| # taz.de -- Stadtrat über Gewalt unter Flüchtlingen: „Natürlich kommt es z… | |
| > Wer schon mal an einem Zeltlager teilgenommen hat, versteht die Lage in | |
| > Sammelunterkünften, sagt Reiner Prölß. Er ist Stadtrat in Nürnberg. | |
| Bild: Die Polizei nimmt nach einer Schlägerei in einer Sammelunterkunft Person… | |
| taz: Herr Prölß, im November kam es in Nürnberg zu einer Massenschlägerei | |
| in einer Notunterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, bei der | |
| elf Bewohner verletzt wurden. Was ist da passiert? | |
| Reiner Prölß:Soweit wir recherchieren konnten, gab es eine | |
| Auseinandersetzung zwischen afghanischen und syrischen Jugendlichen. Den | |
| genauen Anlass wissen wir nicht, aber wir nehmen an, dass die Spannungen in | |
| der Notunterkunft sowohl den Voraussetzungen als auch den | |
| Bleibeperspektiven der Jugendlichen geschuldet sind, die sehr | |
| unterschiedlich sind. | |
| Kommt so etwas oft vor? | |
| Im vergangenen halben Jahr musste die Polizei zweimal eingreifen. Das ist | |
| bei 70 bis 80 Einrichtungen wirklich nicht viel. | |
| Warum gibt es Streit in Sammelunterkünften? | |
| Wenn Menschen, in diesem Fall junge Menschen, über längere Zeit auf sehr | |
| engem Raum zusammenleben müssen und zudem eine große Unsicherheit herrscht, | |
| wie es für sie weitergeht, kommt es natürlich zu Konflikten. Wer schon mal | |
| an einem größeren Zeltlager teilgenommen hat, der kennt den sogenannten | |
| Lagerkoller. Ethnische oder kulturelle Faktoren spielen dabei weniger eine | |
| Rolle als unterschiedliche Bildungs- und soziokulturelle Hintergründe. Die | |
| einen können sich verbal besser auseinandersetzen, andere langen schneller | |
| mal zu. | |
| Nürnberg hat über 500.000 Einwohner und 7.000 Flüchtlinge aufgenommen. Das | |
| ist an sich doch nicht viel … | |
| In den 90er Jahren waren die Zahlen ganz ähnlich, und eigentlich sollte | |
| eine Stadtgesellschaft unserer Größe in der Lage sein, weniger als zwei | |
| Prozent Flüchtlinge unterzubringen und zu integrieren. Das tun wir auch und | |
| das schaffen wir auch. Probleme haben wir mit dem schnellen Finden | |
| geeigneter Unterkünfte, wir haben zwar ein massives Programm aufgelegt, das | |
| Wohnungsflächen aktiviert, aber jedermann weiß, dass in einem halben Jahr | |
| kein Wohnraum entsteht. | |
| Was muss jetzt getan werden, um gewaltsame Zusammenstöße zwischen | |
| Asylbewerbern zu verhindern? | |
| Mithilfe der sehr aktiven Zivilgesellschaft hier versuchen wir, den | |
| Menschen in den Unterkünften eine Tagesstruktur zu geben. Zudem versuchen | |
| wir, Jugendliche möglichst schnell in die Schule zu bringen. Wir bieten | |
| eigene Sprachkurse an und nehmen Kinder und Jugendliche mit in die | |
| Jugendhäuser. Wichtig ist, nicht die Fehler der Vergangenheit zu | |
| wiederholen: Flüchtlinge sich selbst zu überlassen und sich dann zu | |
| wundern, dass Parallelgesellschaften entstehen. | |
| 3 Dec 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Rüdiger Rossig | |
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