# taz.de -- München und die Flüchtlingskrise: Am Limit und alleingelassen | |
> Erstmals können nicht alle ankommenden Flüchtlinge untergebracht werden. | |
> Die Stadt kritisiert mangelnde Unterstützung. Das bayerische Kabinett | |
> trifft sich. | |
Bild: Bis zum späten Samstagabend, dem 12. September, kamen schätzungsweise 1… | |
München dpa | Angesichts der sich dramatisch zuspitzenden Flüchtlingslage | |
in München kommt das bayerische Kabinett am Sonntag zu einer Sondersitzung | |
zusammen. Dies teilte die Staatskanzlei am Samstagabend mit. Es sollen | |
weitere Sofortmaßnahmen beschlossen werden. | |
Die Belastungsfähigkeit Münchens ist am Limit. Die Behörden suchen nach | |
neuen Lösungen. Zeltstädte und die Olympiahalle sollen als Notunterkünfte | |
bereitgestellt werden. Erstmals seit Beginn der großen Flüchtlingswanderung | |
vor einer Woche konnte die bayerische Landeshauptstadt am Samstag nicht | |
mehr garantieren, dass alle Ankommenden sicher eine Notunterkunft bekommen. | |
Auch am Abend trafen weitere Züge ein. Bis Mitternacht kamen nach | |
Schätzungen bis zu 13. 000 Menschen am Münchner Hauptbahnhof an. Manche | |
legten sich im Hauptbahnhof mit Decken und Schlafsäcken auf den Boden. | |
Die Lage hatte sich bereits den ganzen Tag über abgezeichnet. „Sie sehen | |
uns durchaus sehr besorgt vor sich“, hatte der Regierungspräsident von | |
Oberbayern, Christoph Hillenbrand, am Abend bereits gesagt. | |
## „Das ist einfach lächerlich“ | |
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) kritisierte erneut die mangelnde | |
Unterstützung aus anderen Bundesländern. Außer nach Nordrhein-Westfalen | |
seien am Samstag lediglich acht Busse mit insgesamt 400 Menschen in andere | |
Bundesländer gestartet. „Das ist einfach lächerlich“, sagte Reiter. Münc… | |
übernehme gerade eine nationale Aufgabe. Die Situation sei seit Tagen | |
absehbar gewesen. Dennoch habe sich nichts getan. Er sei „bitter | |
enttäuscht, dass es nun auf eine Situation zuläuft, in der wir sagen | |
müssen: Wir haben für ankommende Flüchtlinge keinen Platz mehr.“ | |
Er finde es seitens der anderen Bundesländer nach zehn Tagen „absolut | |
dreist, zu sagen: wir sind am Anschlag“. Wer so spreche, solle sich in | |
München ansehen, was „am Anschlag“ bedeute. Reiter und Hillenbrand | |
wiederholten ihren Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die | |
anderen Bundesländer, München und die Region nicht alleinzulassen. Jeder | |
Zug, der in einer anderen Kommune ankomme, sei eine Entlastung für München. | |
Nach Informationen von ehrenamtlichen Helfern übernachteten einige Menschen | |
auch am Zentralen Busbahnhof. Die Lage werde gerade geprüft, sagte Marina | |
Lessig, Koordinatorin für das ehrenamtliche Engagement, kurz vor | |
Mitternacht. „Wir sind zuversichtlich, dass wir zumindest alle mit dem | |
Notwendigsten versorgen können: Decken, Wasser, Nahrung.“ Ehrenamtliche und | |
Feuerwehr hätten bereits begonnen, eine Zeltstadt aufzubauen, sagte Lessig. | |
Auch in der Olympiahalle liefen bereits die Vorbereitungen, um dort | |
Flüchtlingen vorübergehend aufzunehmen. | |
## Hilfe von der Bundeswehr | |
Auch die Bundeswehr half beim Einrichten der Notlager. Feldbetten seien | |
kaum noch zu bekommen, hieß es. Gegen 20.30 Uhr hatten Helfer die Münchner | |
über die sozialen Medien aufgerufen, Schlafsäcke und Isomatten zu bringen. | |
„Wir haben weit mehr bekommen, als wir brauchen“, sagte Lessig. „Wir werd… | |
den Aufruf aber noch nicht stoppen, weil wir nicht wissen, was morgen los | |
ist.“ | |
Denn Tausende weitere Menschen sind auf dem Weg. Die Balkanroute sei voller | |
denn je, hieß es. | |
13 Sep 2015 | |
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