# taz.de -- Abwasser und Drogenanalyse: Stille Wasser sind high | |
> Volles Rohr: Wie viele Drogen genommen werden, verrät die Kanalisation. | |
> Was wir nehmen, wann wir es nehmen und sogar, wo wir es nehmen. | |
Bild: Ehrliches Örtchen: Was runtergespült wird, kann viel verraten. | |
Belgier lieben das Taubenzüchten. Und Belgier lieben offenbar das Koksen. | |
Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Als ein Labor im Kot von | |
Brieftauben Spuren von Kokain fand, wurde klar: Belgische Züchter hatten | |
ihren Tauben Kokain als Doping verabreicht. Da reichte es den belgischen | |
Tierschützern. 2014 starteten sie eine Onlinepetition: „Stop Giving Birds | |
Cocaine & Other Drugs To Win Belgian Pigeon Races“. Unterzeichnet haben | |
fast 45.000 Menschen aus aller Welt. | |
Antwerpen ist seit Jahren eine der Hochburgen für Koks in Europa. | |
Tatsächlich wird nicht nur in der belgischen Hafenstadt, sondern auch in | |
Dortmund, der angeblichen Malocherstadt, viel gekokst. Und zwar deutlich | |
mehr als in der selbst ernannten Partymetropole Berlin. | |
Woher wir das wissen? Das Abwasser verrät es uns. In der Brühe aus der | |
Kanalisation lassen sich mittlerweile die kleinsten Stoffwechselprodukte | |
nachweisen, von Medikamenten etwa, aber auch von Drogen wie Kokain, Crystal | |
Meth und Ecstasy. Die Methode macht es möglich, mehr zu erfahren über den | |
gesellschaftlichen Rauschzustand. Denn kaum ein menschliches Verhalten ist | |
soziologisch schwieriger zu messen als der Drogenkonsum. | |
Koksen Sie? Wenn ja, wie oft innerhalb eines Jahres? Auf diese Fragen kann | |
niemand eine ehrliche Antwort erwarten, zu stigmatisiert und polizeilich | |
verfolgt ist der Drogenkonsum. Ähnlich wie zur Prostitution gibt es keine | |
validen Daten. Repräsentative Umfragen – ein Ding der Unmöglichkeit. | |
Jugendliche werden zwar regelmäßig befragt, und es gibt Schätzungen, bei | |
denen die Daten von Krankheits- und Todesfällen, Therapien und | |
Polizeikontakten hochgerechnet werden. Doch die Dunkelziffer bleibt hoch. | |
## Kondome, Gebisse, Ratten - und Rückstände von Drogen | |
Ehrlich ist dagegen das Abwasser. Jeder Berliner, jede Berlinerin nutzt zum | |
Beispiel rund 110 Liter Wasser am Tag. Für den Menschen unsichtbar gluckert | |
das Abwasser aus Toiletten und Abflüssen durch die städtische Kanalisation, | |
schlängelt sich durch 9.646 Kilometer unterirdische Röhren und wird in | |
sechs Klärwerke gepumpt. | |
Eines davon steht in Ruhleben. Hinter den Villen des Westberliner Bezirks | |
Spandau taucht die größte Kläranlage der Stadt auf, Postadresse: Freiheit | |
17. Hier riecht es nach einer Mischung aus Dixiklo, Schweinestall, Fäkalien | |
und Kohlrabi. | |
Bewundernswert, wie Menschen bei diesem Gestank arbeiten können. Uwe | |
Schultze aber, ein kleiner Mann mit blauem Hemd und gelbem Helm, liebt | |
seinen Job. Seit 30 Jahren arbeitet er im Klärwerk, und auch daheim schaut | |
er sich YouTube-Videos über die Welt der Kläranlagen an, über Bakterien und | |
Mikroorganismen. An Schultzes Arbeitsplatz in Ruhleben sammelt sich das | |
Abwasser von 1,6 Millionen Menschen. Mit Begeisterung führt er über das | |
Gelände, zeigt auf die verschiedenen Becken und Stationen, die das Abwasser | |
durchlaufen muss. | |
Zunächst sammelt ein riesiger Rechen den groben Abfall aus dem Wasser: | |
Kondome, Essensreste, Gebisse, tote Ratten, Personalausweise – 7 Tonnen | |
Abfall pro Tag werden hier herausgefischt und verbrannt. Dazu kommen | |
täglich 130 bis 150 Tonnen Klärschlamm. | |
Bevor das Wasser weiterfließt, gefiltert und biologisch gereinigt wird, | |
nimmt eine Pumpe alle zwei Stunden eine Probe der Brühe. Das ist Routine, | |
vor Ort wird die Temperatur gemessen und die Werte für Nitrate und andere | |
Stoffe überprüft. | |
Doch einmal im Jahr, im Frühjahr, werden die Proben verschickt, um sie auf | |
psychoaktive Substanzen zu untersuchen. 12 Fläschchen pro Tag, eine Woche | |
lang. In Berlin wurden von drei der sechs Klärwerke Stichproben entnommen, | |
neben Ruhleben auch in den Vororten Waßmannsdorf und Schönerlinde. Die | |
Proben werden in ein Labor in Spanien geschickt. Hier treffen die Proben | |
aus über 40 europäischen Städten ein, die bei dem Modellprojekt mitmachen. | |
## Das Abwasser wird auf fünf Drogen getestet | |
Im Labor testen Analysten die Proben dann auf die Abbauprodukte von fünf | |
Drogen: Auf MDMA, den Wirkstoff von Ecstasy, auf Methamphetamin, den | |
Wirkstoff von Crystal Meth, auf Amphetamin, den Wirkstoff von Speed. | |
Außerdem auf Abbauprodukte von Cannabis und Kokain. Die Daten aus dem Labor | |
werden dann in die Schweiz geschickt – zu Christoph Ort. | |
Der hochgewachsene Schweizer und seine Mitarbeiter am Wasseranalyseinstitut | |
Eawag bei Zürich werten die Ergebnisse aus. Seit 2011 sammeln und bewerten | |
die Forscher die Daten zum Abwasser, darunter Toxikologen, | |
Umweltingenieure, Forensiker, Epidemiologen, Kriminologen. Wenn die | |
Wissenschaftler von ihren Untersuchungen erzählen, sprechen sie von | |
„Humanmaterial“, und meinen damit Schweiß, Urin und Fäkalien. Im Oktober | |
dieses Jahres haben Christoph Ort und sein Team für die Abwasseranalyse | |
einen Preis für innovative Drogenforschung bekommen. | |
Noch nie gab es so viele Informationen zum Drogenkonsum der Europäer. Und | |
die Ergebnisse werden immer genauer. | |
So konnte dieses Jahr zum ersten Mal in vielen Städten THC, der Wirkstoff | |
von Cannabis, im Abwasser nachgewiesen werden, was von der chemischen | |
Zusammensetzung her schwieriger zu analysieren ist als etwa das | |
Kokainabbauprodukt Benzoylecgonin. | |
Jedes Jahr erklären sich mehr Städte bereit, mitzumachen. Zu Beginn, 2011, | |
waren es erst 19 Städte, bei der aktuell laufenden Studie für 2015 sind es | |
mehr als fünfzig. Die Ergebnisse fließen in den jährlichen Europäischen | |
Drogenbericht ein. | |
## Dortmund kokst an Wochentagen | |
In Deutschland sind es fünf Städte, die in diesem Jahr auf Drogenrückstände | |
untersucht werden. Neben Dortmund und Berlin machen Dresden, München und | |
die Kleinstadt Dülmen in Nordrhein-Westfalen mit. Die Analyse zeigt, dass | |
Dortmund nicht nur die Stadt mit dem höchsten Kokainkonsum in Deutschland | |
ist, sondern dass dort an manchen Wochentagen auch mehr Kokain konsumiert | |
wird als am Wochenende. | |
„Deutschland war lange ein weißer Fleck auf unserer Karte“, erzählt Ort. | |
Einige Bürgermeister hätten eine Kooperation sogar abgelehnt, weil sie | |
befürchteten, der Ruf ihrer Stadt würde darunter leiden. „Die Deutschen | |
fanden es zum Teil komisch, wenn ein Schweizer mit internationalem Team | |
daher kommt, um in ihrem Abwasser nach Drogen zu schnüffeln.“ | |
Diese Erfahrung teilt Ort mit seinem Kollegen Fritz Sörgel. Auch er forscht | |
zu Drogen im Abwasser, am Nürnberger Institut für Biomedizinische und | |
Pharmazeutische Forschung: „Von 100 Städten, die wir anfragen, lehnen etwa | |
50 ab.“ | |
Sörgel ist so etwas wie ein Veteran auf dem Feld der Drogenanalyse. Schon | |
im Jahr 2000 wurde er mit seiner Forschung bekannt, damals noch mit der | |
sogenannten Wischmethode. Dafür untersuchte Sörgel die Putzlappen auf den | |
Toiletten des Bundestags und fand dabei Kokainspuren. Viele Medien | |
berichteten groß über die Geschichte. | |
## Das Abwasser schweigt über die Gründe | |
Bekannt wurde sein Institut auch mit Untersuchungen zu Drogenrückständen an | |
Geldscheinen. | |
„Es ist faszinierend, Sie stecken etwas, wie Geldscheine, in die | |
Gesellschaft, und ziehen es danach wieder voller Kokainspuren raus.“ Die | |
neue Euroscheine, bedauert Sörgelt, seien anders beschichtet. Die Drogen | |
blieben schlechter haften. Die meisten Erkenntnisse verspricht er sich | |
deshalb von der Analyse des Abwassers. | |
„Wir hatten natürlich unsere Hypothesen“, sagt Sörgel. „Oder ehrlich | |
gesagt: unsere Vorurteile.“ Er glaubte, dass Kokain vor allem in reichen | |
Städten zu finden sei. Auch Sörgel wurde von den Ergebnissen aus Dortmund | |
und vielen anderen Städten überrascht. | |
Die Informationen sind da, doch viele Fragen bleiben auch mit der | |
Abwasseranalyse offen. Warum nur koksen in Antwerpen so viele Menschen? | |
Warum gibt es so viel Koks in Dortmund und so wenig im reichen München? Das | |
Abwasser schweigt. | |
Wer Antworten auf diese Fragen sucht, muss deshalb jene fragen, die sich in | |
Europas Städten mit Drogen beschäftigen: Suchtberater in Dortmund, | |
Kriminologen in Belgien, Polizisten in Berlin. | |
## Gekifft wird überall | |
Liesbeth Vandam, die belgische Kriminologin, arbeitet bei der Europäischen | |
Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, die jedes Jahr den | |
europäischen Drogenbericht erstellt. Vandam ist die Ansprechpartnerin für | |
die Abwasserforscher. Sie sieht eine Erklärung im Partycharakter der | |
jeweiligen Stadt. „Freizeitdrogen“ wie Kokain und MDMA stiegen meist am | |
Wochenende deutlich an, besonders bei Festivals und Events. | |
Eine Rolle spiele jedoch die Altersverteilung innerhalb einer Stadt und ob | |
es eine Universität gebe. Der Konsum dieser Drogen ist auch deutlich höher | |
in Großstädten als in Kleinstädten. Dagegen kann Vandam bei Cannabis, | |
Amphetaminen und Methamphetaminen keine Unterschiede zwischen großen und | |
kleinen Städten feststellen. | |
Die Abwasseranalyse macht es außerdem möglich, den Konsum im Zeitverlauf zu | |
beobachten. Beispielsweise wird in Europa generell am Wochenende mehr | |
Ecstasy (MDMA) und Kokain konsumiert, relativ gleichmäßig über die Woche | |
verteilt Marihuana. Allerdings sinken die Kokainrückstände an Werktagen | |
nicht dramatisch. Die stark aufputschenden Drogen Crystal Meth und Speed | |
werden in vielen Städten sogar häufiger unter der Woche als am Wochenende | |
konsumiert. In Oslo steigen die Werte werktags um 24 Prozent. | |
## Schmuggelrouten und Produktionsstätten | |
Neben Oslo ist auch Dresden eine der Städte mit dem höchsten Konsum von | |
Crystal Meth. In Ost- und Süddeutschland wird bedeutend mehr Crystal Meth | |
genommen als in Nord- und Westdeutschland. Aus der Abwasseranalyse lassen | |
sich so auch der Verlauf von Schmuggelrouten und die Produktionsstätten von | |
Drogen herauslesen. Mehr als 90 Prozent der Crystal-Meth-Labore befinden | |
sich in Tschechien an der Grenze zu Deutschland. Bis nach Dresden ist es | |
dann nicht mehr weit. | |
Auch das Beispiel Dortmund zeigt, wie sich die Geografie im Drogenkonsum | |
niederschlägt. Die Stadt liegt nahe an der Grenze zu Belgien und den | |
Niederlanden, über deren Häfen die meisten Drogen nach Europa gelangen. | |
„Hier gibt es günstigen Stoff auf der Straße“, bestätigt auch Wolfram | |
Schulte, Leiter der Dortmunder Drogenberatungsstelle. „Ein Gramm gibt es | |
schon für 10 Euro, das ist dann eine Qualitätsfrage“, sagt er. Ein Gramm | |
ist in Berlin zur Zeit für etwa 60 Euro, in Zürich für etwa 80 und in | |
Antwerpen schon für 50 Euro zu haben. Die Ware auf Dortmunds Straßen ist | |
also offenbar mit anderen Mitteln verunreinigt. | |
Gestreckt wird Koks unter anderem mit Pferdeabführmittel. Das greift das | |
Immunsystem an und kann zu Blutkrebs führen. Unklar ist, welchen Einfluss | |
das Strecken der Drogen auf die Werte im Abwasser hat. Je reiner das | |
Kokain, umso höher müssten auch die Ergebnisse sein, oder? Abwasserforscher | |
Ort sagt, man müsse vorsichtig sein mit der Interpretation: „Wenn die Droge | |
stark gestreckt ist und der Konsument einfach die Dosis erhöht, dann messen | |
wir gleich viel der reinen Droge im Abwasser.“ | |
Wegen der vielen Unwägbarkeiten hat auch die Analyse des Abwassers ihre | |
Kritiker. Es scheint, als würde die Brühe immer undurchsichtiger werden, je | |
tiefer man in sie hineinschaut. | |
## Wasserpfeife in Form eines Totenkopfs | |
„Ich bin skeptisch mit diesen Abwasseranalysen. Was soll das bringen?“, | |
fragt Olaf Schremm, Leiter des Drogendezernats des LKA Berlin. Vor dem | |
Eingang hängen vergilbte Plakate aus dem Jahr 2008, die nach Tätern suchen. | |
Schremm sitzt in seinem Büro, sein Vorgänger hat ihm eine Wasserpfeife in | |
Form eines Totenkopfs im Regal hinterlassen. Wenn Schremm und seine | |
Kollegen bei Razzien Drogen beschlagnahmen, werden diese nicht in die | |
Toilette gekippt, sondern verbrannt. Alle zwei Wochen fährt ein | |
Polizeitransporter aus dem Hinterhof, er bringt die Drogenfunde zum | |
Müllheizkraftwerk, das direkt neben der Kläranlage in Ruhleben steht. | |
„Die Frage ist: Was habe ich von der Erkenntnis? Berlin ist eine | |
Partystadt, ein Touristenmagnet.“ Viele würden nach Berlin kommen, um | |
Drogen zu nehmen. „Aber das sagt uns nichts über den Konsum der Berliner.“ | |
Zwar rechnen die Forscher die Werte auf die Zahl der Bewohner hoch, um den | |
Drogenkonsum vergleichbar zu machen. Doch gerade in Städten mit vielen | |
Touristen dürfte ein erheblicher Teil des Drogenkonsums auf Besucher | |
zurückzuführen sein – auch die müssen schließlich mal aufs Klo. Das gleic… | |
Problem für die Methode stellen Pendler dar. In Zürich etwa leben 400.000 | |
Menschen, unter der Woche sind es 800.000. | |
Und nicht jedes Gramm Koks, das sich im Abwasser nachweisen lässt, wurde | |
vorher auch konsumiert. Wenn die Polizei eine Hausdurchsuchung durchführt | |
und ein Dealer sein Kokain in der Toilette herunterspült, schnellen die | |
Werte in die Höhe. | |
Trotz der Probleme können die Abwasseruntersuchungen auch Trends aufspüren. | |
Bei der Nutzung von legalen Drogen und verschreibungspflichtigen | |
Medikamenten sind durch die Abwasseranalyse neue Erkenntnisse möglich: | |
Lassen sich zum Beispiel immer mehr Antidepressiva im Wasser messen? Und | |
wie verändert sich der Konsum von Schlafmitteln an Wochentagen und zu | |
unterschiedlichen Jahreszeiten? Bei einer Konferenz im Oktober diskutierte | |
Ort mit anderen europäischen Abwasserforschern über den Nachweis neuer | |
Drogen und über die Analysen von Nikotin- und Alkoholrückständen im | |
Abwasser. | |
Die Abwasseranalysen entstanden in den neunziger Jahren. Ursprünglich war | |
das Ziel, die Folgen von Chemikalien im Wasserkreislauf auf Flüsse und | |
Böden zu untersuchen. Abwasserforscher Sörgel sieht langfristig ein | |
Problem: „Auf lange Sicht, über Jahrzehnte, reichern sich die Substanzen | |
an, im Kreislauf der Umwelt, im Boden.“ Schon jetzt kann die Kläranlage das | |
Wasser von manchen Substanzen nicht ganz reinigen. Röntgenkontrastmittel | |
sind sehr stabil, Schmerzmittel wie Iboprophen, auch einige | |
Malariamedikamente sind schwer abbaubar. „Irgendwann“, so Sörgel, „ist d… | |
Pufferkapazität der Böden erschöpft. Und es kommen immer neue Medikamente | |
auf den Markt, deren Auswirkungen muss man beobachten.“ | |
Werden wir bald high, wenn wir in Berlin oder Dortmund viel Leitungswasser | |
trinken? „Bis jetzt kann man keine Spuren in unserem Leitungswasser | |
feststellen“, sagt Sörgel. Die Rückstände, die sich im Grundwasser | |
befinden, seien unmessbar klein. „Man müsste allerdings mal das Grundwasser | |
in Südamerika nach Kokainspuren analysieren.“ Sörgel sieht schon ein neues | |
Projekt. | |
## Mehr Städte, längere Zeiträume, das ist ihr Ziel | |
Doch selbst in Europas Gewässern lassen sich bereits Drogen nachweisen. | |
2005 haben Mailänder Pharmakologen Wasser eines Flusses auf Drogenspuren | |
untersucht. Es ist ein Fluss, dessen Name dafür nicht passender sein | |
könnte: der Po, Italiens längster Fluss, der von Venedig bis weiter nach | |
Frankreich fließt. Die Forscher fanden erheblich mehr Kokain, als bisherige | |
Studien den Italienern in dieser Region zugetraut hatten. | |
Auch Sörgel hat bereits Flüsse auf Rückstände von Drogen untersucht. Im | |
Rhein bei Mannheim fand er 2007 hohe Kokainrückstände. Doch die Analyse ist | |
schwierig, schließlich fließt der Rhein vorher bereits durch die Schweiz | |
und an anderen deutschen Städten vorbei. | |
Deshalb setzen die Forscher auf die Abwasseranalyse. Sie hat den Vorteil, | |
dass die Ergebnisse viel besser interpretierbar sind. Trotzdem schränken | |
auch sie die Aussagekraft ein: „Das Abwasser von einer einzigen Woche zu | |
untersuchen ist nicht viel“, sagt Ort. „Erst wenn wir Ergebnisse über einen | |
längeren Zeitraum hinweg sammeln, können wir vorsichtig Rückschlüsse | |
ziehen.“ | |
Ort und Sörgel wollen ihre Analysen deshalb weiterausdehnen. Mehr Städte, | |
längere Zeiträume, das ist ihr Ziel. Sörgel hat damit bereits angefangen – | |
zu Hause. | |
Drei Jahre lang, von 2009 bis 2012 untersuchte er bereits das Abwasser | |
seines Heimatstädtchen Heroldsberg bei Nürnberg, 7.160 Einwohner, aufs | |
Ausführlichste auf dessen Kokainkonsum. Er wertete das Abwasser der | |
fränkischen Kleinstadt mit Zeitreihenanalysen aus. Zwar waren die Werte | |
insgesamt niedrig, doch fand Sörgel erhöhte Werte im Winter und im | |
Frühjahr. Besonders an Tagen mit Frost und Schnee waren die Werte höher. In | |
diesem Jahr hat er sich den Koffeinkonsum seiner Nachbarn vorgenommen. Bald | |
erscheinen die Ergebnisse. | |
3 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Bigna Fink | |
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