| # taz.de -- Polizei: Innen ganz weich | |
| > Bremer PolizistInnen klagen über fehlendes Personal, miese Bezahlung und | |
| > mangelnde Ausrüstung. Anerkennung und Liebe fehlen ihnen auch. | |
| Bild: Grimmige Stimmung auf der Personalversammlung der Bremer Polizei. | |
| BREMEN taz | Die Bremer Polizei ist unzufrieden: Zu wenig Personal, | |
| schlechte Bezahlung und veraltete Ausrüstung. Das Hauptproblem aber, das | |
| sich durch die Redebeiträge der Personalversammlung am Montag zog, ist die | |
| vermeintlich mangelnde Anerkennung durch Politik und Öffentlichkeit. Rund | |
| 700 BeamtInnen waren der Einladung des Personalrats ins Congress Centrum | |
| gefolgt. | |
| Personalratsvorsitzender Rolf Oehmke kritisierte die Unterbesetzung auf den | |
| Dienststellen. Es habe zwar etwas mehr Neueinstellungen als in den | |
| Vorjahren gegeben, dafür seien die Einsätze aber immer zeit und | |
| personalintensiver geworden. Denn trotz insgesamt rückläufiger Kriminalität | |
| steige die Gewalt gegen PolizeibeamtInnen. | |
| Die BeamtInnen sorgen sich um ihre Beförderungen, gerade junge KollegInnen | |
| hätten keine berufliche Perspektive, wenn sie mit der ersten und einzigen | |
| Beförderung erst kurz vor der Rente rechnen könnten, so Oehmke. Besonders | |
| prekär sei die Situation von Quereinsteigern, im Bereich des technischen | |
| Supports etwa sind einige Mitarbeiter seit Jahren über externe | |
| Zeitarbeitsfirmen beschäftigt. | |
| Polizeipräsident Lutz Müller stritt das nicht ab. Man arbeite an einer | |
| Lösung, sagte er, müsse dabei aber sicherstellen, dass entsprechende | |
| Regelstellen auch von jenen MitarbeiterInnen besetzt würden, „die den Job | |
| seit Jahren gut machen“. Die Stellen kurzfristig zu schaffen, hieße, dass | |
| die ausgeschrieben werden müssten und damit für alle BewerberInnen offen | |
| wären. Auch Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) erklärte die Sachzwänge eher, | |
| als den Vorwürfen des Personalrats zu widersprechen. In Selbstkritik übte | |
| er sich auch: Bei der Besoldungsfrage „hatten wir keine glückliche Hand“, | |
| sagte er. In Zukunft müsse das besser werden. In Sachen Neueinstellungen | |
| sei das Ziel, „das heutige Niveau zu halten“. Bis 2018 befänden sich dafür | |
| genug Nachwuchs in Ausbildung. Und über die Zeit danach habe im nächsten | |
| Jahr ein neuer Senat zu entscheiden. | |
| Die grundsätzliche Unzufriedenheit vieler BeamtInnen hat aber nicht nur | |
| personelle Gründe: Die aktuellen Debatten um Spuckschutz, | |
| Kennzeichnungspflicht und Bodycams seien Ausdruck eines Misstrauens gegen | |
| die Polizei, kritisierten die Redner einhellig. Nils Winter von der | |
| Gewerkschaft der Polizei (GdP) beklagte, dass die Kennzeichnungspflicht, | |
| „im Eiltempo durch die Bürgerschaft gejagt“ worden sei. Die Nummern auf der | |
| Uniform sollen helfen, Vorwürfe gegen Beamte aufzuklären. Auf den | |
| Spuckschutz hingegen habe man fünf Jahre warten müssen. | |
| GdP-Chef Jochen Kopelke verwies auf die gesellschaftliche Aufgabe der | |
| Polizei: „Wenn die Politik Hooligans, Salafisten, Linksradikalen und | |
| Rechtsextremisten den Kampf ansagt, dann sind es wir, die in den Kampf | |
| ziehen.“ In den Medien entstehe ein Bild, „das unserer Erfahrungswelt | |
| widerspricht“. Das liege daran, dass die Polizei in ihren Darstellungen | |
| immer „sehr zurückhaltend“ sei. | |
| Wenig zurückhaltend war allerdings der darauf folgende Redebeitrag eines | |
| Beamten: Die „hohen Herrschaften in der Bürgerschaft“ würden der Polizei … | |
| den Rücken fallen, sagte er. Wenn Linken-Fraktionschefin Kristina Vogt die | |
| Spuckschutz-Hauben etwa als „aus bürgerrechtlicher Sicht problematisch“ | |
| bezeichne, dann stelle sie die Polizei damit in die Ecke der NPD. | |
| 1 Dec 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Jan-Paul Koopmann | |
| Jan-Paul Koopmann | |
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