# taz.de -- Mietsystem seit 2014 ausgeschrieben: Leihräder drehen sich langsam | |
> Die Kür des neuen Betreibers für ein öffentliches Fahrradverleihsystem | |
> zieht sich in die Länge. Opposition kritisiert „klägliches“ Ziel von | |
> 1.750 Leihrädern. | |
Bild: „Rien ne va plus“, kann es im Winter schon mal heißen - vielleicht l… | |
Eigentlich sollte alles längst entschieden sein: 2014 startete die | |
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein Vergabeverfahren, um einen | |
Betreiber für ein öffentliches Fahrradverleihsystem zu finden. Ein | |
ganzjährig verfügbares System – für die „letzte Meile“ beim Pendeln in… | |
Innenstadt oder für eine spontane Sightseeing-Runde. | |
Zuletzt hatte es im Sommer geheißen, eine Entscheidung falle im dritten | |
Quartal. Nun soll es „Anfang 2016“ so weit sein. Das geht aus der Antwort | |
der Senatsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage von Andreas Baum | |
(Piratenfraktion) hervor. Schuld sei die „Komplexität des Verfahrens“, so | |
Staatssekretär Christian Gaebler. Außerdem habe man der Bitte Beteiligter | |
entsprochen, die Ausschreibungsfrist zu verlängern. | |
Was Baum noch schärfer kritisiert, ist die geschrumpfte Zielvorstellung | |
beim Leihrad-Angebot: Der künftige Betreiber soll mindestens 1.750 | |
Fahrräder an 175 Stationen bereithalten. „Kläglich“ findet das der | |
Oppositionspolitiker. Als 2011 die Bahntochter DB Rent mit ihren Berliner | |
Call-a-Bike-Rädern zum Prinzip fester Stationen wechselte und für dieses | |
Modellvorhaben Geld vom Bundesverkehrsministerium (BMVI) erhielt, nannte | |
die Senatsverwaltung, die das Vorhaben unterstützte, „5.000 Räder an 320 | |
Stationen“ als Ziel. Das, so Gaebler nun, sei eben der damalige | |
Diskussionsstand gewesen. Allerdings ist für Gaeblers Sprecherin Petra | |
Rohland mehr drin: „Die Anzahl an Rädern und Stationen stellt ein zentrales | |
Zuschlagskriterium dar.“ | |
Vergabeverfahren sind für die Öffentlichkeit wenig transparent. Was man | |
weiß: Fünf Bewerber sind im Rennen, wohl auch die DB Rent, die Call a Bike | |
2015 weiterbetrieben hat, obwohl die Förderung durch das BMVI und | |
anschließend durch den Senat in den Jahren 2013/14 ausgelaufen war. Dass | |
sie es schafft, ist nicht weit hergeholt, aber auch nicht sicher. | |
## 1,5 Millionen pro Jahr | |
Egal, wer das Rennen macht: Er darf sich in den ersten 5 Jahren über je 1,5 | |
Millionen Euro freuen, wie Sprecherin Petra Rohland bestätigt. Exakt 1,5 | |
Millionen mehr also, als die DB Rent im laufenden Jahr erhalten hat, und | |
auch mehr, als sie davor bekam. Sollte es bei Call a Bike bleiben, hätte | |
man also aus der Sicht von Andreas Baum im Grunde ein schlechteres, weil | |
teureres Angebot, als wenn man gar nichts gemacht hätte. | |
Abzuwarten bleibt aber die künftige Tarifstruktur. Zurzeit zahlen spontan | |
Entschlossene bei Call a Bike 1 Euro pro angefangene halbe Stunde. Für | |
„Premium“-Kunden ist die erste halbe Stunde gratis – dafür werden 49 Euro | |
Jahresgebühr fällig. Anders ist das etwa beim Hamburger Betreiber | |
„StadtRAD“: Dort kostet die erste halbe Stunde tatsächlich gar nichts. | |
Unklar ist, was geschieht, wenn ein anderer Anbieter als die DB Rent den | |
Zuschlag erhält, diese aber weitermachen will. Zwei parallele Angebote | |
wären wohl nicht wirtschaftlich zu betreiben. Laut Sprecherin Rohland | |
fallen aber die Flächen auf öffentlichem Straßenland, die jetzt für die | |
Stationen von Call a Bike genutzt werden, dem neuen Betreiber zu – wenn der | |
nicht sowieso DB Rent heißt. | |
3 Dec 2015 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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