespräche mit Berlin verwickelt ist“. Im Rahmen | |
der Feierstunde erhielt das Gebäude in einer kurzen ökumenischen Zeremonie | |
auch noch von dem katholischen Domdekan Lorenz Wolf und der evangelischen | |
Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler den kirchlichen Segen. | |
Der Duft des Weihrauchs ist kaum verflogen, da ist Seehofer schon wieder | |
zum Tagesgeschäft übergegangen und diskutiert mit Journalisten über sein | |
Verhältnis zu Angela Merkel, die Notwendigkeit einer Rentenreform und | |
natürlich die Flüchtlingsfrage. Ein Reporter des Radiosenders Antenne | |
Bayern hält dem Ministerpräsidenten schließlich noch ein Mikrofon hin und | |
bittet ihn um einen Gruß an eine Chiemgauerin, die gerade den Weltrekord im | |
Dauerjodeln von Österreich zurück nach Deutschland geholt habe: 15 Stunden | |
und 11 Sekunden hatte sie gejodelt. | |
Seehofer ist beeindruckt: Solange könne er ja nicht mal ununterbrochen | |
reden. Schön sei es, dass Bayern hier nun wieder vor Österreich liege. In | |
der Flüchtlingspolitik sei es aber noch immer Österreich, das die Nase vorn | |
habe. | |
8 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Dominik Baur | |
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