# taz.de -- Kritik an Hamburger Olympiahymne: „Stimme für Olympiaaaaaa“ | |
> Sängerin Saskia Leppin will mit dem Schlager „Feuer und Flamme“ für die | |
> Spiele in Hamburg werben. Das Lied löste im Netz einen Shitstorm aus. | |
Bild: Erntete für ihre Olympiahymne einen Shitstorm: Sängerin Saskia Leppin | |
HAMBURG taz | Lächelnd steht sie am Hamburger Hafen. Ein Kreuzfahrtschiff | |
im Hintergrund ist in blaues Licht getaucht. Saskia Leppins Haar weht | |
leicht im Wind. Schnitt. Ein Segelboot liegt schräg in den Wellen. Die | |
Kamera wird mit Wasser überspült. Schnitt. Schwimmer tauchen in ein Becken | |
ein, ziehen einen Schwall Luftblasen hinter sich her. Weißes Rauschen liegt | |
unter der Synthesizer-Melodie, als würde ein Düsenjet starten. Dann setzt | |
der Technobeat im Viervierteltakt ein. | |
Leppin, Sängerin aus dem Hamburger Stadtteil Bergedorf, singt mit stoischem | |
Lächeln die erste Zeile ihrer Olympia-Hymne: „Es zählt jede Stimme in | |
unserer Stadt.“ Mit [1][ihrem Lied „Feuer und Flamme“] will die | |
Lokalpatriotin für Spiele in der „schönsten Stadt der Welt“ werben. Zwar | |
ist es nicht der offizielle Olympiasong Hamburgs, wird aber vom Hamburger | |
Sportbund unterstützt. | |
Leppin ist ausgebildete Sängerin, lernte an der Stage School Hamburg und | |
sang während ihrer Ausbildung in Musicals. Später arbeitete sie als | |
Solistin in einem Show-Ensemble auf Kreuzfahrtschiffen und am Fritz-Theater | |
in Bremen. Nun soll die Solo-Karriere mit eigenen Schlagerhits folgen. Doch | |
ihre Debütsingle „Lieb mich heute Nacht“ und die darauf folgende „Diese | |
Nacht“ nahm die Öffentlichkeit kaum wahr. | |
Erst mit „Feuer und Flamme“ bekam Leppin, die sich schon auf den roten und | |
blauen Teppichen des Hamburger Herbstempfangs oder der Gala-Party zum | |
zehnjährigen Jubiläum der Golf Lounge in Rothenburgsort fotografieren ließ, | |
ein wenig Rampenlicht – und ihren ersten Shitstorm. | |
In Medienberichten, auf Facebook und Youtube äußerten sich die Zuhörer | |
hämisch über die musikalische Qualität des Liedes. Auf Youtube ist die | |
Kommentarfunktion für das Video mittlerweile deaktiviert. Dabei hat der | |
Song immerhin schon über 112.000 Klicks. Leppin hat neben Kritikern auch | |
Fans. Eine Frau schreibt auf Facebook: „Dein Song ist toll. Er ist flott | |
und geht ins Ohr. Und man merkt definitiv, dass du dahinter stehst.“ | |
Leppin selbst zeigte sich auf Facebook enttäuscht von den „Hatern“. Sie | |
wolle sich dagegen wehren, dass man sie „als Instrument von NOlympia | |
betitelt und auf Facebook und im Web als ‚peinlich‘ bezeichnet und | |
beleidigt“. Auf ihrer Homepage schreibt Leppin, dass sie die „persönliche, | |
poppige Überraschungs-Single in Eigenregie“ produziert habe. | |
Wer das Lied gehört hat, glaubt der 30-Jährigen: Die erste Strophe, | |
begleitet von Synthesizerklängen aus der Konserve, steht in der Tonart | |
D-Dur und kennt nur vier Töne. Sie leiern in der Strophe langsam und | |
gleichmäßig auf und ab wie auf einer Sinuskurve. Dann aber, kurz vor dem | |
Refrain, passiert etwas: Leppin trifft einen neuen Ton. Aus einem g wird | |
plötzlich ein gis, die Tonart wechselt von D-Dur zu A-Dur. | |
Die Erwartungen an den unmittelbar einsetzenden Refrain, das Herzstück | |
eines jeden Schlagers, steigen. Und dann – nichts. Obwohl der Refrain jetzt | |
in einer neuen Tonart steht und sich der harmonische Rhythmus beschleunigt, | |
wird das kompositorische Potenzial mit einer Pendelmelodik verschenkt. | |
„Feuer und Flamme“ – nur zwei Töne, e und fis, monoton wiederholt. Die | |
Melodie hat weder Richtung noch Ziel. Sie wirkt, als sei sie dafür | |
geschrieben worden, dass Olympiafans sie auch nach dem achten Bier noch | |
mitgrölen können. | |
Auch der Text stellt Mitsinger nicht vor unlösbare Herausforderungen. | |
Leppin selbst singt ihn in ihrem Video mit Glanz in den Augen, umgeben von | |
Kindern, die in bunten T-Shirts eine Choreografie tanzen. Sie gibt noch | |
schnell dem Hamburger Boxer Artem Harutyunyan ein High-Five und setzt dann | |
zum großen Finale an: „Die Stimme für Hamburg und für Olympiaaaaaa“, | |
schmettert sie und geht dabei glatt noch mal einen Ton höher ins h. Mit | |
diesem Lied hat Hamburg die Spiele verdient. | |
22 Nov 2015 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=PdsE1KFQCsM | |
## AUTOREN | |
Andrea Scharpen | |
Stefan Scharpen | |
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