# taz.de -- Rassistische Ermittlungen: Polizeipräsident für Beschwerdestelle�… | |
> Polizei und Menschenrechtler diskutieren über „Racial Profiling“ – und | |
> Polizeipräsident Lutz Müller hat eine Idee, wie es sich bekämpfen lässt�… | |
Bild: Bremens Polizei diskutiert mit Menschenrechtlern über „Racial Profilin… | |
BREMEN taz | Bremens Polizeipräsident Lutz Müller befürwortet eine externe | |
Beschwerdestelle, um rassistischer Diskriminierung zu begegnen. Das sagte | |
er auf einem Fachtag über „Racial Profiling“, der am Dienstag im DGB-Haus | |
stattgefunden hat. Vor etwa 100 ExpertInnen aus ganz Europa hatten er und | |
andere PolizistInnen mit VertreterInnen der „Initiative Schwarze Menschen | |
in Deutschland“ und MenschenrechtlerInnen von Amnesty International | |
diskutiert. Amnesty fordern seit Langem eine unabhängige Beschwerdestelle. | |
Im Rahmen des Fachtages war das entsprechende holländische Modell | |
vorgestellt und diskutiert worden. Müller sieht dies als Vorbild. „Ich | |
würde die Einrichtung einer solchen Beschwerdestelle begrüßen“, sagte er | |
zur taz. „Es sollte dabei auch um ein langfristiges Monitoring und | |
Qualitätsmanagement gehen.“ Der Fokus sollte sich dabei nicht nur auf die | |
Polizei beschränken, es gebe auch Diskriminierungen bei anderen Behörden, | |
so Müller. | |
Über Fahndungsmaßnahmen etwa im Steintor-Viertel, die nur Menschen mit | |
schwarzer Hautfarbe treffen, über Grenzkontrollen und Durchsuchungen nach | |
Augenschein war auf dem Fachtag kontrovers diskutiert worden. All das sei | |
„Racial Profiling“, kritisierte etwa Martin Herrnkind, Kriminologe und | |
Amnesty-Experten, und all das verstoße gegen gültige Rechtsprechung. Dass | |
die Bremer Polizei das Problem – anders als etwa die Bundespolizei – nicht | |
leugne, sei ein richtiger Schritt, so Herrnkind. | |
Es war bereits der zweite Fachtag zu diesem Thema mit Beteiligung der | |
Bremer Polizei. Die Themen Integration, Migration und das Problem der | |
Stigmatisierung gehören zum Lehrplan sowie zum Fortbildungsangebot der | |
Bremer Polizei. 50 Prozent der BeamtInnen sollen bereits geschult worden | |
sein. | |
Dennoch sieht man im Steintor-Viertel kaum eine Drogen-Kontrolle, die nicht | |
einen Schwarzen trifft. Dies in der Praxis zu ändern sei „durchaus schwer“, | |
so Müller, da „eine bestimmte Zielgruppe identifiziert“ sei. Zu | |
anlassunabhängigen Kontrollen von Menschen mit schwarzer Hautfarbe dürfe es | |
allerdings nicht komme, es müsse immer „eine konkrete Tathandlung einer | |
bestimmten Person beobachtet“ werden. Wegen der Kontrollen im Viertel etwa | |
stehe die Polizei in Kontakt mit dem Pan-Afrikanischen Kulturverein, um zu | |
kommunizieren, dass diese auf Drogendealer abziele. Müller spricht von | |
„Sensibilisierung“ und „guter, innerer Führung“ bei der Polizei. | |
Olaf Bernau von der gewerkschaftlichen Stelle „Antidiskriminierungsstelle | |
in der Arbeitswelt“ begrüßt die Haltung Müllers. In den letzten Jahren habe | |
es bereits Verbesserungen in Bremen gegeben, so Bernau. Daran gelte | |
anzuknüpfen. | |
29 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
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