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# taz.de -- Edathy-Abschlussbericht im Bundestag: Debatte ohne Hartmann
> Der SPD-Politiker Michael Hartmann ist wieder im Bundestag. Bei der
> Debatte über den abschließenden Bericht des Edathy-Ausschusses fehlte er.
Bild: Zuvor war er selbst Zeuge im Untersuchungsausschuss: Michael Hartmann.
BERLIN taz | Michael Hartmann entscheidet wieder mit, wo es in Deutschland
langgeht. Die Krankschreibung des Abgeordneten ist nach neun Monaten
abgelaufen, also sitzt er seit Mitte November wieder im Bundestag.
„Ja“ zum Haushalt 2016, „Nein“ zum Klima-Programm der Grünen, „Ja“…
Syrien-Einsatz: In den vergangenen drei Wochen hat er keine namentliche
Abstimmung verpasst.
Nur am Freitag Nachmittag, da fehlte der SPD-Mann. Zufall war das nicht:
Das Plenum diskutierte über den Abschlussbericht des
Edathy-Untersuchungsausschusses. Für den Bundestag war es der letzte Akt
einer Affäre, in der Hartmann eine Hauptrolle spielte.
Zur Erinnerung: Sebastian Edathy ist der SPD-Abgeordnete aus Niedersachsen,
der vor zwei Jahren sein Mandat niederlegte. Kurz danach ließ die
Staatsanwaltschaft seine Wohnung nach Kinderpornos durchsuchen. Der
damalige Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte Monate zuvor die
SPD-Spitze über die drohenden Ermittlungen informiert.
## Jede Fraktion eine eigene Antwort
Der Untersuchungsausschuss sollte später klären, ob Edathy vorgewarnt wurde
– und von wem. Eine Frage, auf die jede Fraktion ihre eigene Antwort
gefunden hat.
„Sebastian Edathy wurde gewarnt. Wir konnten aber nicht feststellen, von
wem“, sagte Eva Högl (SPD) am Freitag im Bundestag.
„Michael Hartmann wird von einigen glaubhaft aufgetretenen Zeugen erheblich
belastet“, sagte Armin Schuste (CDU).
„Wir wissen heute, dass Edathy von Michael Hartmann von den Ermittlungen
erfahren hat“, sagte Irene Mihalic (Grüne).
## Belastende Zeugenaussagen
Tatsächlich sprechen etliche Zeugenaussagen für die Variante der
Opposition. Die wichtigste davon fiel in nicht-öffentlicher Sitzung. Ihr
Wortlaut ist erst jetzt durch den Abschlussbericht bekannt.
Sie stammt von einem Zeugen aus Rheinland-Pfalz. Er kennt beide
Abgeordneten gut: Für Hartmann arbeitete er einst, zu Edathy hatte er eine
enge persönliche Beziehung. Laut seiner Aussage nahm ihn Hartmann auf einer
Feier während des SPD-Parteitags 2013 zur Seite. „Er hat mich gefragt, ob
mir bei Sebastian Edathy in letzter Zeit Ungewöhnliches aufgefallen war.
Dann hat er gemeint, ob ich jemals den Eindruck hatte, dass Sebastian
Edathy eigenwillige Vorlieben habe“, sagte der Zeuge.
Anschließend habe Hartmann ihm verraten, dass Edathy in einem
Kinderporno-Fall im Visier der Ermittler sei und die Fraktionsspitze der
SPD Bescheid wisse. Und die Aussage geht noch weiter: „Später am Abend habe
ich gesehen, dass Edathy und Hartmann abseits standen und miteinander
gesprochen haben“. Und schließlich: „Hartmann und ich haben mit Leuten
später noch mal zusammengestanden und er hat mir, mich kurz
beiseitenehmend, gesagt: Wir haben miteinander gesprochen. Ich glaube, das
war gut.“
## Zukunft ungewiss
Weitere Zeugen stützten diese Version. Hartmann selbst dementierte
zunächst, verweigerte dann die Aussage und meldete sich schließlich krank.
Etliche Fragen ließ er offen: Kann er die Vorwürfe entkräften? Wenn nicht:
Von wem stammten seine Informationen? Und wer hat ihn damit beauftragt,
Edathy zu informieren?
„Herr Hartmann hätte an der einen oder anderen Stelle zur Aufklärung
beitragen können“, sagte Michael Frieser (CSU) am Freitag in der
Abschlussdebatte. Bis heute hat er das allerdings nicht getan. Öffentlich
will sich Hartmann zumindest solange nicht mehr zur Edathy-Affäre äußern,
bis die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen wegen Falschaussage und ihre
Vorermittlungen wegen Strafvereitelungen einstellt.
Dafür ist er nun also zurück im Bundestag. Nach seiner Genesung darf er
wieder in den Reihen der SPD-Fraktion sitzen. Bis auf weiteres? Bis auf
2017? Oder sogar darüber hinaus? Aus Hartmanns Umfeld heißt es: Ob er bei
der nächsten Bundestagswahl noch einmal kandidiere, habe der Abgeordnete
noch nicht entschieden.
4 Dec 2015
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Sebastian Edathy
Untersuchungsausschuss
Michael Hartmann
Schwerpunkt Volker Beck
SPD
Michael Hartmann
Sebastian Edathy
Edathy-Affäre
Bundestag
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