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# taz.de -- Nationalisten in der Ukraine: „Helden sterben nie!“
> Am Mittwoch wurde zum ersten Mal der „Tag des Vaterlandsverteidigers“
> begangen. Für die Rechten ein gefundenes Fressen.
Bild: Die Panzer waren die Renner: die Ausstellung „Die Kraft der Unbesiegten…
KIEW taz | Die Ukraine hat am Mittwoch zum ersten Mal den „Tag des
Vaterlandsverteidigers“ gefeiert. Und es waren vor allem die radikalen
Nationalisten des „Rechten Sektors“ und der rechtsradikalen Partei
„Swoboda“, die einen Grund zum Feiern sahen: auch schon in den vergangenen
Jahren hatten die Nationalisten am 14. Oktober mit einem Aufmarsch der
Gründung der Ukrainischen Aufständischen Armee, „UPA“, die während des
Zweiten Weltkrieges als Bündnispartner der Wehrmacht gegen die Sowjetische
Armee gekämpft hatte, gedacht. Dass ausgerechnet der 14. Oktober zu einem
nationalen Feiertag erklärt wurde, dürfte auch ein Zugeständnis der
Regierung an die Rechtsradikalen gewesen sein.
Und so trafen sich am Mittwoch Nachmittag mehrere Tausend ukrainische
Nationalisten auf dem Sophienplatz vor dem Michaelskloster im Herzen von
Kiew und gedachten der Toten des „ukrainisch-russischen Krieges“.
Immer wieder wurden die Redner von Sprechchören wie „Ruhm der Ukraine“,
„Die Ukraine über alles!“, „Tod den Feinden!“, „Helden sterben nie“
unterbrochen. Gleichzeitig vergnügten sich Väter mit ihren Kinder auf
Panzern, Abschussrampen und anderen militärischem Kriegsgerät. Bereits am
Vormittag hatte Präsident Poroschenko die Waffenausstellung auf dem
Sophienplatz eröffnet.
Nach der Auftaktkundgebung marschierten die Nationalisten zum
Untersuchungsgefängnis Lukjanowsk, um rechtsradikalen „politischen
Gefangenen“ ihre Solidarität zu demonstrieren. Dort sitzen die langjährigen
Mitglieder der rechtsradikalen „Swoboda“-Partei, Jurij Sirotjuk und Andrej
Medwedko. Sie werden des Mordes an dem als pro-russisch geltenden
Journalisten Oles Busina verdächtigt. Busina war im vergangenen April vor
seinem Haus in Kiew erschossen worden.
## Widerstand und Ablehnung
Doch bei vielen Menschen in der Ukraine stößt die Kundgebung von Rechtem
Sektor und der rechtsradikalen Partei „Swoboda“ auch auf Widerstand und
Ablehnung. „Dass der Rechte Sektor mitten in Kiew ein paar Tausend Leute
aufmarschieren lassen kann, ist schon tragisch genug. Schlimmer noch aber
ist, dass der Rechte Sektor in vielen Bereichen des Öffentlichen Lebens
bereits die Macht in die Hand genommen hat und das staatliche Gewaltmonopol
in Frage stellt“, resümiert der Journalist Mischa kurz vor Beginn der
Auftaktveranstaltung in einem Bus. Sollten Kräfte, die dem Rechten Sektor
nahe stehen, an die Regierung kommen, werde er ausreisen. Glücklicherweise
habe er auch noch eine andere Staatsbürgerschaft.
Doch auch nach der Veranstaltung regt sich Ablehnung und Widerspruch.
„Wieso müssen die denn die Kinder auf dem Kriegsgerät spielen lassen?“
fragt sich ein Anwohner. „Es ist natürlich traurig, dass wir einen Krieg im
Osten des Landes haben. Aber Kinder mit diesem Mordswerkzeug Krieg spielen
zu lassen, das hat doch nicht mehr mit Vaterlandsliebe zu tun. Das finde
ich absolut unakzeptabel.“
Der rechtsradikalen Partei „Swoboda“, die neben dem „Rechten Sektor“ der
wichtigste Veranstalter des Heldenmarsches war, dürfte nun auch von der
Staatsanwaltschaft weiteres Ungemach drohen. So hatte sie Anfang der Woche
bei drei führenden Mitgliedern der Partei eine Hausdurchsuchung
durchgeführt. Der Grund waren Schüsse auf Demonstranten während der
Demonstrationen auf dem Maidan Anfang 2014. Diese seien auch vom 11. Stock
des Hotels „Ukraine“ gekommen. Und genau auf dieser Etage sollen zum
Zeitpunkt der Tat führende Mitglieder der „Swoboda“ gelebt haben.
14 Oct 2015
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Ukraine
Kyjiw
Swoboda-Partei
Rechter Sektor
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